Was hat Informationswissenschaft mit Autoradios zu tun?

Donnerstag, 22. Juli 2004 um 11:32 Uhr

Kooperationsprojekt zwischen der Blaupunkt GmbH und der Informationswissenschaft der Universität Hildesheim

Die Hildesheimer Informationswissenschaft entwickelt derzeit unter der Leitung von Dr. Thomas Mandl und Prof. Dr. Christa Womser-Hacker innerhalb des Kooperationsprojektes EIKON mit der Blaupunkt GmbH ein Online-Konfigurationssystem für Multimedia-Zubehör im Auto.

Dieses Projekt bietet Gesine Quint, Steffen Weichert und Silke Zielhofer - alle Absolventen des Magisterstudiengangs Internationales Informationsmanagement - die Möglichkeit, ihre theoretischen und praktischen Kompetenzen aus der Informationswissenschaft an-hand realer Fragestellungen zu erproben. Als Studierende hatten sie bereits in einem Seminar über Knowledge und Usability Engineering gelernt, wie man menschliches Expertenwissen "aus den Köpfen" in Informationssysteme überführt, die auch Laien über softwareergonomische Oberflächen intuitiv bedienen können. Dabei ging es nicht nur um das Verständnis der Terminologie ("Was ist ein Knöpfteil und was macht ein Universal Monitorhalter im Lüftungsschacht?"). Vielmehr mussten Arbeitsabläufe und Informationsprozesse genau verstanden und analysiert werden. Die Kooperation zwischen Blaupunkt und Universität startete im Jahre 2002 zunächst mit drei Magisterarbeiten. Mittlerweile ist daraus ein erfolgreiches Drittmittelprojekt geworden; die damaligen Studierenden arbeiten heute als wissenschaftliche Mitarbeiter im Projekt EIKON.

Dieses Projekt bietet Gesine Quint, Steffen Weichert und Silke Zielhofer - alle Absolventen des Magisterstudiengangs Internationales Informationsmanagement - die Möglichkeit, ihre theoretischen und praktischen Kompetenzen aus der Informationswissenschaft an-hand realer Fragestellungen zu erproben. Als Studierende hatten sie bereits in einem Seminar über Knowledge und Usability Engineering gelernt, wie man menschliches Expertenwissen "aus den Köpfen" in Informationssysteme überführt, die auch Laien über softwareergonomische Oberflächen intuitiv bedienen können. Dabei ging es nicht nur um das Verständnis der Terminologie ("Was ist ein Knöpfteil und was macht ein Universal Monitorhalter im Lüftungsschacht?"). Vielmehr mussten Arbeitsabläufe und Informationsprozesse genau verstanden und analysiert werden. Die Kooperation zwischen Blaupunkt und Universität startete im Jahre 2002 zunächst mit drei Magisterarbeiten. Mittlerweile ist daraus ein erfolgreiches Drittmittelprojekt geworden; die damaligen Studierenden arbeiten heute als wissenschaftliche Mitarbeiter im Projekt EIKON.

Das Problem Datenberg

Im Laufe der Jahre hat sich bei Blaupunkt schwer zugängliches Wissen angehäuft - ein Datenberg, den nur wenige Experten überblickten. Enthalten waren Informationen über Produkte (Radios, Kabel, Lautsprecher, Antennen, Navigationssysteme etc.) und in welche Autos diese an welchen Stellen und auf welche Art und Weise eingebaut werden können. Wie sollten aber wenig spezialisierte Mitarbeiter oder gar Kunden durch diesen Datenberg steigen, wenn sie Zubehör für ein bestimmtes Auto zusammenstellen wollten? Statt mehrerer unübersichtlicher Dokumente musste also eine zentrale, digitale Lösung gefunden werden, die am besten nicht nur unternehmensintern, sondern auch über das Internet bereitsteht.


Die Lösung EIKON

Die Informationswissenschaftler ermittelten zunächst über Befragungen und Beobachtungen im Rahmen des Knowledge Engineering Prozesses, welche Informationen für die verschiedenen Benutzergruppen relevant sind und entwickelten ein effizientes relationales Datenbankmodell. Das nach den Anforderungen programmierte Informationssystem wird in regelmäßigen Usability-Tests auf seine Gebrauchstauglichkeit überprüft und entsprechend optimiert. So funktioniert benutzerzentriertes Design - der Benutzer steht immer im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses. In enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen bei Blaupunkt wird das System an die Arbeitsprozesse im Unternehmen angepasst. Gleichzeitig findet eine Optimierung des Workflow zwischen den Abteilungen statt. Der erste Teil des Systems ist heute schon im Einsatz bei Blaupunkt Hildesheim und noch dieses Jahr werden weitere Module und Lösungen im Internet zur Verfügung stehen.


Ausblick Mehrsprachigkeit

In Zukunft werden die Informationswissenschaftler ihr besonderes Hildesheimer Profil noch stärker einbringen können, wenn es nämlich um die Mehrsprachigkeit des Informationssystems geht. In naher Zukunft soll das System weltweiten Einsatz finden und multilingual zur Verfügung stehen. Die Projektmitarbeiter bringen die in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen ihrer Promotionsvorhaben wiederum in die Verfeinerung informationswissenschaftlicher Theorien ein.

EIKON ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Wirtschaft gegenseitig voneinander profitieren können. Für beide Seiten hat es sich gelohnt: Die Blaupunkt GmbH hat nun dank universitärer Hilfe ein effizientes Werkzeug, um ihre Datenmengen zu bewältigen, und die Informationswissenschaft sieht ihre zahlreichen Forschungsergebnisse durch erfolgreiche Anwendung in der Praxis bestätigt.

Gesine Quint,
Steffen Weichert und
Silke Zielhofer