Jöran Klatt

Die #GamerGate-Kontroverse – Schmelztiegel der Gamer-Identität?
Email: klattj@uni-hildesheim.de
Abstract
Im Jahr 2014 brachte die sogenannte #GamerGate-Kontroverse Gamerinnen und Gamer, also dem sozialen Sub-Milieus um das Medium Computerspiel gegeneinander auf. In #GamerGate ging es um Sexismus im Computerspiel, die vermeintliche Verstrickung von Spielejournalismus und Industrie aber auch den Status des Mediums als entweder Kunst- und Kulturgut oder reinem Unterhaltungsprodukt. Die Auseinandersetzung zeigt die fragile Identität dieses jungen Milieus.
In der kultur- und geschlechterwissenschaftlich angesiedelten Dissertation soll es um den Stand und die Genese der sozialen Identität des Milieus der Gamer-Community gehen. Wie verhandelten GamerInnen im Jahr 2014 das Konzept Geschlecht? Zeigt sich - so die Hypothese - an dem Diskursphänomen der so genannten #GamerGate-Kontroverse eine neue Heterogenität, Ambivalenz oder Progressivität um das soziale Phänomen des Gamings und damit ggf. den sozialen Wandel eines Kulturmediums, das mehr ist als bloßes Unterhaltungsprodukt? Ausgehend von aktuellen und historischen Theorien des Feminismus, Postfeminismus und Medialität sollen das Phänomen und die beteiligten Akteure einer Diskursanalyse unterzogen werden.
Inwiefern funktionierte #GamerGate für das soziale Milieus der GamerInnen als eine Art Schmelztiegel? Ausgehend von der Annahme, dass sich in #GamerGate (mindestens) zwei Fronten um die Ausverhandlung von Geschlecht und den kulturellen Status des Computerspiels bildeten, soll die Heterogenität sozialer Blaupausen, Ideale, sowie Konservatismus auf der einen und gesellschaftlicher Progressivität auf der anderen Seite berücksichtigt werden.
Das soziale Milieu der ComputerspielerInnen soll hierbei einem detaillierten (überwiegend) qualitativen Blick unterzogen werden. Es gilt, dass soziale Identität am besten durch eine genaue Betrachtung ihrer Performanz untersucht werden kann. Wo werden Identitäten verteidigt, herausgefordert, bestätigt, hinterfragt und kreiert? Die Aufmerksamkeit gilt dabei Sprechakten, Kommunikaten und Narrativität, aber auch der Beschaffenheit der Diskursräume, also ihrer Materialität und Medialität. Anhand von Interviews und Quellen soll das Phänomen inhaltlich aber auch dessen Umstände (bspw. wie den sozialen und technischen Wandel in dem er stattfindet) untersucht werden.
Forschungs- und Interessensschwerpunkte
- Politische und historische Kulturforschung, Wissensgeschichte, Theorien und Methoden
- Geschichte und Theorien der Geschlechterwissenschaft
- Politische Popkultur
- Narrationen und Narrativität
Werdegang
Seit 07/2016 Mitglied der Redaktion von INDES - Zeitschrift für Politik und Gesellschaft
Seit 07/2014 - Wissenschaftliche Hilfskraft im Göttinger Institut für Demokratieforschung
2011-2014 Masterstudium Geschichte/Germanistik Abschlussarbeit: "Brave New World reloaded? - Utopiediskurs, Kapitalismus und Mensch in literarischen Zukunftsvisionen der 1980er Jahre"
06/2013-12/2014 Projekt "Umfang, Kontext und Auswirkungen pädophiler Forderungen in den Milieus der Neuen Sozialen Bewegungen sowie bei den Grünen"
08/2012-01/2013 Studentische Hilfskraft des Zentrums für Theorien und Methoden der Kulturwissenschaft (ZTMK) unter dem Direktor Prof. Dr. Stefan Haas
01/2012-12/2012 Projekt "Bürgerproteste in der Bundesrepublik Deutschland (BP-Gesellschaftsstudie)"
03/2010-06/2014 Studentische Hilfskraft im Göttinger Institut für Demokratieforschung
07/2010-03/2010 Studentische Hilfskraft in der AG für Parteien und Politische Kulturforschung
04/2009-07/2010 Studentische Hilfskraft in der AG für Parteien- und Politische Kulturforschung Projekt "Führungsqualitäten im deutschen Föderalismus - Die Niedersächsischen Ministerpräsidenten"
2007-2011 Georg-August Universität Göttingen Fachrichtung: 2 Fach B.A. (Profil Lehramt) Germanistik/Geschichte
Vorträge und Veröffentlichungen
Veröffentlichungen
Konservative Zeit. Ästhetik und Kapitalismus in „Downton Abbey“, in: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3/2016, S. 138-143.
