Studierende erforschen Migration

Dienstag, 15. April 2008 um 15:51 Uhr

Genderprojekt startet in Mexiko

"Migration – Geschlecht – Arbeit" ist das Thema einer hochschulübergreifenden Studienreise, die acht Studierende der Universität Hildesheim für drei Wochen an die mexikanische Nordgrenze geführt hat. Im Zentrum des Interesses stand die Migration zwischen Mexiko und den USA sowie die Binnenmigration aus dem Süden Mexikos an die mexikanische Nordgrenze. Besonders interessierten sich die Teilnehmenden der Studienreise für die Auswirkungen von Migrationsprozessen auf Frauen und ihre Lebenssituation.

Dem Migrationsweg vieler Menschen Mexikos und Lateinamerikas gen Norden folgend verlief die Reise- und Forschungsroute der Gruppe über eine Gesamtstrecke von 1900 Kilometern von Mexiko Stadt ausgehend nach Guadalajara, Zacatecas an die Grenzstadt Ciudad Juarez. In allen Städten wurden renommierte Migrationsforschende interviewt, Kolloquien und Vorträge gehalten sowie in diesem Bereich aktive NGOs besucht. 

Migrationswege und Migrationsgründe, so lautet eines der Ergebnisse der Studienreise, sind geschlechtsspezifisch strukturiert. Die Aussicht auf Arbeit z.B. in der an der mexikanischen Nordgrenze angesiedelten Maquiladoraindustrie – und sei sie noch so schlecht bezahlt – lässt seit den 1980er Jahren die aktive Migration von Frauen ansteigen. Unter ihnen befinden sich auch viele allein erziehende Mütter (madres solteras). Weltweit wird von einer "Feminisierung der Migration" – dieser Eindruck erhärtete sich auch während der Reise in Mexiko. Denn die Zahlen der legalen sowie illegalen Grenzübertritte steigen seit Jahren an. Bei der Migration – sowohl innerhalb Mexikos als auch in die USA handelt es sich meistens nicht um eine einmalige Angelegenheit, sondern oftmals um Pendelbewegungen zwischen Landesregionen oder Ländern. Als hochinteressant stellten sich dabei die verschiedenen, durch die Migration bedingten Familienkonstellationen sowie die Praktiken zur Aufrechterhaltung von Beziehungen über weit entfernte Distanzen dar.

Eine der Fragen im Rahmen der Studienreise erfasste das durch die Migration bedingte Empowerment von Frauen. Aus den mit migrierten Maquilaarbeiterinnen geführten Interviews geht hervor, dass allein schon die Entlohnung zu einer Selbstständigkeit und größeren Unabhängigkeit vom (Ehe)Mann führt. Aber gleichzeitig bleiben die Kosten dieser Emanzipation auf den Schultern der Frauen hängen: die Doppelbelastung. Ob es durch die Migration und die ersehnte Anstellung zu einer Veränderung des Bildes und der Rolle der Frau innerhalb der mexikanischen Ge-sellschaft kommt, wird auch von den befragen Forscher_innen weitestgehend bezweifelt.

Die Studienreise ist als hochschulübergreifendes Projekt zwischen der Abteilung für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Hildesheim und dem Institut für Soziologie der Universität Münster konzipiert. Insgesamt sind 14 Studierende beteiligt. Die Leitung haben die Maria-Goeppert-Mayer-Gastprofessorin Dr. Elisabeth Tuider (Universität Hildesheim) und Prof. Dr. Hanns Wienold (Universität Münster). Der DAAD fördert die Forschungsreise und schaffte damit die Voraussetzung für den Start des Projekts.


Veranstaltungshinweis: Die Antrittsvorlesung von Dr. Elisabeth Tuider zum Thema "Geschlecht, Ethnizität und Migration. Intersektionalitätsanalysen in den Sozialwissenschaften" ist am 7. Mai 2008, um 18 Uhr, Uni Hauptcampus Marienburger Platz 22, Raum I 010. Die Veranstaltung ist öffentlich. Eintritt ist frei.

 

 


Bild: Studierende auf Studienreise in Mexiko

Studierende auf Studienreise in Mexiko

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