
Juniorprofessor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politik und Internet
Forschungsschwerpunkte: Netzpolitik | Cybersicherheit | politische Online-Kommunikation | E-Government
In seiner Forschung befasst sich Wolf Schünemann mit der internationalen politischen Gestaltung, der Verrechtlichung und Nutzung des Internets und den entstehenden Konflikten zwischen transnationalen, grenzüberschreitenden Ansprüchen der Internetentwicklung und strukturellen nationalen Hemmnissen. Forschungsfragen betreffen zum Beispiel die Politik im Netz: Wie verändern sich politische Kommunikation und Wahlkämpfe im digitalen Zeitalter? Schünemann untersucht das Diskursverhalten in sozialen Netzwerken, etwa im Bundestagswahlkampf.
"Die Digitalisierung erfordert gesellschaftspolitische Aufklärung, Aneignung und Gestaltung. Das Zentrum für Digitalen Wandel bietet hervorragende interdisziplinäre Bedingungen in Forschung, Lehre und Transfer für wissenschaftliche Beiträge zu dieser Mammutaufgabe."
Der Wissenschaftler befasst sich mit den drängenden Fragen der Politik für das Netz: Kann man das Internet kontrollieren? Wie
kann und muss die Regulierung aussehen? Die Antworten sind von den Wertvorstellungen in den einzelnen Gesellschaften abhängig. "Über ein Vierteljahrhundert nach den Anfängen des Internets als Massenphänomen entsteht aus der anfänglichen Euphorie ein kritischeres Bewusstsein, einschließlich zunehmender Forderungen nach politischer Regulierung", sagt Schünemann.
"Meine Forschungsprojekte und meine aktuellen Lehrveranstaltungen widmen sich verschiedenen Aspekten der Digitalisierung, darunter zentrale Themen wie die Entwicklung unserer Demokratie und Gesellschaft und die Sicherheit informationstechnischer Systeme, der Schutz personenbezogener Daten und die dafür erforderlichen regulatorischen Maßnahmen; nicht zuletzt das politische Diskursverhalten online. Unser Blick auf den Digitalen Wandel ist längst nicht so optimistisch wie noch vor zehn Jahren. Vielen Effekten der Digitalisierung begegnen wir in der gesellschaftspolitischen Debatte mit großen Sorgen, seien es Sicherheitsbedrohungen, Desinformation oder ausländische Propaganda. Auf der anderen Seite ist unser eigenes Nutzerverhalten oft immer noch bequem und unvorsichtig. Vielen Menschen fehlen ausreichende Kenntnisse und kritisches Bewusstsein, um die Gefahren richtig einzuschätzen, diese mit dem Nutzen in ein gesundes Verhältnis zu bringen und sich gegebenenfalls selbst zu schützen. Genau diese Fähigkeiten gilt es aber zu entwickeln, um einschätzen zu können, an welcher Stelle staatliche Maßnahmen angemessen sind (etwa gegenüber großen Internetunternehmen und ihrem Datenhunger) und wo nicht (zum Beispiel in den Bereichen Überwachung und Zensur). Ich betrachte unsere Aktivitäten in Forschung und Lehre auch als Teil eines gesellschaftlichen Aufklärungs- und Bildungsauftrags", sagt Wolf Schünemann.
An der Universität Hildesheim hat der Politikwissenschaftler das "Data Science Lab" aufgebaut, ein Labor für datenwissenschaftliche Studien. Sozialwissenschaftler_innen bearbeiten hier große Datenbestände digitaler Kommunikation.
Text: Isa Lange