2023 - Preise für beste Abschlussarbeiten

Preisverleihung der Universitätsgesellschaft Hildesheim e.V. am 13. Juni 2023 im Rathaus Hildesheim

Fokus Forschung:

Preisverleihung der Universitätsgesellschaft Hildesheim e.V. im Rathaus Hildesheim

13. Juni 2023, 17 Uhr: Ankommen auf der Empore im Rathaus Hildesheim. Eine Vitrine stellt Produkte aus, die in Hildesheim erfunden wurden und in dieser Stadt eine Heimat haben. Made in Hildesheim steht darübergeschrieben. Und das gilt auch für die Abschlussarbeiten, die an diesem Nachmittag von der Universitätsgesellschaft Hildesheim e.V. ausgezeichnet werden. Den Förderpreis 2023 für die beste Bachelor- und Masterarbeit und Dissertation erhalten Vilja Gunzelmann, Mathis Göcht und Kristina Petzold. Sie haben einen wichtigen Meilenstein in ihrem beruflichen Werdegang erreicht und sind voller Stolz mit Familie und Freunden ins Rathaus gekommen.

Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer stellte in seinem Grußwort heraus, wie wichtig es der Stadt und ihm persönlich sei, dass Wissenschaft in Hildesheim inmitten der Gesellschaft Platz findet. Deshalb sei das Rathaus im Herzen der Stadt der richtige Ort für die Preisverleihung.

Der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Heinz Werner Ernst, bestätigt den Wert eines guten Miteinanders von Wissenschaft und Gesellschaft und auch die Bedeutung der Geisteswissenschaftlichen Forschung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Bei den prämierten Arbeiten sei die so wichtige Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft gelungen.

Die Präsidentin der Universität, Prof. Dr. May-Britt Kallenrode, richtete den Fokus einmal mehr auf die Bedeutung von Forschung und der Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses für die Universität Hildesheim. Hier sei die Verleihung der Förderpreise ein wichtiger Impuls und auch in der Vita der Prämierten von Relevanz. Ihr Dank galt ausdrücklich der Fördergesellschaft und den Lehrenden, die Vorschläge eingereicht haben.

Den mit 500 Euro dotierten Förderpreis 2023 für die beste Bachelorarbeit erhielt Vilja Gunzelmann (Studiengang Kulturwissenschaften und künstlerische Praxis). Sie hat unter dem Titel „Unerwähnt und widerhallend. Geschichte und Geister meiner Familie. Reflexion einer künstlerischen und theoretischen Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte im Handelshaus C. Woermann.“, ihren familiären Wurzeln gewidmet. Genauso wie Begriffe und Betrachtungsweisen müssten auch Familiengeschichten auf den Prüfstand, so ihre Überzeugung. Ihr selbst sei lange nicht klar gewesen, dass ihre Vorfahren durch Tätigkeiten in der Firma C. Woermann in die deutsche Kolonialgeschichte verwickelt waren. Hinter der historischen Aufarbeitung und der Recherche-basierten künstlerischen Praxis der Arbeit verbarg sich Gunzelmanns Wunsch, Auslassung in den Erzählungen ihrer Familiengeschichte zu füllen, falsch kontextualisiertes Wissen kritisch zu hinterfragen, es in den Kontext historischer Forschung zu rücken und Unerwähntes aus dem Archiv zu befreien. Die Herangehensweise sei aus Sicht der Gutachter Dr. Torsten Scheid und Prof. Dr. Julius Heinicke besonders. Die Verknüpfung von eigener Familiengeschichte und deren Erfahrungsräume mit dem Potenzial in einem ästhetischen Setting diese zu reflektieren und wissenschaftlich „aufzuwerten“, ist mutig und eröffnet einen neuen forscherischen Blick. Und das passt zu den Hildesheimer Kulturwissenschaften.

