Kennst du sie auch, die schlaflosen Nächte bevor du einen Vortrag vor einer großen Gruppe halten musst? Traust du dich, im Seminar nachzufragen, wenn du etwas nicht verstanden hast oder befürchtest du, eine vermeintlich „dumme“ Frage zu stellen und dich dadurch möglicherweise vor der Dozentin bzw. dem Dozenten sowie deinen Kommilitonen und Kommilitoninnen zu blamieren?
Solche Situationen lösen Stress aus und erfordern einiges an Selbstvertrauen. Sie zu vermeiden kann aber bedeuten, wichtige Lernerfahrungen sausen zu lassen, die für ein entspanntes Studium und auch deinen Studienerfolg wichtig sein können. Wenn du wissen möchtest, wie du das Vertrauen in dich selbst stärken kannst, dann schau‘ dir die Tipps auf unserer Homepage an.
Stressige Situationen im Studium lassen sich mit einem gestärkten Selbstvertrauen entspannter und dadurch erfolgreicher meistern. Viele Menschen reagieren jedoch auf stress- und angstauslösende Situationen mit Vermeidung – das kann durchaus richtig sein und vor ernsten Gefahren schützen, es kann aber auch dazu führen, dass uns wichtige Erfahrungen entgehen. In den eingangs genannten Beispielen kann sich sogar durch Vermeidung ein Kreislauf entwickeln, der für noch mehr Stress im Studium sorgt. Denn wenn du nicht bei der Dozentin bzw. beim Dozenten nachfragst, fehlt dir vielleicht das nötige Verständnis für Zusammenhänge in der Prüfung und das Ergebnis fällt möglicherweise nicht so gut aus. Das kann sich wiederum negativ auf dein Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten auswirken. So manche oder mancher beginnt sogar, grundlegend an sich zu zweifeln.
Um das zu vermeiden, kannst du deinem Selbstvertrauen mit ein paar kleinen Übungen ein wenig auf die Sprünge helfen.
1. Erfolge feiern
Wertschätze deine Erfolge – egal ob klein oder groß
Schreibe jeden Tag die Dinge auf, die dir gelungen sind. Das können auch sehr kleine Dinge sein. Wenn du z.B. heute zwei Seiten deiner Hausarbeit geschrieben hast, dann wertschätze dies und denke nicht gleich: “Ich hätte mehr schaffen sollen!“.
Du selbst kannst bestimmen, ob du am Ende des Tages zufrieden mit dir bist oder nicht. Probiere einmal aus, nicht nur Superlative als „Erfolg“ gelten zu lassen. Suche dir kleine Herausforderungen, an denen du dieses Verhalten üben kannst. Räum z.B. die überquellenden Schubladen deines Schreibtischs auf, wie du es dir schon seit Wochen vorgenommen hast, rufe Freunde an, bei denen du dich schon sehr lange melden wolltest oder gehe alleine in den Sportkurs, der dich interessiert und warte nicht darauf, ob ein Freund/ eine Freundin mitkommt.
Wertschätze anschließend deinen Mut bzw. deine Disziplin (sehr wichtig!). Spiele diese Erfolge nicht herunter, weil sie dir banal vorkommen. Du hast etwas geschafft, was du bisher nicht versucht oder aufgeschoben hast und das gehört gewürdigt! Jede Veränderung beginnt mit einem ersten Schritt…
2. Perspektive wechseln
Sei dir ein guter Freund / eine gute Freundin
Häufig behandeln wir uns selbst strenger und unnachgiebiger, als andere Personen – besonders den Perfektionisten/den Perfektionistinnen unter euch wird dies bekannt vorkommen. Eine Selbstreflektion ist durchaus sinnvoll und dient dazu, dass wir uns verbessern, Positives beibehalten und/oder Fehler vermeiden können. Wenn Du dich allerdings sehr mit Selbstvorwürfen quälst, die dich nicht weiterbringen, sondern nur dazu führen, dass du dich schlecht fühlst, dann hilft dir vielleicht diese kleine Übung:
Versuche, dich mit den Augen eines guten Freundes/einer guten Freundin oder einer anderen, dir wohlgesonnenen Person zu sehen. Besonders, wenn du unzufrieden mit dir bist und du deine Leistung oder dein Verhalten ausschließlich mit negativen Worten kommentierst ist es wichtig, dass du dich kurz bremst und dich fragst: „Würde mein bester Freund/meine beste Freundin“ das auch so sehen? Was würde er/sie mir sagen?“ Und andersherum – was würdest du jemandem sagen, den du magst, wenn er/sie in deiner Situation wäre?
3. Der Blick von außen
Hole dir ein Feedback von anderen ein
Um sich selbst einschätzen zu können und damit eine Basis für das Selbstvertrauen zu legen, kann es hilfreich sein, sich ab und zu ein Feedback von anderen Menschen zur eigenen Person einzuholen. Dabei solltest du das Thema bzw. den Aspekt konkret fassen und nicht eine allgemeine Frage zur eignen Person à la „Wie findest du mich?“ stellen. Wenn du z.B. glaubst, die Zuhörer/Zuhörerinnen bei deinen Referaten sehen dir deine Nervosität und vermeintliche Wissenslücken an der Nasenspitze an, dann frage bei einzelnen Personen nach, ob dein Selbstbild mit ihrer Einschätzung übereinstimmt.
Zugegebenermaßen ist das für den einen/die eine oder den anderen/die andere keine ganz einfache Übung. Am besten fängst du damit an Menschen zu fragen, die du gut kennst und denen du vertraust. Es kann auch sinnvoll sein jemanden zu fragen, die dich noch nicht so gut kennen, wenn es z. B. um eine allgemeine Wirkung auf andere in bestimmten Situationen geht.
Wundere dich dabei nicht, wenn dein Selbstbild und das Bild, das andere von dir haben, stark voneinander abweichen. Wenn andere dich ganz anders wahrnehmen als du dich selbst siehst, dann kann das ganz unterschiedliche Ursachen haben, die z.B. in der Person selbst begründet sind (ihr biographischer Hintergrund, die Tagesform, Sympathie und Antipathie etc.). Es zeigt dir möglicherweise auch, dass du selbst ein facettenreicher Mensch bist und du von verschiedenen Menschen auch divers wahrgenommen wirst.
Du lernst daraus zusätzliche, persönliche Ressourcen kennen, die dir bisher selbst nicht bewusst waren.
Wenn du die verschiedenen Wahrnehmungen in Bezug auf dich und dein Verhalten in dein Selbstbild integrierst und dir sagen kannst: „Das alles bin ich und ich habe wenig Einfluss darauf, welchen Teil davon andere wahrnehmen“, kannst du demnächst vielleicht gelassener vor Publikum sprechen oder im Seminar nachfragen, wenn du etwas nicht verstanden hast.
Mit den neuen Erkenntnissen der anderen Personen über dich, kannst du einen anderen Blickwinkel auf dich selbst erlangen und so dein „Selbst-bewusst-sein“ stärken.