Tipps rund ums Studieren | Stress im Studium?

Donnerstag, 10. November 2016 um 09:59 Uhr

Fuß vom Gas und durchatmen | Die Denkweise ist entscheidend | Netzwerke schützen

Aufgelaufene Hausarbeiten, Lernen für die Nachschreibklausur, Nebenjob, Haushalt , Auslandsaufenthalt, Fremdsprachenkenntnisse und Praktika – und dabei trotzdem noch Zeit für Freunde, Familie und Hobbies? Der Zeitdruck sitzt dir im Nacken, schließlich hast du überall gehört, du müsstest möglichst jung für potentielle Arbeitgeber bereit stehen ….Ob aus Zielstrebigkeit oder Zukunftsangst – all diese Anforderungen unter einen Hut zu bringen erzeugt Druck. Das kann extrem belastend sein und zu Stress-Symptomen (siehe hierzu Folien S. 4/5) führen.

Diese kleinen Tipps sind kein Allheilmittel, können aber zumindest in einigen Fällen helfen, Stress zu lindern oder Stress vorzubeugen.

1. Fuß vom Gas und durchatmen, bitte!

Du hetzt von Termin zu Termin und erfüllst alle nötigen (oder vielleicht auch unnötigen?) Verpflichtungen, aber dein Leben fliegt an dir vorbei und du fühlst dich total erschöpft? Spätestens jetzt halte einmal kurz inne und atme tief ein und aus. Am besten wiederholst du das Ganze ein paar mal. Entschleunigung heißt das Zauberwort…

Versuche dabei, dich von der „Gedankenautobahn“ in die „Gedankenspielstraße“ zu versetzen. Der Tunnelblick verschwindet allmählich und du hast plötzlich die Ruhe, deinen Blick etwas nach rechts und links schweifen zu lassen und nimmst mehr Details deiner Umgebung wahr. Du entdeckst vielleicht jetzt Dinge, die neu aber sehr interessant und möglicherweise nützlich für dich sind. Vielleicht hättest Du bei dem hohen Tempo vorher sogar etwas oder jemanden Entscheidendes übersehen!?

Will sagen: Auch wenn du einen Gang herunterschaltest, kannst du wertvolle Informationen sammeln. Wertvoll für dich persönlich, weil sie positive Gefühle bei dir auslösen, wertvoll aber vielleicht auch für Studium und Beruf, weil du vielleicht neue Anregungen bekommst.

Wenn du dir alle deine derzeitigen Anforderungen bewusst machst und dich neutral von außen betrachtest – welche davon müssen tatsächlich unbedingt sofort erfüllt werden? Hinterfrage ab und zu deine „Glaubenssätze“ und deinen „inneren Antreiber“. Ist dein Zeitdruck überwiegend durch äußere Faktoren (Finanzierung o.ä.) begründet? Oder sind es eigene Ansprüche oder Ansprüche anderer, die dich antreiben? Wo hast du Spielraum, etwas zu ändern? Wenn du dich bereits erschöpft fühlst, frage dich, ob das Pensum, das du leisten möchtest, zu deinen Ressourcen passt. Ehrlichkeit ist hier wichtig. Es nützt nichts mehr zu wollen, als man leisten kann. Das führt  zu einer Erschöpfung der Energieressourcen, auf Dauer nimmt sogar deine Leistungsfähigkeit ab. Also: Lieber langsamer fahren oder kürzere Etappen, aber dafür heile ankommen.

2. Problem oder Chance - Die Denkweise ist entscheidend

Eine gute Nachricht – du selbst hast bis zu einem gewissen Maß Einfluss darauf, ob du auf eine Situation mit Stress-Symptomen reagierst oder im positiven Sinne angespannt bist. Die Bewertung deiner Bewältigungsmöglichkeiten ist hier ein entscheidender Faktor. Menschen können besser mit Stress umgehen, wenn sie die Umstände mindestens teilweise nach ihren Bedürfnissen beeinflussen können und ihre Energie für Aktion und Zukunftsorientierung einsetzen. Ein „Hätte…- oder „Wäre…-Denken“ ist meist rückwärtsgewandt und bindet deine Energie möglicherweise an Dinge, die nicht zu ändern sind. Als Folge bleibst du eher passiv. Die Situation selbst ändert sich durch die Sichtweise nicht – wohl aber das Gefühl in Bezug auf dieselbe. Ein Beispiel: Stell dir vor, du bist durch eine Klausur gefallen. Du könntest jetzt

