Professor für Informationswissenschaft am Institut für Informationswissenschaft und Sprachtechnologie
Forschungsschwerpunkte: Informationsverhalten | Online- Marketing | E-Learning und Wissensmanagement
Professor Joachim Griesbaum hat sich spezialisiert auf unser Informationsverhalten in Online-Medien. Der Informationswissenschaftler untersucht, wie wir Informationen suchen und bewerten, wie Organisationen im Internet Marketing betreiben und wie wir Informationstechnologien nutzen können, um besser zu lernen.
Über unser Informationsverhalten in der vernetzten Welt sagt Griesbaum: "Informationstechnologie – Suchmaschinen, soziale Medien, E-Mail und Smartphones – verbindet uns auf vielen Ebenen. Noch nie war es leichter, Wissen zu konsumieren und miteinander in Kontakt zu treten. Die Welt wird informativ verbundener und dichter. Das betrifft uns als Individuen sowie als höhere soziale Ebenen (Organisation/Märkte/Gesellschaft). Wir befinden uns in einer Welt, in der wir in ungeahntem Ausmaß voneinander lernen und Dinge miteinander angehen und bewältigen können. Offen bleibt, inwieweit wir diese Optionen nutzen. Es besteht die Gefahr der Überforderung in dieser informations(über)flüssigen Welt. Es stellen sich hierbei viele Fragen der Informationskompetenz, etwa ob wir im Umgang mit Information auf Unsinn und Fehlinformation hereinfallen; ob wir enthemmt und ohne Empathie in Online-Foren und sozialen Netzwerken kommunizieren; ob wir die Technologie als Werkzeug nutzen, mit dem wir unsere Ziele erreichen oder ob wir als piep- und vibrationsgesteuerte Chat- und 'Newsstream-Zombies' durch die Welt geistern – immer überall dabei und nirgends wirklich präsent. Technikdisziplin ist heute ein wichtiger Aspekt, um wirklich informationskompetent zu sein. Und ohne Informationskompetenz führen wir ein zunehmend weniger selbst bestimmtes Dasein. Das Internet kann ein Lernparadies sein, aber wohl nur dann, wenn wir uns durch Neugierde und Technikdisziplin zum Lernen selbst befähigen."
Vom Zentrum für Digitalen Wandel erwartet der Wissenschaftler einen möglichst ganzheitlichen Blick auf technische Innovationen. Die durch die Digitalisierung aufgeworfenen Fragen bezüglich des Umgangs mit Information und Wissen sind zentral für unser Informationsverhalten in lernrelevanten, ökonomisch-gesellschaftlichen oder freizeitbezogenen Kontexten. "Hier besteht viel Forschungsbedarf und Handlungsoptionen, um etwa das Lernen an unserer Universität zu verbessern", so Griesbaum. Mit seiner Forschung möchte er künftig dazu beitragen, dass wir unser Informationsverhalten verbessern, unsere Informationsumwelten grundlegend durchschauen und uns des eigenen Informationsverhaltens und dessen Grenzen bewusst sind. Der Wissenschaftler möchte zudem dazu beitragen, Lerninfrastrukturen zu schaffen, welche über die bisherigen Grenzen, etwa Seminarräume oder geschlossene Lernmanagementsysteme, hinausreichen.
Text: Isa Lange