Bereits seit 2021 wird auf Initiative der Arbeitsgruppe Vegetationsökologie & Naturschutz am Institut für Biologie und Chemie um Prof. Dr. Johannes Metz, Josephin Hartmannn und Kai Hobritz auf zwei kleinen Rasenflächen hinter dem G-Gebäude des Hauptcampus nur noch zweimal im Jahr gemäht. Vegetationsaufnahmen, die im Rahmen von Lehrveranstaltungen zusammen mit Studierenden durchführt wurden, zeigen, dass diese Flächen mittlerweile als Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten dienen. Mehr als 40 verschiedene Kräuter und Gräser ziehen bereits jetzt auffallende Insekten wie den Aurorafalter oder die in Niedersachsen stark gefährdete Blauflüglige Ödlandschrecke an. Dieser Erfolg führte nun zu einer Ausweitung des Projektes auf drei zusätzliche Wiesenflächen am Hauptcampus sowie weitere Wiesenflächen am Samelson- und Bühler-Campus.
Langfristiges Ziel ist es, die Biodiversität an den Standorten der Universität Schritt für Schritt durch geeignete Maßnahmen zu erhöhen. Die Studierenden Daniel Goss und Eva-Maria Kowolik von der studentischen Initiative „UmweltBewusst“ planen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Vegetationsökologie & Naturschutz als nächstes die Umsetzung einer wissenschaftlich fundierten Optimierung der Wiesenflächen: „Wir heben Quadrate aus, in die wir dann Saatgut pflanzen, das sich auf den Wiesenflächen verbreiten und damit die Biodiversität weiter ankurbeln soll“, berichtet Daniel Goss.
Im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll dieser Prozess wissenschaftlich begleitet werden. „Die Entwicklung der Flächen soll auch zukünftig im Rahmen von Lehrveranstaltungen durch Studierende untersucht werden. Auch die Planung, Umsetzung und Begleitung kleinerer Forschungsprojekte in den Flächen sind denkbar. Somit gewinnen letztlich Biodiversität und Lehre am Campus”, sagt Kai Hobritz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biologie und Chemie.
Theorie und Praxis bedingen einander stetig, meint Umweltsicherungsstudent Daniel Goss: „Wenn man das Wissen im Studium immer weiter aufbaut, bekommt man Lust, etwas produktiv umzusetzen und zurückzugeben“, führt er aus. Auch Ingo Voigt, Leiter des Hausdienstes im Dezernat für Bau und Gebäudemanagement betont, dass es ihm und seinem Team ein Anliegen sei, eine Artenvielfalt von Vögeln und Insekten an die Standorte der Universität Hildesheim zu holen. „Wir geben so dem Institut für Biologie auch einen Spielraum für die praktische Lehre, was ich sehr wichtig finde”, so Voigt. Für die Umsetzung vor Ort sind vor allem die Gärtner der Universität, Frederik Igel und Danush Llunjaj verantwortlich. Auch sie verfolgen die Entwicklung der Flächen: „Es ist schön zu sehen, wie viele Lebewesen in so kurzer Zeit die Wiesenflächen besiedeln und angenommen haben!”, bekräftigt Igel.
Das Green Office war bei diesem Projekt nicht nur Anlauf- und Schnittstelle aller Beteiligten, sondern auch für die öffentlichkeitswirksame Kommunikation der Maßnahmen verantwortlich. „Im Rahmen unseres Angebots Your Goal – Your Action wurden mit Studierenden gemeinsam Infotafeln erstellt, die Einblicke in das Projekt geben und über den Einfluss des Mahdintervalls der Wiesenflächen aufklären”, erklärt Clara Wiese, Mitarbeiterin des Green Office. Als weitere Grundlage für eine vielfältige Interaktion zwischen Tieren und Pflanzen wurden außerdem Fledermauskästen am Samelson- und Bühler-Campus installiert.
Zusammen für mehr Biodiversität auf dem Campus
Die Erweiterung artenreicher Wiesenflächen an den Universitätsstandorten ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Biologie und Chemie, dem Hausdienst (Dezernat 4) sowie dem Green Office. Das Vorhaben wird zudem vom Umwelt- & Nachhaltigkeitsausschuss des Studierenden Parlaments (StuPa) und der studentischen Initiative „UmweltBewusst“ unterstützt. Alle Beteiligten arbeiten eng zusammen und planen, die Maßnahmen regelmäßig zu evaluieren, um das Ziel eines naturnäheren und artenreicheren Campus weiterzuverfolgen.
Eva-Maria Kowolik ist neben ihrem Engagement bei „UmweltBewusst“ Teil des Umwelt- & Nachhaltigkeitsausschuss des StuPa und betont: „Das Projekt hat mir gezeigt, wie viel sich in einem Semester ergeben kann, wenn verschiedene Personen der Universität sich in Zusammenarbeit für etwas einsetzen, was ihnen am Herzen liegt. Jede kleine Idee kann dazu beitragen, ein Projekt voranzubringen, dass unser Leben an der Universität bereichert und auf wichtige Themen aufmerksam macht.“ Gemeinsam mit Daniel Goss hat Kowolik einen Video-Walk erstellt, der Interessierten die Möglichkeit gibt, die artenreichen Wiesenflächen kennenzulernen.
Weiterführende Informationen
Ausführliche Informationen zum Projekt und zu weiteren Maßnahmen für mehr Biodiversität an den Standorten der Universität Hildesheim finden Sie auf der Webseite des Green Office - hier sind auch einige Tipps für mehr Artenvielfalt im eigenen Garten zusammengestellt. Um Wissen, Erkenntnisse und Erfahrungen zur Förderung von Biodiversität an Hochschulen auszutauschen und zu bündeln, engagiert sich das Institut für Biologie und Chemie der Universität Hildesheim zudem aktiv im Netzwerk Hochschulinitiativen für Biodiversität (HIB).