Wer singt, macht keinen Blödsinn

Sonntag, 06. Mai 2012 um 19:56 Uhr

„Wer singt, macht keinen Blödsinn", sagt Yusuf Sengör. Der 54-Jährige ist in Niedersachsen als Türkischlehrer tätig. Seit vier Monaten studiert er an der Universität Hildesheim im Weiterbildungsstudiengang musik.welt – „Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung".

Wie er zur Musik gekommen ist? „Als ich klein war, habe ich in der Türkei erlebt, wie die Nachbarskinder getrommelt haben, das hat mich fasziniert", so Yusuf Sengör. Das Spielen der Saz, einem traditionellen türkischen Saiteninstrument, hat er sich selbst beigebracht. „Nach Gehör." Inzwischen lernt er das Gitarrenspiel. In Hildesheim. 

„Kulturelle musikalische Mehrsprachigkeit", so nennt Prof. Dr. Raimund Vogels das Konzept eines Moduls des Weiterbildungsstudiengangs. Alle 24 Studierenden erlernen in den kommenden zwei Jahren ein Instrument einer anderen Kultur. Vogels ist Direktor des Center for World Music an der Universität Hildesheim und Professor für Musikethnologie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

„Es ist spannend, sich durch das Spielen auf iranischen Instrumenten in andere Tonalitäten und Rhythmen einzuarbeiten", berichtet Johanna Udert. Die Bratschistin und Musiklehrerin bringt Erfahrungen in der Orchesterarbeit mit bis zu 100 Kindern mit. „In der pädagogischen Arbeit möchte ich stärker andere Kulturen einbeziehen." Auch Yusuf Sengör setzt Musik in der Schule ein. Wenn er die Saz in die Schule mitbringt, sei das Interesse der Schülerinnen und Schüler an den Klängen groß. „Wer singt und musiziert, macht keinen Blödsinn", ist er sich sicher. Dabei möchte Sengör über das Musizieren in der Schule auch die Eltern stärker einbinden, erreichen. Neben der musikalischen Praxis stehen für die Studierenden unter anderem musikethnologische und musikpädagogische Seminare auf dem Stundenplan.

Finanziell unterstützt wird der Studiengang von der Stiftung Niedersachsen. Deren Referentin Dr. Gesa Schönermark unterstreicht die Bedeutung von Musik in der interkulturellen Verständigung: „Musik kann Brücken bauen." Grundlage des Studiengangs ist eine umfangreiche musikethnologische Sammlung an Tonträgern, Instrumenten und Dokumenten, die die Stiftung Niedersachsen dem Center for World Music als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. „Unsere Studierenden holen die Instrumente aus den Vitrinen", unterstreicht Raimund Vogels. 

Ende Mai gestalten die 24 Hildesheimer Studierenden beim Fest der Kulturen in Hannover ein dreitägiges musikalisches Programm unter dem Titel „Globales Dorf".

„Die musikalische Integration. Musik verbindet Menschen aus aller Welt – und kann deshalb die Integration von Migranten fördern. Wie das geht, lernen Studierende an der Universität Hildesheim" (Deutsche Welle, Beitrag von Christina Beyert, 06.05.2012)

„Klangfarbe der Töne. Neuer Studiengang Weltmusik an der Uni Hildesheim" (DIE WELT, Beitrag von Thomas Korn, 03.03.2012)

Kulturelle Vielfalt als Chance: Weiterbildungsstudiengang öffnet Hochschultüren


Studierende vor dem Center for World Music an der Universität Hildesheim: Johanna Udert, Yusuf Sengör und Karin Sauer. Der Weiterbildungsstudiengang musik.welt - "Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung" wurde von der Universität Hildesheim, der Stiftung Niedersachsen und weiteren Partnern in Niedersachsen konzipiert. Fotos: Universität Hildesheim

Studierende vor dem Center for World Music an der Universität Hildesheim: Johanna Udert, Yusuf Sengör und Karin Sauer. Der Weiterbildungsstudiengang musik.welt - "Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung" wurde von der Universität Hildesheim, der Stiftung Niedersachsen und weiteren Partnern in Niedersachsen konzipiert.