Eine Forschergruppe geht der Frage nach, was aus Kindern und Jugendlichen wird, die im Heim, in der Pflegefamilie und in betreuten Wohngruppen aufwachsen und diese Erziehungshilfen verlassen. Care Leaver sind junge Menschen, die außerhalb ihres Elternhauses aufgewachsen sind.
Die Sozialpädagogen der Universität Hildesheim starten nun das Projekt „Care-Ho“. Gemeinsam mit sechs Hochschulen in Hildesheim, Emden, Holzminden, Oldenburg und Vechta wollen sie auf die Lebenssituation von Studierenden mit Jugendhilfeerfahrung aufmerksam machen. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert das Vorhaben im Rahmen des Programms „Wege ins Studium öffnen“. „Der Weg ins Studium darf nicht vom Geldbeutel oder vom Bildungshintergrund der Eltern abhängen. Wir wollen mehr begabten jungen Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft den Weg ins Studium öffnen“, sagte Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić. Die Hochschulen seien kein „closed-shop“.
Gemeinsam mit Studierenden und Studieninteressierten bauen die Forscher der Uni Hildesheim bereits seit 2012 das bundesweite Netzwerk „Care Leavers in Deutschland" auf. Sie entwickeln Informationsmaterial, einen Flyer, drehen einen Film und geben Tipps – zum Beispiel, wie man einen Bafög-Antrag stellen kann, ohne die Einkommensnachweise der Eltern vorlegen zu müssen. Die Aktivitäten in Niedersachsen sollen nun verstärkt und regional weiterentwickelt werden.
Die Hildesheimer Sozialpädagogen arbeiten in mehreren Projekten: So wurden umfangreichere Daten über die Lebenswege von Care Leavern in Deutschland erfasst und wie Organisationen den Übergang in das Erwachsenenleben begleiten. Mit 17 Studierenden haben Benjamin Strahl und Katharina Mangold biografische Interviews geführt – wie verlief ihr Weg in die Uni? In einer Studie mit rund 250 Jugendlichen, die derzeit in Jugendhilfeeinrichtungen leben, untersuchen die Forscher, welche Unterstützung die befragten 16-Jährigen auf ihrem Bildungsweg erhalten und welche Erwartungen an sie gestellt werden. Ergebnisse werden im Frühjahr 2014 erwartet.
Das nächste Care-Leaver-Treffen findet Ende März an der Universität Hildesheim statt. Betroffene können sich an Katharina Mangold und Benjamin Strahl wenden (strahl[at]uni-hildesheim.de und mangoldk[at]uni-hildesheim.de).
Kontakt zu den Forschern über die Pressestelle (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100 und 0177.8605905)