Tagung zur Lehrerbildung

Dienstag, 26. Februar 2013 um 10:31 Uhr

Über Herausforderungen in der Lehrerbildung diskutieren 200 Experten an der Universität Hildesheim. Erziehungswissenschaftler, Seminarleiter, Landesinstitute und Lehrkräfte aus neun Bundesländern stellen auf einer zweitägigen Konferenz Modelle der Lehreraus- und fortbildung vor.

Referentinnen und Referenten aus neun Bundesländern sind vom 28. Februar bis 1. März 2013 an der 12. bundesweiten Expertentagung  „Lehrerbildung zwischen Unterrichtsforschung und Unterrichtsentwicklung" (Programm) beteiligt. Dabei diskutieren sie, wie Ergebnisse aus der Unterrichtsforschung in die Schulpraxis gelangen. So wurden in Niedersachsen Anfang 2012 Kompetenzzentren für regionale Lehrerfortbildung an Universitäten eingerichtet. „Das professionelle Lehrerhandeln ist ein entscheidender Faktor für guten Unterricht. Grundsteine werden in der Lehreraus- und fortbildung gelegt“, verdeutlicht Dr. Margitta Rudolph, Direktorin des Weiterbildungszentrums der Universität Hildesheim. 

„In der internationalen Lehr- und Lernforschung wird der Haltung der Lehrkraft und den Beziehungen zwischen Lehrenden, Lernenden und Eltern ein sehr hohes Gewicht zugesprochen, um hohe Unterrichtsqualität zu verwirklichen“, sagt Prof. Dr. Kersten Reich, Universität zu Köln, der in seinem Vortrag auf die genauen Bedingungen und Grundzüge einer Haltung, die in den Beziehungen erwartet werden, eingeht. Vor allem die Umstellung auf „Inklusion“ führe zu neuen Herausforderungen.

Während der Expertentagung steht auch das digitale Zeitalter auf dem Programm. „Weder in der ersten noch in der zweiten Phase der Lehrerausbildung gibt es eine verbindliche Verankerung medienpädagogischer und mediendidaktischer Inhalte. Doch damit Lehrkräfte das Lernen mit und über Medien unterstützen und begleiten können, sind umfassende eigene medienpädagogische Kompetenzen erforderlich", verdeutlicht Dr. Rainer Ballnus (Leiter des Zentrums für Medien des Landesinstituts für Schule, Bremen). Lehrer sollten mit Medien umgehen, sie vernünftig im Unterricht einsetzen können. Auch Kenntnisse in medienerzieherischen und -geschichtlichen Fragen gehören dazu. Der sinnvolle Medieneinsatz könne „einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Unterrichtsqualität leisten".

Wie praxisnah muss das Lehramtsstudium sein? Wilhelm Büschel, Niedersächsisches Kultusministerium, spricht in seinem Vortrag über den Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer sowie den Praxisbezug in der Lehrerausbildung in Niedersachsen. Die Universität Hildesheim ist eine der wenigen Universitäten bundesweit, in denen Schulpraxis ab dem ersten Semester Teil des Bachelorstudiums ist. In den „Schulpraktischen Studien“ (SPS) verbringen Lehramtsstudierende (Grund-, Haupt-, Realschule) im ersten Studienjahr einen Tag pro Woche in der Schule. Die Praxisphasen werden von Wissenschaftlern begleitet, in Seminaren an der Universität vor- und nachbereitet. Das Modell besteht seit über 30 Jahren.

In Nordrhein-Westfalen sieht das Lehrerausbildungsgesetz ein Praxissemester im Masterstudium vor, die Universität Paderborn hat eine Vorreiterrolle übernommen. Prof. Dr. Bardo Herzig, Direktor des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ), gibt einen Einblick in das künftige Praxissemester, das ein „Bindeglied zwischen Forschung und Unterrichtsentwicklung“ sei.

Über das „Lernen am Modell“ und den Einsatz von Videoanalyse in Lehrerfortbildungen sowie den „Interkulturellen Lernort Frankfurt am Main“ berichten Referenten aus Hessen. Ergebnisse aus Analysen von studentischen Unterrichtsentwürfen stellt Dr. Andrea Reinartz vom Zentrum für Lehrerbildung der TU Dresden vor. Diese deuten darauf hin, „dass sich typische Gestaltungsmuster von Unterricht bereits früh verfestigen können“.

Die Lehrerbildungstagung 2013 wendet sich an Seminar- und Fachleiter, an Lehrende der Universitäten und an Referenten der Ministerien, die für Lehrerbildung Verantwortung tragen. Sie wurde vorbereitet von einem Team der Lehrerbildungs-Institute verschiedener Bundesländer. Das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) veranstaltet die Konferenz in Kooperation mit der Stiftung Universität Hildesheim.

„Schulalltag: Experten fordern verpflichtende Lehrerfortbildungen", Hannoversche Allgemeine Zeitung, 05.03.2013 (Artikel von Saskia Döhner online abrufbar)


Wie gelangen Ergebnisse aus der Unterrichtsforschung in die Schulpraxis? Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Wie gelangen Ergebnisse aus der Unterrichtsforschung in die Schulpraxis? Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim