Die Verbreitung des Virus – auch im gesellschaftlichen Diskurs eine Gefahr

Das Coronavirus gefährdet uns nun seit über einem Jahr dramatisch. Doch neben den gesundheitlichen Folgen und gesellschaftlichen Einschränkungen beeinflusst es uns auch auf anderer Ebene: So breitet es sich auch in der Medienlandschaft immer weiter aus und beherrscht sowohl unser Informationsverhalten als auch unsere Kommunikation erheblich.

 

Da gerade die Wissenschaft und die wissenschaftliche Kommunikation rund um das Virus in dieser Krisenzeit eine bedeutende Rolle spielen, um dem starken Informationsbedürfnis innerhalb der Zivilgesellschaft zu begegnen, widmen wir dieser Thematik am 2. Juli 2021 eine (Fach-)Tagung, in der nationale und internationale Gäste aus verschiedenen Forschungsbereichen zu den Themen Wissenschaftskommunikation und Informationsverhalten in der Corona-Pandemie referieren. Ziel der Tagung „InFoCoP“ ist es, den Forschungsstand zu Wissenschaftsvermittlung, Berichterstattung und Informationsverhalten in der Krise zusammenzutragen und zu diskutieren.

 

In Session I stehen die Mediennutzung, das Informationshandeln und die differierenden Kommunikationsziele der am Diskurs beteiligten Gruppen im Mittelpunkt. Wie reagieren wir auf den rapide wechselnden wissenschaftlichen Kenntnisstand und welchen Informationen & Quellen vertrauen wir in unsicheren Informationslagen? Während sich Petra Sandhagen dem Thema aus psychologischer Sicht nähert, befassen sich Stefan Dreisiebner, Sophie März & Thomas Mandl in ihrer Studie mit den Wechselwirkungen zwischen vertrauenswürdigen Quellen, Fake News und der Zufriedenheit mit der Informationsversorgung. Ob die Informationsüberlastung auch eine Informationsvermeidung auslösen kann und wie ein adäquater Umgang mit Informationen gefördert werden kann, führt Elena Link in ihrem Vortrag aus.

 

In Session II wird die Perspektive auf die Informationsvermittlung gelenkt: Janine Brill referiert über ungewollte Effekte und Themenverdrossenheit; Claudia Frick setzt ihren Schwerpunkt auf das Verständnis von wissenschaftlicher Arbeit und deren interne Kommunikationsprozesse, die extern nicht immer verstanden und daher anders zugänglich gemacht werden müssen.

 

Wie gefährlich die (verbale) Verbreitung des Virus werden kann, wird in Session III insbesondere hinsichtlich sozialer Medien diskutiert: Von Verschwörungstheorien, ihrer Glaubwürdigkeit und Verbreitung (Katharina Christ) über versehentlich verbreitete Fehlinformationen, absichtlich gestreute Desinformationen und ihre Konsequenzen (Tim A. Majchrzak) bis hin zu Hasskommentaren und der „Schuldsuche“ im Netz (Lidiia Melnyk).

 

Session IV schließt mit Vorträgen zu dem begleitenden Kommunikationsangebot durch „Corona-Schilder“ als situativ eingebettete Zeichen und deren Bedeutung (Christiane Zehrer) sowie zu der semantischen Einbindung der Virus-Thematik in den öffentlichen Diskurs und der damit verbundenen Herausforderungen in Bezug auf Verständnis, Vertrauen, Zuversicht und Umsetzung am Beispiel von Belgien (Vince Liégeois & Jolien Mathysen, in englischer Sprache).

 

Mithilfe dieser interdisziplinären Forschungszugänge sollen Ansätze und Perspektiven für die Frage geschaffen werden, inwiefern wir aus den Erkenntnissen der aktuellen Forschung Gütekriterien für eine qualitativ hochwertige und effektive Wissenschaftskommunikation beziehungsweise Informationsvermittlung ableiten können.

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