Digitale Wandel hat alle Gesellschafts- und Lebensbereiche durchdrungen. Er ist tiefgreifend und unumkehrbar. Der Begriff bezeichnet einen sowohl kontinuierlich als auch disruptiv verlaufenden Prozess andauernder Trans-formation. Die Herausforderungen der Digitalisierung bedürfen wissenschaftlicher Antworten. Das Zentrum für Digitalen Wandel der Stiftung Universität Hildesheim stellt sich daher der Aufgabe, innovative technische Lösungen und Ansätze gesellschaftlicher und kultureller Gestaltung miteinander zu verbinden.
Die Digitalisierung ist geprägt durch Vernetzung, Ubiquität, Transnationalisierung, Beschleunigung, Synchronizität, Multimodalität und Interaktivität. Diese Funktionsmerkmale und -logiken bedingen, dass Chancen und Risiken des Digitalen Wandels nicht mehr isoliert betrachtet werden können, sondern in ihren komplexen, ambivalenten Wirkungszusammenhängen untersucht werden müssen. Obwohl Kompetenzen in der Entwicklung, Nutzung und Beurteilung digitalisierter Systeme zu zentralen Voraus-setzungen in der Arbeitswelt, allen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen bis hin zur Privatsphäre geworden sind, fehlt es an disziplinübergreifenden Erklärungs- und Gestaltungsansätzen.
Die Mitglieder des Zentrums setzen sich zum Ziel, den Digitalen Wandel in einer seiner Komplexität angemessenen Form zu untersuchen. Das Zentrum wird dafür die bereits bestehenden Forschungs-, Lehr- und Transferinitiativen sowie Kooperationen an der Stiftung Universität Hildesheim bündeln, in wirksame Strukturen überführen und die institutionellen Rahmenbedingungen für die drei Aktivitätsfelder Forschung, Lehre und Transfer auf dem Gebiet des Digitalen Wandels kontinuierlich weiterentwickeln. Die Verzahnung dieser Aktivitätsfelder ist für das Selbstverständnis des Zentrums konstitutiv und prägt sein Profil im Umfeld vergleichbarer Institutionen. Die Stiftung Universität Hildesheim baut dabei auf eine langjährige und erfolgreiche Arbeit auf, in der zwei Bereiche verknüpft sind: zum einen technische Handlungsfelder der Digitalisierung – zum Beispiel Data Analytics, Computerlinguistik, Softwareentwicklung, Anwendungs-systeme, agentenbasierte Systeme und weitere besonders relevante Fächer der Informatik – sowie zum anderen gesellschaftliche Handlungsfelder der Digitalisierung – zum Beispiel politische Steuerung, Staat, Verwaltung und Demokratieentwicklung, Wirtschaft, Kultur, Bildung, Öffentlichkeit und soziale Dienste.
Diese beiden Kompetenznetze technischer sowie sozial-, kultur- und geisteswissenschaftlicher Forschung bilden im Hildesheimer Zentrum für Digitalen Wandel die Basis für eine umfassende Perspektivierung des Phänomens Digitalisierung.
Ohne eine tiefe technische Durchdringung wesentlicher fachlicher Bereiche der Digitalisierung durch die Informatik lässt sich eine fundierte Forschung zu Phänomenen des Digitalen Wandels nicht realisieren. Gleichzeitig müssen Chancen, Risiken und Gestaltungsaufgaben der Digitalisierung in Bezug auf ihre Wechselwirkung mit unterschiedlichen sozialen Systemen betrachtet werden. Die etablierten Untersuchungsgebiete profitieren vom Zentrum durch den Aufbau (digitaler) Vernetzungs- und Transferstrukturen in Form zusätzlicher Impulse zur Vernetzung nach innen und außen und durch einen zielgerichteten Entwicklungsschub.
In der Forschung will das Zentrum die interne und regionale, nationale und internationale Vernetzung der Forschenden und des wissenschaftlichen Nachwuchses der Stiftung Universität Hildesheim unterstützen. Erklärungs- und gestaltungsorientierte Forschungsansätze sollen dabei von gezielt forcierten Disziplinüberschreitungen profitieren. Die Forschung zum Digitalen Wandel wird dabei sowohl durch innovative inter-, multi- und transdisziplinär ausgerichtete inhaltliche Forschungsfragen als auch durch neuartige integrierte Forschungsmethoden vorangetrieben. Gerade auf dem Gebiet der Digital Humanities werden die Potenziale der Zusammenführung technischer und gesellschaftlicher Handlungsfelder zur Realisierung neuartiger computergestützter Forschungsansätze besonders sichtbar.
Das Zentrum versteht sich als Kristallisationskern, der Forschungsmethoden, Erkenntnisse, Theorien etc. unter-schiedlicher Disziplinen zusammenführt, um den Digitalen Wandel in seiner Vielschichtigkeit zu durchdringen. Diese Zielsetzung verfolgt das Zentrum sowohl in der Grundlagen-forschung zur Erklärung des Digitalen Wandels als auch in der anwendungsorientierten Forschung zur Entwicklung von Artefakten (Vorgehensweisen, Modelle, Prototypen etc.), die der Gestaltung des Digitalen Wandels dienen. Die Forschung bleibt dabei nicht allein an tradierten Effizienz- und Effektivitätszielen orientiert, sondern berücksichtigt auch Zielkriterien der Nachhaltigkeit (im Sinne einer ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Ausrichtung) und der Bewahrung von Werten und Informationsbeständen.
In der Lehre sorgt das Zentrum für den internen und externen Austausch und den Aufbau von Kompetenzen und Ressourcen zur Konzeption und Durchführung fortschrittlicher digitaler Lehre und neuartiger Lehrangebote zum Digitalen Wandel. Arbeiten auf dem Handlungsfeld der Informatikdidaktik rücken damit in den Fokus. Das Angebot des Zentrums richtet sich damit nicht allein an Dozierende, sondern auch an Studierende und Studieninteressierte, und es entspricht damit dem Leitbild der Stiftung Universität Hildesheim als Studierenden-Universität.
Das Zentrum entwickelt Formate und baut Infrastrukturen auf, mit denen sich der Transfer von Ergebnissen aus Forschung und Lehre mit der Praxis von Unternehmen, Verwaltungen, Schulen, politischen Entscheidungsträgern, Verbänden etc. zielgerecht umsetzen lässt. Der Transfer wird dabei im Sinne der Transfer- und Austauschstrategie der Universität als beidseitig aufgefasst. Insbesondere anwendungsorientierte Forschung profitiert von Anregungen und Anforderungsdefinitionen aus der Praxis.