„Ich untersuche die spezifischen Herausforderungen, die verschiedene Medien und Genres an Übersetzerinnen und Übersetzer stellen. Man muss andere Dinge beachten, je nachdem ob man einen Comic, einen Film, ein Theaterstück, einen Roman oder ein Hörspiel übersetzt“, sagt Prof. Dr. Nathalie Mälzer. Neben dem Übersetzen von Medientexten aus einer Fremdsprache ins Deutsche beschäftigt sich die Wissenschaftlerin mit der Frage, wie Medientexte aus Film und Fernsehen für hörbeeinträchtigte oder sehgeschädigte Personen zugänglich gemacht werden. Aktuell untersuchen Nathalie Mälzer und ihre Mitarbeiterin Maria Wünsche, wie Theaterstücke barrierefrei inszeniert werden können und wie Untertitel oder Audiodeskriptionen gestaltet werden müssen, damit auch Kinder, die nicht gut hören oder nicht gut sehen, am kulturellen Leben teilhaben können.
Derzeit entstehen mehrere Doktorarbeiten im Bereich der Barrierefreien Kommunikation. In Zusammenarbeit mit Fernsehanstalten und Theaterhäusern möchte Nathalie Mälzer Leitfäden und Richtlinien entwickeln, die neue Wege für die Umsetzung von Inklusion und Barrierefreiheit im Bereich Kultur und Medien aufzeigen sollen. „Zu den neuen Wegen gehört auch der Einsatz von Smartglasses für die Theaterübertitelung – ein noch gänzlich unerforschter Bereich, mit dem sich gerade eine Masterstudentin beschäftigt“, so Mälzer.
Außerdem befasst sich die Professorin mit dem Übersetzen zwischen verschiedenen Medien. Was passiert mit einer Geschichte, wenn sie das mediale Gewand wechselt, also etwa ein Comic zu einem Hörspiel adaptiert wird, aus einem Film ein Videogame wird?
Nathalie Mälzer kommt gebürtig aus Berlin. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Theater- und Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin und an der Sorbonne Nouvelle in Paris. Zunächst arbeitete sie als Literaturübersetzerin. „Die Auseinandersetzung mit Übersetzungen hat viele theoretische Fragen aufgeworfen, insbesondere die nach der Übersetzung von Mündlichkeit und Dialogen.“ Als Mälzer 2009 an der Universität Hildesheim als Wissenschaftliche Mitarbeiterin angefangen hat, konnte sie dieser Frage „endlich vertieft“ nachgehen und hat eine Heyne-Juniorprofessur eingeworben. Seit 2012 forscht und lehrt sie als Juniorprofessorin an der Uni Hildesheim, 1. Januar 2018 ist sie entfristete ordentliche Professorin. Gemeinsam mit Prof. Dr. Annette Sabban hat Nathalie Mälzer den in Deutschland einzigartigen Studiengang „Medientext und Medienübersetzung" aufbauen können.
Die Entscheidung für Hildesheim begründet die 47-Jährige so: „Es handelt sich um eine kleine Universität. Der Kontakt zu den Studierenden ist entsprechend eng und individuell. Dies gibt mir die Möglichkeit meine Lehre in idealer Weise mit meiner Forschung zu verknüpfen und Studierende früh in Projekte einzubinden. In den vergangenen Jahren könnte ich außerdem zahlreiche Kooperationspartner in der Region gewinnen, mit denen für die Zukunft schon neue Projekte geplant sind.“
Neben anwendungsbezogenen Projekten plant Nathalie Mälzer in Kooperation mit weiteren Hochschulen Teile des umfangreichen Werks von Henri Meschonnic mit einem Team ins Deutsche zu übersetzen.