Der Master lohnt sich!

Mittwoch, 05. Juni 2024 um 15:00 Uhr

2019 und 2020 erstellte eine Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen der vier Fachbereiche und des CeLeB ein Grundkonzept für Befragungen der Studierenden und Exmatrikulierten durch das Qualitätsmanagement; das Team um Dr. Andreas Sarcletti befragte im November und Dezember 2022 Exmatrikulierte der Prüfungsjahre 2021 und 2022. Für die Datenaufbereitung, Datenauswertung und das Erstellen des umfangreichen Berichts waren eineinhalb Jahre erforderlich, sodass das Qualitätsmanagement die Ergebnisse im Mai 2024 der Universitätsöffentlichkeit vorlegte.

Für die Überprüfung der Repräsentativität der Umfrage wurden Merkmale wie Studiengang, Abschlussnote und Geschlecht berücksichtigt. Es zeigt sich, dass Personen, welche die Universität Hildesheim ohne Abschluss verlassen haben, deutlich seltener an der Befragung teilnahmen als diejenigen, die einen Abschluss erworben haben. Zudem nehmen Absolvent*innen ‚befragungsaffiner‘ Studiengänge (insbesondere Psychologie) grundsätzlich häufiger an Befragungen teil als Personen in Studiengängen, in denen das Erheben von Daten nicht zur Tagesordnung gehört. Männliche Personen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nehmen außerdem seltener an Befragungen teil als weibliche Personen oder jene mit deutscher Staatsangehörigkeit. Insgesamt nahmen 1046 und somit 31 Prozent der 3371 Zielpersonen zwischen dem 15. November und dem 15. November 2022 an der Erhebung teil.

Übergang vom Bachelor in den Master

Der Großteil der Absolvent*innen eines Bachelorstudiums führen ihr Studium mit einem Masterstudium an der Universität Hildesheim fort. Befragt werden Bachelorabsolvent*innen nur, wenn sie sich nach dem Bachelorabschluss exmatrikulieren, also nicht (gleich) weiter studieren.

15 Prozent derjenigen, die sich nach dem Abschluss des Bachelorstudiums an der Universität Hildesheim exmatrikulierten, gaben in der Befragung an, dass sie noch nicht wussten, ob sie einen Masterabschluss anstrebten. Etwa 50 Prozent haben ein Masterstudium aufgenommen. 5 Prozent haben die Aufnahme eines Masterstudiums fest geplant, aber das Masterstudium noch nicht aufgenommen. 30 Prozent planten, kein Masterstudium aufzunehmen.

83 Prozent der Personen, die sich nach dem Bachelorabschluss an der Universität Hildesheim exmatrikulierten, haben das Studium nicht an der Universität Hildesheim aufgenommen oder planten, es nicht an der Universität Hildesheim aufzunehmen. 14 Prozent haben sich nach dem Bachelorabschluss exmatrikuliert und kehrten nach der zwischenzeitlichen Exmatrikulation für das Masterstudium an die Universität Hildesheim zurück oder planten dies. Bei 3 Prozent der Befragten war die Hochschule des Masterstudiums noch unklar.

Tatsächlich fühlten sich nur 49 Prozent aller Befragten, die einen Bachelorabschluss erworben haben, über das Angebot an Masterstudiengängen gut informiert, bezogen auf die Zulassungsvoraussetzungen für ein Masterstudium war dies bei lediglich 45 Prozent der Fall. 36 Prozent fühlten sich gut über die Berufsaussichten mit einem Masterabschluss informiert, 37 Prozent gut über die Berufsaussichten mit einem Bachelorabschluss: „Insgesamt zeigt sich somit, dass die Informiertheit der Bachelorabsolvent*innen über Masterstudiengänge und Berufsaussichten mit den verschiedenen Abschlüssen eher gering ausgeprägt ist. Vor dem Hintergrund der großen Bedeutung der Entscheidung für oder gegen ein Masterstudium ist dies ein problematisches Ergebnis“, gibt Dr. Andreas Sarcletti zu bedenken.

Probleme bei der Stellensuche

Am meisten genannte Schwierigkeiten bei der Stellensuche

Mit der Möglichkeit der Mehrfachnennung gaben 52 Prozent der befragten Bachelorabsolvent*innen an, dass potentielle Arbeitgeber*innen überwiegend Bewerber*innen mit (längerer) Berufserfahrung suchten; der Aussage: „Für meinen Studiengang beziehungsweise für mein Studienfach werden nur relativ wenige Stellen angeboten“ stimmten 45 Prozent zu. Dies sind somit die beiden meistgenannten Probleme bei der Stellensuche.

Diese beiden Schwierigkeiten nennen auch die Masterabsolvent*innen am häufigsten: 50 Prozent der Masterabsolvent*innen gaben an, dass überwiegend Bewerber*innen mit (längerer) Berufserfahrung gesucht werden. „Für meinen Studiengang beziehungsweise für mein Studienfach werden nur relativ wenige Stellen angeboten“ bestätigten 38 Prozent.