Den Förderpreis für die beste Masterarbeit und ebenfalls 500 Euro erhielt Mathis Göcht (Studiengang: Master of Arts, Internationales Informationsmanagement –Sprachwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation). Er hat unter dem Titel „Kommunikatives Handeln in Virtual Reality – Experimente in außergewöhnlichen Wahrnehmungsräumen.“ Darin hat er neue Technologien wie Virtual Reality (VR) in einen geisteswissenschaftlichen Zusammenhang gebracht und damit auf seine Bachelorarbeit aufgebaut. Das Thema seiner Arbeit entstand schließlich ausgehend von der Frage, wie der Einsatz von VR einen Mehrwert für die sprachwissenschaftliche Forschung bieten kann. Die Gutachter*innen Dr. Karsten Senkbeil und Prof. Dr. Beatrix Kreß bescheinigen Mathis Göcht das es ihm besonders gut gelungen sei, eine komplexe Gemengelage argumentativ nachvollziehbar auszudifferenzieren, abzuwägen und einen eigenen Standpunkt aus dem sehr solidem Literaturstudium abzuleiten. Mit einem erkenntnisorientierten Ansatz werde von ihm nachvollziehbar erläutert, inwiefern die (Social) Virtual Reality als neues Werkzeug experimentelle linguistische Forschung ermöglicht, die ohne dieses Medium kaum realisierbar wäre. Für den Masterabsolventen geht es jetzt mit dem Einstieg ins berufliche Leben weiter, um einen Einblick in die außeruniversitäre Arbeitswelt zu erhalten. Wichtig ist ihm dabei der gesamtgesellschaftliche Sinn seiner Tätigkeit. Die Tür zu einer Rückkehr in die Wissenschaft möchte er sich dabei aber bewusst offenhalten. Und vielleicht kommt er einmal wieder als Lehrender nach Hildesheim zurück.

 

Den mit ebenfalls 500 Euro dotierten Förderpreis für die beste Dissertation erhielt Kristina Petzold für ihre Arbeit mit dem Titel „Buchblogs zwischen Passion und Profession. Zur Diskursivierung digitaler literaturbezogener Anschlusskommunikation als Arbeit.“ Sie widmet sich darin der Literaturkritik unter den insbesondere durch die Digitalisierung veränderten Rahmenbedingungen. Sie habe eine besondere Faszination für Themen, die sich an der Schnittstelle von Literaturwissenschaft, Soziologie und Digitalisierung bewegen, erläuterte Kristina Petzold ihre Motivation. Ein Austausch über das Gelesene findet ihrer Beobachtung nach heute vielfach online, beispielsweise auf Buchblogs, statt. Gleich drei Gutachter (Dr. Guido Graf (Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft) | Prof. Dr. Rudolf Parr (Universität Duisburg-Essen, Institut für Germanistik / Literatur und Medien-praxis) | Prof. Dr. Thomas Ernst (Universität Antwerpen (B) / Geisteswissenschaftliche Fakultät / Institut für Literatur) bescheinigten Kristina Petzold, dass ihr eine herausragende Arbeit gelungen sei und vergaben jeweils die höchste Auszeichnungsstufe einer Dissertation in deutschsprachigen Ländern „summa cum laude“ – also mit höchstem Lob. In den Gutachten heißt es u.a.: „Kristina Petzold hat mit der vorliegenden Dissertation eine herausragende Leistung erbracht: überaus reif in methodischer Hinsicht, umfassend in Erschließung, Auswertung und Einordnung der Forschungsliteratur, souverän in Konsistenz und Transparenz theoretischer Grundierung, durchgängig sehr präzise, schlüssig und lesbar formuliert und nicht zuletzt natürlich mit einer Arbeit, die für die Gegenwartsliteraturwissenschaft einen bei-spielhaften Anstoß zu geben vermag, literarische Prozesse als soziales Ereignis zu reflektieren, auch hinsichtlich ihrer technologischen Bedingungen und mit einer hohen praktischen Relevanz.“ Kristina Petzold forscht nun an der Universität Bielefeld.

Die Qualität aller eingereichten und ausgezeichneten Arbeiten ist zugleich ein Beleg für die Qualität von Forschung und Lehre an der Universität Hildesheim, betonte Prof. Dr. Martin Schreiner, Vorsitzender der Auswahlkommission und dankte dem Vorsitzenden der Universitätsgesellschaft Heinz Werner Ernst für das Engagement der Fördergesellschaft, wissenschaftlichen Nachwuchs zu würdigen.

Im Anschluss an die Feierstunde nutzen vor allem auch die Eltern die Gelegenheit zum Austausch mit den Lehrenden. Erfüllt mit Stolz und Freude ließen die Preisträgerinnen und ihre Familie den Abend anschließend in der Dom- und Universitätsstadt Hildesheim ausklingen. Für schönes Wetter war gesorgt.

 

 

Fotos: Jan Schönfelder