„Internationalisation at home und abroad“
Internationalisierung ist nicht gleich Internationalisierung. Individuelle Anforderungen von Studierenden, Wissenschaftler*innen oder Lehrpersonal spielen eine zentrale Rolle für gelungene internationale Erfahrungen. Laut Prof. Dr. Bettina Kluge, Vizepräsidentin für Internationales und Chancengleichheit, und Dr. Markus Auditor, der zurzeit die Leitung des International Office der Universität Hildesheim vertritt, eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den Audit-Workshops mit Vertreter*innen verschiedener Universitäts-Bereiche.
„Die internationale Lernerfahrung ist für die Studierenden von großer Bedeutung, um ihren Blick zu erweitern“, betont Markus Auditor. Zunehmend rückt dabei auch die sogenannte „Internationalisation at home“ in den Blick. Die physische Mobilität wird hierbei ergänzt durch Formate vor Ort, aber auch durch das Angebot kürzerer Auslandsaufenthalte, wie zum Beispiel durch Exkursionen. Und: das Miteinander mit den internationalen Studierenden hier in Hildesheim. Vor allem die internationalen Vollzeitstudierenden bringen spezifische Bedürfnisse mit nach Hildesheim. Sie benötigen oft Unterstützung bei Sprachbarrieren, Wohnungssuche und bürokratischen Angelegenheiten. „Deshalb ist es besonders schön, dass viele Studierende als Buddies unterstützend zur Verfügung stehen.“ Auf diese Weise wird Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Möglichkeiten Mut gemacht, sich auf verschiedene Formen der Internationalisierung einzulassen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die strukturelle Verankerung internationaler Lernerfahrungen in den Curricula. Bereits jetzt existieren Formate wie transnationale Online-Seminare, in welchen Studierende aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten. Diese Angebote sollen langfristig ausgebaut und auch für Promovierende geöffnet werden.
Auch die Verwaltung internationalisiert sich
Darüber hinaus rückt die Bedeutung strategischer Partnerschaften mit internationalen Universitäten in den Fokus. Qualitativ hochwertige Kooperationen erleichtern nicht nur den Studierendenaustausch, sondern stärken auch die Zusammenarbeit in der Forschung. Neben der Mobilität von Lehrenden sollen verstärkt Workshops mit Partneruniversitäten und stabile Forschungskooperationen gefördert werden. Eine Herausforderung bleibt die Anerkennung von Studienleistungen, ein häufiges Hindernis auf dem Weg zum Auslandsaufenthalt. Die Lissabon-Konvention legt eine weitreichende Anerkennung von Studienleistungen fest. Einzige Ausnahme: Wenn wesentliche Unterschiede zwischen den Kursen identifiziert werden können. „Die Studierenden brauchen Gewissheit, dass ihnen Auslandsaufenthalte im Studium angerechnet werden. Deshalb wollen wir bei den Lehrenden mehr Vertrauen gegenüber Lehrveranstaltungen an Partneruniversitäten fördern“, sagt Kluge.
Internationalisierung betrifft nicht nur Studierende und Lehrende, sondern auch die Verwaltungs- und Leitungsstrukturen der Universität. Auditor erklärt: „Wir müssen auch in Personalabteilung und Finanzdezernat schauen. Wie können diese zum Beispiel fremdsprachige Lehrende und Studierende bei bürokratischen Prozessen unterstützen?“ Er überlegt, ob hier Sprachmittlerpools aus Mitarbeitenden mit entsprechenden Fremdsprachenkenntnissen innerhalb der Universität eine Lösung sein könnten.
Das Audit schafft Momentum – so geht es weiter
Die Projektgruppe zum Audit konstituierte sich im Januar 2025. Im Februar fanden zwei Workshops mit Teilnehmenden aus allen universitären Bereichen statt. Die Workshops waren der gesamten Hochschulöffentlichkeit zugänglich und wurden gut angenommen. Sie haben das große Internationalisierungs-Interesse bestätigt. Nun wurde der Selbstbericht zur Internationalisierung bei der HRK eingereicht. Am 17. und 18. Juni besuchen zwei Expert*innen der HRK die Universität, um Gespräche mit verschiedenen Akteur*innen zu führen. Ihre anschließenden Empfehlungen werden als Grundlage dienen für eine universitätsweite Diskussion, die 2026 in einer Internationalisierungsstrategie münden soll und die bisherigen Leitlinien um konkrete Umsetzungsmaßnahmen und -zeiträume ergänzt.
„Das Audit schafft ein erstes Momentum und setzt die Universität in Bewegung. Doch mit der Abgabe des Berichts ist die Arbeit keineswegs beendet,“ erzählt Auditor. Kluge ergänzt: „Wir müssen erst einmal klar werden: was sind unsere Motive für die Internationalisierung der Hochschule, was sind unsere Ziele und mit welchen Maßnahmen kommen wir dorthin?“ Die Ziele müssen so formuliert werden, dass sie zahlenmäßig belegbar und planbar sind, um sie evaluierbar zu machen und sollten auf die nächsten fünf Jahre angelegt sein. Auditor erläutert: „Das ist eine gute Zeit, um Dinge angehen zu können, aber trotzdem noch ein Zeitrahmen, in dem schnelle Prozesse immer wieder reflektiert werden können.“
Internationale Lehre hebt das Niveau – Uni will Strategie in die Praxis umsetzen
Kluge und Auditor betonen: das Audit Internationalisierung birgt viele Chancen für die Universität Hildesheim. „Internationalisierung hebt Lehre und Forschung auf ein neues Niveau, insbesondere wenn Forschung und Lehre eng miteinander verzahnt werden“, fasst Auditor die ersten Erkenntnisse zusammen. Der Wandel innerhalb der Hochschule bleibt dabei eine langfristige Aufgabe. „Internationalisierung ist nicht nur eine Frage von einzelnen Programmen, sondern des Selbstverständnisses der gesamten Institution. Dies kommunikativ zu begleiten und alle Beteiligten einzubeziehen, ist eine große Bereicherung“, ergänzt Kluge.
Im Audit Internationalisierung ist die Universität aufgerufen, sich selbst zu reflektieren. Nun sollen die gewonnenen Erkenntnisse in eine nachhaltige Strategie überführt werden – eine Strategie, die nicht nur in Leitlinien verankert bleibt, sondern sich in der Praxis bewährt. Und vor allem (wie Auditor schließt): „Eine Strategie, die universitätsweit Akzeptanz findet.“
Was ist das Audit Internationalisierung?
Das Audit „Internationalisierung der Hochschulen“ ist ein Programm der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Es bietet eine unabhängige und systematische Internationalisierungsberatung, die auf die jeweilige Hochschule abgestimmt ist.
Das Audit bietet die Gelegenheit einer Standortbestimmung sowie die zukünftige Ausrichtung der Hochschule strategisch zu planen.