Mehrere Probleme nannten Bachelorabsolvent*innen häufiger als Masterabsolvent*innen, und zwar:  

  • Für meinen Studiengang beziehungsweise für mein Studienfach werden nur relativ wenige Stellen angeboten.
  • Für meinen Studiengang wurden hauptsächlich Praktikums- oder Volontariatsstellen angeboten.
  • Mein Studiengang war Arbeitgeber*innen nicht bekannt
  • Es werden meist Absolvent*innen mit einem anderen Studienschwerpunkt gesucht.
  • Oft wird ein anderer Studienabschluss verlangt (zum Beispiel Promotion, Fachhochschulabschluss).

Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse zu 8 Problemen bei der Stellensuche dargestellt.

Wenige Stellenangebote

Dabei unterscheidet sich die Bedeutung der Schwierigkeiten oftmals zwischen den einzelnen Bachelorstudiengängen: Im Vergleich zu 9 Prozent der Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Sozial- und Organisationspädagogik klagten 80 Prozent der Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Internationales Informationsmanagement und alle Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Umweltsicherung (definierte Studienvariante im Polyvalenten Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang) über wenige Stellenangebote. Dies deutet Andreas Sarcletti als Hinweis auf einen je nach Bereich unterschiedlich stark ausgeprägten Fachkräftemangel. Zusätzlich könnte der Grad der Spezialisierung, der mit dem Abschluss eines bestimmten Studiengangs einhergeht, diese Unterschiede erklären.

Keine Person, die den Master in Wirtschaftsinformatik erworben hat und nur 11 Prozent der Absolvent*innen des Masterstudiengangs Informationsmanagement und Informationstechnologie äußerten das Problem, dass der Arbeitsmarkt nur wenige Stellen bietet; demgegenüber stehen 83 Prozent der Absolvent*innen des Masterstudiengangs Literarisches Schreiben und Lektorieren sowie 89 Prozent der Absolvent*innen des Masterstudiengangs Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sport, Gesundheit und Leistung in der Lebensspanne.

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind ebenfalls sehr unterschiedlich verteilt: Das Problem, dass der Arbeitsmarkt für den eigenen Studiengang hauptsächlich Praktikums- oder Volontariatsstellen bietet, tritt bei den Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Kulturwissenschaften und künstlerische Praxis mit 64 Prozent häufig auf, spielt bei den Absolvent*innen der Bachelorstudiengänge Informationsmanagement und Informationstechnologie (Studienprogramm des Bachelorstudiengangs Angewandte Informatik) sowie bei den Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsinformatik jedoch überhaupt keine Rolle. Praktika oder Volontariate sind in einigen Branchen für Berufseinsteiger*innen üblich, während sie in anderen beruflichen Bereichen (fast) nicht vorkommen.

Auch wenn das Problem, dass hauptsächlich Praktikums- oder Volontariatsstellen angeboten werden, für die Absolvent*innen der meisten Masterstudiengänge nicht relevant ist, sind hiervon mit 33 Prozent der Absolvent*innen des Masterstudiengangs Literarisches Schreiben und Lektorieren und 38 Prozent der Absolvent*innen des Masterstudiengangs Kulturvermittlung Absolvent*innen ähnliche Fächer betroffen wie auf Bachelorniveau.

Bekanntheit des Studiengangs bei Arbeitgeber*innen

Je spezifischer ein Studiengang ist, desto weniger ist er Arbeitgeber*innen bekannt: Alle Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Umweltsicherung (definierte Studienvariante im Polyvalenten Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang) gaben das Problem an, dass der Studiengang Arbeitgeber*innen nicht bekannt war, während von den Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsinformatik niemand dieses Problem nannte.

Die Bekanntheit des Studiengangs ist für die Absolvent*innen der Masterstudiengänge Wirtschaftsinformatik sowie Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache durchweg gegeben; 60 Prozent der Absolvent*innen des Masterstudiengangs Sozial- und Organisationspädagogik kämpfen jedoch mit der Unbekanntheit ihres Studiengangs bei potentiellen Arbeitgeber*innen.

Anderer Studienschwerpunkt gesucht

69 Prozent der Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Erziehungswissenschaften sowie 63 Prozent der Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Umweltsicherung (Definierte Studienvariante im Polyvalenten Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang) nannten das Problem, dass Absolvent*innen mit einem anderen Studienschwerpunkt gesucht wurden. Dies betraf nur 9 Prozent der Personen, die den Bachelorstudiengang Sozial- und Organisationspädagogik abgeschlossen haben. Erziehungswissenschaften und Umweltsicherung sind also zwei Bachelorstudiengänge, die (zumindest aktuell) teilweise nicht die Studienschwerpunkte anbieten, die auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt werden.

Absolvent*innen des Masterstudiengangs Wirtschaftsinformatik stießen nie auf das Hindernis, dass abweichende Studienschwerpunkte gesucht wurden; im Vergleich geschah dies 55 Prozent derjenigen, die einen Masterabschluss im Studiengang Medientext und Medienübersetzung erworben haben. Der Masterstudiengang Medientext und Medienübersetzung ist eine bundesweit einzigartige Verbindung von Übersetzungswissenschaft, Medienlinguistik und Medienwissenschaft und setzt damit möglicherweise für einige Stellenausschreibungen die falschen Schwerpunkte oder ist zu spezifisch.