„Gamers aren’t an audience, gamers are players“ – Identitätskonstruktion, Abwehrmechanismen und politische Willensbildung in der Gaming-Szene, in: Hennig, Martin/Kreknin, Innokentij (Hrsg.): PAIDIA-Sonderausgabe. Das ludische Selbst, 30.06.2016, URL: http://www.paidia.de/?p=7834/
Wisente und Atomraketen. Der Streit um das Ratssaalportal von Jürgen Weber (1983), in: Walter, Franz/Nentwig, Theresa (Hrsg.): Das gekränkte Gänseliesel. 250 Jahre Skandalgeschichten in Göttingen, Göttingen 2016, S. 228-240.
Rückverzauberte Rationalitäten. Die Sehnsucht nach dem Wärmestrom, in: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4/2015, S. 51-59.
‚Stück für Stück holen wir uns unsere Kindheit zurück!‘ Antipädagogik und Paradoxien des Erziehungsdiskurses, in: Walter, Franz; Klecha, Stephan; Hensel, Alexander (Hrsg.): Die Grünen und die Pädosexualität. Eine bundesdeutsche Geschichte, Göttingen 2015, S. 85-107 (gemeinsam mit Katharina Trittel).
Die Schildbürger von Springfield. Die Simpsons, eine amerikanische Politikserie, in: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4/2014, S. 110-119.
Cyberpunk. Die Avantgarde der Science-Fiction, in: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1/2014, S. 75-83.
Die Symbiose des Steinkäfers. Rolling Stones und Beatles als Soundchronisten und Modernitätsmotoren, in: Lorenz, Robert/Walter, Franz (Hrsg.): 1964 – das Jahr, mit dem „68“ begann, Bielefeld 2014, S. 111-132 (gemeinsam mit Katharina Rahlf).
Robert Michels: Zur Soziologie des Parteienwesens in der modernen Demokratie, in: Salzborn, Samuel (Hrsg.): Klassiker der Sozialwissenschaften. 100 Schlüsselwerke im Portrait, Wiesbaden 2014, S. 68-71 (gemeinsam mit Franz Walter).
Hannah und die Ironie. Hans Landa, ein (post)moderner Adolf Eichmann?, in: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2/2013, S. 141-147.
„Und jetzt versuchen sie durchzusetzen, was sie sich schon achtundsechzig in den Kopf gesetzt haben“. Proteste im Bereich der Bildungspolitik, in: Walter, Franz; Marg, Stine; Butzlaff, Felix; Geiges, Lars: Die Neue Macht der Bürger. Was motiviert Protestbewegungen? Reinek bei Hamburg 2013, S. 139-160 (gemeinsam mit Frauke Schulz).
Selbstverständnis, in: Hensel, Alexander; Kallinich, Daniela; Rahl, Katharina (Hrsg.): Parteien, Demokratie und gesellschaftliche Kritik. Jahrbuch des Göttinger Instituts für Demokratieforschung 2010, Stuttgart 2011, S. 11-38 (gemeinsam mit David Bebnowski, Philipp Kufferath, Robert Lorenz und Michael Lühmann).
Die LINKE: Opposition der Unterschiedlichen, in: Daniela Kallinich/Frauke Schulz (Hrsg.): Halbzeitbilanz. Parteien, Politik und Zeitgeist in der schwarz-gelben Koalition 2009-2011, ibidem-Verlag, Stuttgart 2011, S. 305-335.
Vorträge
#GamerGate als Konflikt um die ‚legitime Einstellung‘, gehalten auf der Jahrestagung des Zentrums für Geschlechterforschung „Ästhetik und Geschlecht“ am 21. September 2016 an der Universität Hildesheim
Die Lisatopie – Die Simpsons als „postmoderne Aufklärung“, gehalten auf der Konferenz „Die fiktive Agora – Über die Verhandlungen des Politischen in TV-Serien“, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main, 24./25. Mai 2016
„Beyond good and evil? Or: where have all the villains and heroes gone?“, 1st Trauma, Evil and Anxiety Research Symposium (TEARS-1), PhD and early career symposium at the University of Hildesheim, 11.-12. Dez. 2015
Vortrag auf der Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung: Die Serie „House of Cards“ und das gegenwärtige Politikverständnis, 07.07.2015 in Merseburg
Blogbeiträge
INDES: Nonkonformismus (gemeinsam mit Matthias Micus)
Muse: Revolutionäre Verzweifelung
Ränkespiel zweier Serien (2) Game of Thrones
Ränkespiele zweier Serien (1): House of Cards
Das Starbucks-Café als Ort der Demokratie
Thomas de Maizière: Der paternalistische Minister
Cyborg-Manifest: „Nicht nur Gott ist tot, auch die Göttin!“
Politikserien (gemeinsam mit Julia Kiegeland u. Katharina Rahlf)
Die Soundchronisten der Sechziger (gemeinsam mit Katharina Rahlf)
Müssen die denn immer streiten?
„FC Steinbrück“ vs. „Turbine Merkel“ (zusammen mit Bonnie Pülm)
Star Trek – Postkolonial, in: litlog. Göttinger eMagazin für Literatur – Kultur – Wissenschaft, 3.05.2012.
Ökologie und Postideologie – Ecos verlangen keinen Kaffee, sondern Tee
Generationenwechsel, diesmal anders?
Die Macht der Information (Diskussion mit Christian Werwath)