Tagung: Diagnostik und Förderung in der Grundschule

Montag, 12. Juli 2004 um 00:00 Uhr

IGLU gut - Alles gut?

Diagnostik und Förderung in der Grundschule. Ein Thema, das mit dem Abschied von der Orientierungsstufe in Niedersachsen noch mehr unter den Nägeln brennt. Das zeigte sich an der hervorragenden Beteiligung an der gleichnamigen Tagung, zu der das Hildesheimer Centrum für Bildungs- und Unterrichtsforschung eingeladen hatte.

Mehr als 200 Gäste aus Wissenschaft, Schule und Schulverwaltung sowie Beratungs- bzw. Fördereinrichtungen kamen noch kurz vor Ferienbeginn in die Universität, um neue Konzepte und Lösungen kennen zu lernen. Zudem wurde die Tagung als Forum für einen regen Erfahrungsaustausch genutzt. Prof. Dr. Karl-Heinz Arnold, Vorsitzender des CeBU, war es gelungen, mit Prof. Dr. Renate Valtin (HU Berlin), eine der bekanntesten Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der "Legasthenieforschung" für den Hauptvortrag zu gewinnen.In der internationalen Grundschulstudie IGLU hat Deutschland besser als in der PISA-Studie abgeschnitten. Dies ist jedoch keineswegs ein Grund, dass in unserem Bildungssystem nichts mehr getan werden müsse. So herrsche in der deutschen Gesellschaft, wie Prof. Valtin betonte, noch der "Mythos von der unveränderlichen Begabung" vor. Kinder mit geringen kognitiven Fähigkeiten werden nicht selten regelrecht pathologisiert, z. B. mit der Diagnose Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche). Renate Valtin plädierte in Ihrem Vortrag "IGLU gut alles gut? Diagnostik der Schriftsprachkompetenz auf der System- und der Individualebene" für mehr pädagogischen Optimismus durch eine passgenaue Förderung von Schülern. "Kompetenzen stärken statt Hervorhebung von Mängeln" ist ihr Motto.Im Anschluss an den Hauptvortrag wurden in sechs Arbeitsgruppen aktuelle Ergebnisse aus der Forschung und Förderung vorgestellt. In einigen Gruppen gab es zudem die Möglichkeit diagnostische Testverfahren zu erproben. Dabei stellte Prof. Dr. Albert Bremerich-Vos in der AG I Fehleranalyse und Förderdiagnostik im Bereich des Lesens fest, dass der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe selbst von Experten sehr unterschiedlich eingeschätzt wird. Parallel fand ein Workshop zur Rechtschreibförderung unter der Leitung von Dr. Gabriele Hinney statt. Die Teilnehmer konnten verschiedene Möglichkeiten kennen lernen, wie Lernprozesse beim Rechtschreiben als kognitive Tätigkeit konzipiert werden können und somit über das einfache Wörterüben weit hinausgehen.Curricular valide Testverfahren im Fach Mathematik standen im Mittelpunkt des dritten Workshops, in dem die Teilnehmer ein neues Testverfahren anwenden und vor allem zu interpretieren lernten. Es handelt sich dabei um einen Test aus der DEMAT-Reihe, der von den Referenten Dietmar Gölitz und Thorsten Roick zusammen mit Prof. Dr. Marcus Hasselhorn von der Universität Göttingen entwickelt wurde. Im vierten Workshop unter der Leitung von Ursula Chaudhuri wurden die Möglichkeiten einer Fehlerdiagnose und Förderung im Bereich der mathematischen Kompetenz aufgezeigt.Die Sprachförderung von Kindern mit nichtdeutscher und deutscher Herkunftssprache im vorschulischen Bereich und in der Grundschule war Thema der Arbeitsgruppen fünf und sechs. Mit einem differenzierten am aktuellen Sprachstand orientierten Unterricht können Lehrer mehr Lernerfolge erzielen, sagte Dr. Katja Koch von der Universität Göttingen. Die Leiterin des sechsten Workshops, Claudia Schanz, betonte, dass es im Umgang mit Mehrsprachigkeit wichtig sei, einen Wechsel der Perspektive vorzunehmen und Mehrsprachigkeit als Chance zu sehen.


Kontakt: Koordinierungsbüro, Britta Schmidt, Tel.: 05121/883-415




Bild: CeBU Tagung 2004

CeBU Tagung 2004