Anderer Abschluss erforderlich

Für einen Großteil der Tätigkeiten im Bereich der Psychologie ist ein Masterabschluss erforderlich: Entsprechend gaben 47 Prozent der Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Psychologie an, dass oft ein anderer Studienabschluss – zum Beispiel Promotion oder Fachhochschulabschluss – verlangt wird. Für die Absolvent*innen der anderen Bachelorstudiengänge ist der Anteil jeweils deutlich geringer, sodass es in anderen beruflichen Bereichen mehr Stellenangebote für Absolvent*innen mit einem Bachelorabschluss gibt. Nur 8 Prozent der Absolvent*innen der Masterstudiengänge gaben das Problem an, dass ein anderer Studienabschluss (Promotion oder Fachhochschulabschluss) Voraussetzung war.

Dass spezielle Kenntnisse verlangt wurden, die die jeweilige Person nicht hatte, benannten 56 Prozent der Absolvent*innen des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsinformatik als Problem. Dies deutet darauf hin, dass es im Bereich der (Wirtschafts-)Informatik nicht nur auf den Studienabschluss, sondern auch auf Spezialkenntnisse ankommt, um bestimmte Stellen zu erhalten. Als Gegenbeispiel lässt sich der Bachelorstudiengang Psychologie nennen, in dem keine Person dieses Problem angab.

Spezielle Zusatzkenntnisse

Das Problem, dass spezielle Kenntnisse verlangt wurden, die die Person nicht hatte, nannten 17 Prozent der Absolvent*innen von Masterstudiengängen; bei Absolvent*innen von Bachelorstudiengängen war dieses Problem mit 20 Prozent vertreten. Der Grund: Zusatzzertifikate, EDV-Kenntnisse und Fremdsprachen sind in der Regel nicht im Rahmen des Studiums, sondern außerhalb des Bachelor- und des Masterstudiengangs zu erwerben. Unter Absolvent*innen des Masterstudiengangs Data Analytics war dieses Problem mit 50 Prozent besonders häufig vertreten.

Insgesamt zeigt sich, dass Probleme bei der Stellensuche stark vom studierten Bachelor- und/oder Masterstudiengang abhängen.

Gehaltsvorstellungen

Absolvent*innen eines Masterstudiengangs haben in der Regel höhere Ansprüche an das Gehalt als Absolvent*innen eines Bachelorstudiengangs. Nur 16 Prozent der Absolvent*innen eines Bachelorstudiengangs, aber 28 Prozent der Absolvent*innen eines Masterstudiengangs gaben an, dass angebotene Stellen nicht den eigenen Gehaltsvorstellungen entsprachen. Zwar betrifft dies jeweils die Hälfte der Absolvent*innen der Masterstudiengänge Literarisches Schreiben und Lektorieren sowie Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache, jedoch keine Person, die den Masterabschluss im Studiengang Wirtschaftsinformatik erworben hat.

Fehlende Berufserfahrung

Abgänger*innen, die den Masterstudiengang Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache studiert haben, wurden mit 10 Prozent nur selten mit diesem Problem konfrontiert. Studienabgänger*innen auf Masterniveau im Fach Internationales Informationsmanagement standen mit 93 Prozent fast immer diesem Problem gegenüber. Somit ist fehlende Berufserfahrung nicht in allen Studiengängen ein bedeutsames Problem beim Berufseinstieg.

Einordnung der Ergebnisse durch Dr. Andreas Sarcletti

„Für mich persönlich ist das wichtigste Ergebnis die Tatsache, dass es sich fast immer lohnt, nach dem Bachelorstudium ein Masterstudium abzuschließen – sowohl bezüglich der Adäquanz der Erwerbstätigkeit als auch hinsichtlich des Einkommens. Drei Jahre Studium sind meist nicht ausreichend, um eine anspruchsvolle und gut bezahlte Erwerbstätigkeit aufnehmen zu können. Drei Jahre entsprechen der Zeitspanne, die man in der Regel auch für eine Berufsausbildung benötigt. Eine anspruchsvolle und gut bezahlte Erwerbstätigkeit zu bekommen gelingt viel leichter mit einem Masterabschluss. Und selbst dieser ist manchmal nicht ausreichend. So müssen beispielsweise die Absolvent*innen der Lehramtsstudiengänge den Bachelorabschluss sowie den Masterabschluss erwerben und anschließend noch das Referendariat absolvieren, um als Lehrkraft tätig werden zu können. Und Personen, die eine (langfristige) Beschäftigung in der Wissenschaft anstreben, kommen nicht darum herum, nach dem Masterabschluss zu promovieren.“

Den vollständigen Bericht können Mitarbeitende der Universität Hildesheim über das Intranet aufrufen.


Foto: Daniel Kunzfeld