Von heute auf morgen geht’s nicht: Kulturentwicklung braucht Zeit, Menschen und gute Ideen

Samstag, 21. Juni 2014 um 08:00 Uhr

Eine Bilanz nach 20 Jahren Kulturentwicklungsplanung: Was ist bisher geschehen im Landkreis Hildesheim? Kulturpolitikforscher der Universität Hildesheim erarbeiten derzeit ein Gutachten. Denn es wird deutlich: In der Region gibt es ein großes Potential an engagierten Kulturschaffenden, doch die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit sind verbesserungswürdig.

Am 20. März 1995 beschloss der Kulturausschuss des Landkreises Hildesheim einen Kulturentwicklungsplan durch das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim erarbeiten zu lassen. Im kommenden Jahr wird dieser Beschluss 20 Jahre alt: ein guter Anlass um zu überprüfen, was aus den Ideen der Kulturentwicklungsplanung geworden ist. Die Forscher erarbeiten zurzeit ein Gutachten, wie sich die Region seitdem kulturell und kulturpolitisch entwickelt hat und vor welchen aktuellen Herausforderungen das kulturelle Leben in der Region steht und wie diesen begegnet werden kann.

„Mit den Tagen der offenen Ateliers, Live in der Pampa oder Innerste Blau gab es zahlreiche großartige Projekte des Netzwerkes Kultur und Heimat, die neue Impulse für die Kulturarbeit in der Region gesetzt haben. Allerdings dürfen diese nicht darüber hinweg täuschen, dass es strukturell große Probleme sowohl für etablierte Institutionen wie für die freie Szene und für Kulturvereine in der Region gibt.“ So beschreibt Dr. Doreen Götzky vom Institut für Kulturpolitik die derzeitige Arbeitslage für Kulturschaffende in der Region. Es fehlt etwa an einer Grundsicherung für kulturelle Initiativen vor allem im ländlichen Raum, die häufig jedes Jahr wieder vor existentiellen Problemen stehen. Darüber hinaus ist bisher nicht klar, wie nach den anstehenden personellen Veränderungen im Kulturbüro des Landkreises Hildesheim, unter anderem die Pensionierung des Leiters, der Kulturentwicklungsprozess durch die Kulturverwaltung weitergeführt werden kann.

Gemeinsam mit dem Kulturbüro des Landkreises und dem Kulturnetzwerk wollen die Kulturpolitikforscher auf Grundlage der bisherigen Ergebnisse, vor allem die zukünftigen Herausforderungen identifizieren. So untersuchen die Forscher im Rahmen eines Gutachtens derzeit, wie effektiv die Kulturförderung in der Region ist und wie die Themenfelder kulturelle Bildung, Kultur und Tourismus sowie die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich Kultur gestaltet werden. „Dieses Gutachten ist nicht dazu da, alle Antworten auf die aktuellen Probleme zu geben. Wir wollen vielmehr die Finger in die Wunde legen und gemeinsam mit Kulturakteuren und der Kulturpolitik Perspektiven für die nächsten 20 Jahre Kulturentwicklung im Landkreis Hildesheim entwerfen“, so Götzky. Das Gutachten soll zu Beginn des kommenden Frühjahrs vorliegen, pünktlich zum Jahrestag des Kreistagsbeschlusses, mit dem alles begann.

In Hildesheim ist mit dem Netzwerk Kultur und Heimat eine Initiative entstanden, die in der Region Hildesheim die Kulturlandschaft beraten und unterstützen möchte. Die Mitwirkenden erhoffen sich von dem Gutachten nun Impulse für die Gestaltung der zukünftigen Arbeit. „Uns treibt die Frage um, wie und wo die begrenzten Fördermittel wirkungsvoll zum Nutzen der Region eingesetzt werden können und die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis verbessert werden kann“, so Julia Krankenhagen, die Geschäftsführerin des Vereins.

Podiumsgespräch am 24. Juni mit Oberbürgermeister und Landrat

Um die Potentiale für die Kooperation zwischen Stadt und Landkreis Hildesheim im Bereich Kultur näher zu betrachten, veranstaltet das Institut für Kulturpolitik am Dienstag, 24. Juni 2014 ein öffentliches Podiumsgespräch mit Oberbürgermeister Ingo Meyer und Landrat Reiner Wegner. Studierende bereiten die Diskussion im Seminar „Kommunale Kulturpolitik – zwischen Grundversorgung und Standortmarketing“ vor. Die Debatte beginnt um 16:00 Uhr auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg der Universität (Hohes Haus/Raum 202).


Forscher der Uni Hildesheim untersuchen, wie effektiv die Kulturförderung in der Region ist und wie kulturelle Bildung und Kulturtourismus gestaltet werden. Foto: Andreas Hartmann

Forscher der Uni Hildesheim untersuchen, wie effektiv die Kulturförderung in der Region ist und wie kulturelle Bildung und Kulturtourismus gestaltet werden. Foto: Andreas Hartmann