Tipps rund ums Studieren | Wissenschaftliches Arbeiten: Schreiben und Korrigieren

Mittwoch, 11. April 2018 um 10:01 Uhr

Schreiben ist kein Zauberwerk | Einen Rohtext verfassen | Überarbeiten und Abschließen

Du hast dir eine Fragestellung überlegt, eine Gliederung aufgestellt, vielleicht schon mit deinem Dozenten oder deiner Dozentin gesprochen. Am liebsten würdest du dich hinsetzen und sofort die druckfertige Hausarbeit niederschreiben. Du hast so große Ziele und trotzdem bist du gehemmt anzufangen? Das ist nicht verwunderlich. Denn die Erwartungen, die du an dich und deinen Text stellst, sind so hoch, dass du sie gar nicht erfüllen KANNST.

Die gute Nachricht: Schreiben ist kein Zauberwerk. Es ist ein Prozess und kein Blitzwerk. Dieser Prozess kann erlernt, optimiert und reflektiert werden. Wenn du das anerkennst, wird es dir auch leichter fallen in einen Schreibfluss zu gelangen. Der Text liegt nicht mehr als unnahbares Meisterwerk vor dir, sondern als ein Weg in machbaren Etappen. Die ersten hast du sogar schon geschafft: Du hattest eine Idee, hast eine Forschungsfrage formuliert und eine Struktur entwickelt. Nun geht es zur nächsten Etappe: Das Schreiben des Rohtextes.

Einen Rohtext verfassen

Auch das Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten darf Spaß machen. Um dich von den oben genannten Erwartungen frei zu schreiben kann es hilfreich sein, erst einmal in eine lockere Phase der Textproduktion einzusteigen.

Wie kann eine solche Schreibeinheit aussehen? Zuerst solltest du dir einen geeigneten Schreibort suchen. Zu Hause wirst du ständig von irgendwem abgelenkt? Dann könnte Schreiben in der Bibliothek etwas für dich sein. Die Stühle in der Bibliothek sind furchtbar unbequem? Warum verlagerst du deinen Schreibort nicht in ein gemütliches Café?

Um auf dein Wissen zugreifen zu können, wirst du dir in der Recherchephase bereits Notizen gemacht, bzw. ein Mindmap oder Cluster erstellt haben. Bevor du anfängst, kannst du dir noch einmal die Notizen zu dem Thema oder Kapitel, an das du dich in deiner Schreibeinheit setzen willst, anschauen um dein bereits erworbenes Wissen wieder frisch ins Gedächtnis zu rufen. Jetzt setzt du dir ein Zeitfenster: 20, 30 oder auch 40 Minuten. Und dann? Kann es auch schon losgehen! Schreib einfach drauf los! Dein Text kann sehr grundlegend und karg, aber auch ausgeschmückt und persönlich werden. Das, was du produzierst ist eine erste Textfassung und wird später noch überarbeitet werden. Merkst du im Schreiben, dass dir bestimmte Informationen fehlen und du wieder in die Recherche einsteigen müsstest, unterbrich deinen Schreibfluss nicht, sondern vermerke die Wissenslücken als Notizen am Rand deines Textes. Lege deinen Rohtext nach einer Schreibeinheit zur Seite und gönne dir eine kurze Pause. Du kannst ihn später bearbeiten, Informationen einfügen oder auch, falls du ihn per Hand geschrieben hast, abtippen.
 

Überarbeiten und Feedback einholen

Dein kompletter Rohtext ist verfasst, jetzt muss er geschliffen werden. Aus einem Entwurf soll ein abgabefertiger, wissenschaftlicher Text entstehen. Vielleicht überkommt dich an dieser Stelle ein erster Moment der Enttäuschung. Noch so viel ist an deinem Rohtext zu tun?! Das mag sein, denn auch Überarbeiten gehört zum Schreibprozess dazu. Die meisten Texte entfalten erst in der Überarbeitungsphase ihr volles Potential. Da wird geschärft, gestrichen, konkretisiert und in Form gebracht. Auch hier gilt: Nimm dir am besten ein Kapitel nach dem anderen vor. In der Überarbeitungsphase macht es Sinn den Text auszudrucken. Denn ein Wechsel des Mediums hilft dir den Text noch einmal ganz neu zu betrachten.

Beim Überarbeiten empfiehlt es sich, jedes Kapitel mehrfach durchzugehen und auf unterschiedliche Aspekte zu achten. Beispielsweise Logik und Inhalt, Sprache und Satzlängen oder wissenschaftliche Zitierregeln. Und nicht zuletzt: Hol dir Feedback! Auch hier kann eine Aufteilung der Aspekte sinnvoll sein. Verschiedene Leute können beim Korrektur lesen auf unterschiedliche Aspekte achten: Argumentation, Rechtschreibung oder wissenschaftliche Formalien. So wird jeder Aspekt genauer betrachtet.
 

Abschließen

Ein Text ist nie fertig. Man kann immer noch weiter überarbeiten, ein Thema ausbauen oder zum zehnten mal an der Formulierung feilen. Genauso wie das Schreiben erfordert auch das Abschließen einer wissenschaftlichen Arbeit Mut. Deswegen nimm dir genügend Zeit deine Arbeit fertig zu stellen, aber setze auch einen Schlusspunkt.
 

Zusammen schreibt man weniger allein

Du hast noch weitere Fragen oder möchtest einfach mal mit jemandem über dein aktuelles Schreibprojekt sprechen? Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Lese- und Schreibzentrum entstanden. In persönlichen Lese- und Schreibberatungen setzen sich Tutorinnen und Tutoren mit dir zusammen mit konkreten Fragen zu deinem Schreibprojekt auseinander. Und in Kurzworkshops oder gemeinsamen Schreibwochen kannst du neue Motivation und Ideen für deine wissenschaftliche Arbeit finden. Hier geht es zu den Angeboten des Lese- und Schreibzentrums.
 

Weiterlesen! Du willst noch mehr über das wissenschaftliche Arbeiten erfahren? Unsere Empfehlungen:

  • Judith Wolfsberger: Frei geschrieben. Mut, Freiheit & Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten.
  • Ulrike Pospiech: Wie schreibt man wissenschaftliche Arbeiten. Alles Wichtige von der Planung bis zum fertigen Text.

© birgitH / pixelio.de