Datenbank orthographisch regulärer Ausdrücke (DORA)

Datenbank orthographisch regulärer Ausdrücke (DORA)

Kinder lernen die Schreibung von Wörtern nicht auswendig, sondern orientieren sich an orthographischen Mustern, die sie auf neue Fälle übertragen. Wer leben schreiben kann, weiß, was zu tun ist, wenn er kleben, eben, beben, geben, heben, weben, neben oder streben schreiben will.

Im Rechtschreibunterricht sollte die Entdeckung von orthographischen Mustern deshalb aktiv unterstützt werden.

In dieser Datenbank finden Sie ausschließlich Wörter, die den zentralen Mustern der deutschen Orthographie entsprechen. In diesem Sinne handelt es sich um eine Datenbank orthographisch regulärer Ausdrücke – kurz: DORA

Das wichtigste Wortmuster des Deutschen ist der Zweisilber mit einer betonten und einer unbetonten Silbe, der Trochäus. Er stellt zugleich die Gussform für die deutsche Orthographie dar.

DORA dient dazu, trochäische Musterwörter nach bestimmten Kriterien gezielt auszuwählen und für die Arbeit im Unterricht aufzubereiten.

Um zu zeigen, wie wichtig trochäische Zweisilber im Deutschen sind, möchten wir Sie zu einem Experiment einladen. Lesen Sie sich die folgenden Kunstwörter laut vor:

Kleke

tennen

Melbe

brehen

Ganz automatisch haben Sie die erste Silbe, die Hauptsilbe, betont, die zweite, die Reduktionssilbe, unbetont gelesen – und nicht etwa umgekehrt wie bei den Wörtern Kamel oder Gelee oder auch bei Kunstwörtern wie Klekee, Melbee.

Und noch etwas haben Sie automatisch getan: Bei Kleke und brehen war das e in der Hauptsilbe lang, bei Melben und tennen war es kurz.

Geleitet wurden Sie beim Lesen dieser Wörter von zwei Komponenten: zum einen von Ihrem inneren Lexikon, in dem trochäische Zweisilber als Basismuster abgelegt sind; zum anderen von der Orthographie: Die offenen Silben in Kle-ke und bre-hen haben Sie als Zeichen dafür genommen, dass der Vokal der ersten Silbe lang gelesen werden muss, die geschlossenen Silben in Mel-be und in ten-nen als Zeichen für Vokalkürze.

Ein weiteres Experiment kann zeigen, dass orthographische Muster noch weiter ausgenutzt werden können:

Bilden Sie von Kleke und Melbe die Verkleinerungsform mit -chen und setzen Sie die Verben tennen und brehen in die 2. Person Singular (du). Sie erhalten die folgenden Ergebnisse:

Klekchen

Melbchen

tennst

brehst

Automatisch haben Sie die Schreibungen der Wortstämme (Klek-, Melb-, tenn- und breh-) „mitgenommen“.

Wer also gelernt hat, den zugrundeliegenden trochäischen Zweisilber korrekt zu schreiben, weiß zugleich, was zu tun ist, wenn dasselbe Wort in einer anderen Form geschrieben werden muss.

Ein Kind, das leben, kleben und weben schreiben kann und das gelernt hat, dass Wortstämme immer gleich geschrieben werden, wird deshalb auch lebst, klebst und webst schreiben.

Keywords
Projektart
Forschungsergebnis(se)
Sachbereich/Branche