a) dir Selbstvorwürfe machen oder auch den Dozierenden, deiner Lerngruppe etc. (sei kreativ)… die Schuld geben und damit hadern, dass du nun vielleicht länger studieren und den Stoff noch einmal lernen musst. Du glaubst nicht, dass du beim nächsten Mal ein besseres Ergebnis bekommst, hast überhaupt keine Lust zu lernen und bekommst den Stoff einfach nicht in den Kopf oder

b) die schlechte Bewertung als Fakt hinnehmen (mögen musst du ihn ja nicht), herausfinden, woran es lag und was du verbessern kannst, mit Dozierenden und Kommiliton_innen sprechen und den neuen Versuch als Chance und Möglichkeit sehen, das Thema dieses Mal wirklich richtig zu begreifen. Du lernst jetzt Dank der Rückmeldung der Dozierenden und Kommiliton_innen zielgerichteter und kannst auf deinem vorhandenen Wissen aufbauen.

Welche Denkweise glaubst du hilft dir, negative Stressreaktionen zu vermeiden? Es geht nicht um die „rosarote Brille“, sondern darum, deine Denkweise zu erweitern und Handeln zu ermöglichen. Wenn das (gerade noch) nicht möglich ist und du dich mutlos, kraftlos, erschöpft und gelähmt fühlst, versuche einmal folgendes: Stell dir vor, du hättest das Problem bereits gelöst und würdest mit 10 Jahren Abstand auf heute zurück schauen: Was könntest du aus der Situation gelernt haben? Welche (Er)Kenntnisse könntest du gewonnen und welcher Fertigkeiten dir angeeignet haben? Wie fühlt sich die Situation aus der Warte für dich an? Damit kannst du dich auch emotional etwas von der akuten Situation distanzieren.

3. Netzwerke schützen

Damit ist nicht etwa dein WLAN-Netzwerk gemeint :-)

Soziale Unterstützung, also ein Netzwerk aus Menschen, die dir positiv gesonnen sind, mit denen du gerne Zeit verbringst und die dir auch in schlechteren Zeiten zur Seite stehen (also i.d.R. Freunde, Familie, Partner/ Partnerin) sind ein wichtiger Baustein für deine „Resilienz“, also deine Widerstandskraft gegenüber Stress. Auch wenn du noch so viel zu tun hast – schaffe dir Freiräume, um mit diesen Menschen in Kontakt zu bleiben. Auch „Zweckgemeinschaften“ wie Lerngruppen bewirken, dass du dich dem Stress nicht allein ausgesetzt fühlst. In der Gruppe bzw. im Team motiviert ihr euch gegenseitig, bei der Sache zu bleiben, auch wenn ihr gerade eine Durststrecke habt. Und wenn es gut läuft, kommt nebenbei auch noch ein weiteres Anti-Stress-Mittel ins Spiel: Humor. Und wer lacht schon gerne allein?

Also sorge gut für dein soziales Netzwerk, denn ihr schützt euch damit gegenseitig vor negativem Stress.

 

Hol dir Unterstützung!

Du musst nicht alles allein schaffen. In der Universität und auch darüber hinaus ist die Belastungssituation von Studierenden bekannt. Es gibt zahlreiche Einrichtungen, die dich gerne auf deinem Weg unterstützen. Die Zentrale Studienberatung (ZSB) kann dir z.B. helfen, wenn du an deinem Studium zweifelst, Entscheidungshilfe brauchst oder auch eine methodische Unterstützung bei der Frage nach dem „Was kommt danach?“ geben, gelegentlich werden auch Workshops z.B. zum Thema Stressmanagement angeboten. Fachstudienberater können dir bei spezifischen Fragen zum Studiengang helfen, bei der Psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerks gibt es psychologische Unterstützung, z.B. in persönlichen Krisen, aber auch Beratungen zu Lernmethoden. Das Lese- und Schreibzentrum des Instituts für Deutsche Sprache und Literatur berät und unterstützt dich beim Verfassen von Hausarbeiten, außerdem kannst du Entspannungsmethoden lernen, Zeitmanagement-Kurse besuchen, dich über Finanzierungsmöglichkeiten informieren, die Angebote des Gleichstellungsbüros nutzen und vieles mehr. Als erste Anlaufstelle kannst du dich an die ZSB wenden, wir können dir Tipps für weitere Ansprechpartner geben, falls nötig. Sei clever und nutz die vielfältigen Angebote, damit du deine Balance zwischen Anspannung und Entspannung halten kannst.


@ pixelio.de/Jürgen Acker