Zu Beginn steht ein Impulsvortrag von Erziehungswissenschaftler und Kinderbuchautor Dr. Björn Kiehne auf dem Programm. Unter Hinzunahme einer von ChatGPT erstellten Landkarte, inspiriert von Herr der Ringes „Mittelerde“, fragt er nach den Merkmalen einer erfolgreichen Hochschuldidaktik. „Welche Markierungen auf der Karte würden Sie setzen?“, fragt er in die Runde. Es wird fleißig auf Notizbücher und Laptops geschrieben, der Austausch folgt später. Nach diesem kleinen Ausflug nach Mittelerde begeben sich alle Teilnehmenden im Konferenzraum der Mensa in Diskussionen rund um zentrale Aspekte der kindheitspädagogischen Hochschuldidaktik. Abschließend nehmen sie die weitere Entwicklung des Netzwerks in den Blick. „Wenn Menschen face-to-face zusammenkommen, kann Magisches passieren“, hatte Prof. Dr. Bettina Kluge zu Beginn des Tagungstages gesagt, und die zufriedenen Gesichter aller, die den Konferenzraum nun verlassen, zeigen, dass genau das eingetreten ist.
Christoph Kairies, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Hildesheim, blickt mit Vorfreude auf die künftigen Vorhaben des Netzwerks: „NetKiD will den Vermittlungsprozess, Wissenstransfer und die Forschung innerhalb der im Netzwerk bereits etablierten Strukturen nachhaltig auf- und ausbauen.“ Außerdem werden Fragestellungen kindheits- und sozialpädagogischer Hochschuldidaktik im Rahmen von Netzwerktreffen, Tagungen, Hearings und Forschungsvorhaben bearbeitet und als Innovationen in die Lehre transferiert. „Indem das Netzwerk diesen Fragen nachgeht, will es einen nachhaltigen Beitrag zur Disziplinentwicklung und Qualitätssicherung von Lehr-Lern-Prozessen an Hochschulen und Universitäten mit kindheitspädagogischen Studiengängen und -schwerpunkten leisten. Durch die Vernetzung von Lehrenden, Forschenden und Studierenden wird ein Theorie-Praxis-Transfer angeregt“, so Kairies.
„Was schon früh in der Kindheit gelernt werden muss, ist das Lernen selbst. Es entsteht die Motivation immer weiter lernen zu wollen, neugierig zu bleiben, Unbekanntes mit Bekanntem in Verbindung zu bringen und in der Folge Großartiges zu schaffen“, sagt Prof. Dr. Bettina Kluge, Vizepräsidentin für Internationales an der Universität Hildesheim. „Das Thema Bildung ist für unsere Universität sehr wichtig, sowohl aufgrund der vielen Lehramtsstudiengänge als auch der Institute für Erziehungswissenschaft und Sozial- und Organisationspädagogik, die den Blick über die schulischen Lehr- und Lernrahmen hinaus weiten und unter anderem auch die frühkindliche Bildung in den Blick nehmen.“ Weiter fährt sie fort, dass immer deutlicher werde, wie unterschiedlich der Start in die Bildungskarriere aussehen kann. „Menschen werden eben nicht als tabula rasa geboren - ihre Lebensumstände erleichtern oder erschweren den Bildungszugang auf allen Ebenen des Bildungssystems.“ Daher sei die Reflexion unabdingbar, inwiefern auch hochschulische Inhalte und Lehrmethoden verändert werden müssen.
Warum kindheitspädagogische Hochschuldidaktik voranbringen?
Ab 2004 sind erste kindheitspädagogische Studiengänge in Deutschland entstanden. Sie setzten auf eine Professionalisierung kindheitspädagogischer Arbeit insbesondere in Kindertageseinrichtungen, aber auch in der Ganztagsschule und weiteren pädagogischen Arbeitsfeldern, die Kinder erreichen. Hinzu kam in den letzten Jahren ein Ausbau an sozialpädagogischen Lehramtsstudiengängen, die für die fachschulische Lehre in der Ausbildung von Erzieher*innen qualifizieren. „Ausgangspunkt des Netzwerkes war, dass zu der Praxis der hochschulischen Qualifizierung kaum grundlagenbezogene Reflexionen vorliegen“, betont Christoph Kairies. Auch fände sich kaum eine systematische Untersuchung der zum Einsatz kommenden Verfahren. Ebenso sei empirische Forschung zur kindheitspädagogischen Lehre kaum vorhanden. „Kindheits- und sozialpädagogische Hochschuldidaktik ist – anders als nicht-pädagogische Qualifizierungszusammenhänge – mit einem Spezifikum versehen: Es geht darum, Studierende zu qualifizieren, die selbst zukünftig Bildungssettings in den vielfältigen Handlungsfeldern der Kindheitspädagogik gestalten“, fasst Kairies zusammen.