Spitze: Gleichstellung an Hochschulen

Freitag, 28. August 2015 um 17:33 Uhr

Die Universität Hildesheim gehört mit der FU Berlin und der RWTH Aachen zu den drei Universitäten, die bundesweit am besten Frauen fördern. Das Ende August veröffentlichte CEWS-Ranking stellt Gleichstellungserfolge von Hochschulen im bundesweiten Vergleich dar. Unter den 337 Hochschulen liegt Hildesheim auf Platz 3.

Jedes zweite Jahr blickt das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS auf die Hochschulen in Deutschland und wertet die Daten des Statistischen Bundesamtes unter Gleichstellungsaspekten aus. Im aktuellen CEWS-Ranking landet die Universität Hildesheim neben der Freien Universität Berlin und der RWTH Aachen unter den Top 3. Die Freude bei Silvia Lange, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hildesheim, ist groß, „dass wir in der obersten Kategorie sind“. In einem Atemzug mit den beiden Exzellenzhochschulen in Berlin und Aachen, „an denen natürlich auch sehr viel mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, die in Gleichstellung investiert werden können“, so Lange.

Darüber hinaus müsse man aber die Ergebnisse des Rankings differenziert betrachten: Blickt man auf die Entwicklungen seit 2008, etwa auf die Steigerung des Frauenanteils an den Professuren und am künstlerischen und wissenschaftlichen Personal und auf die „Post-docs“, also die Phase nach der Promotion, so schneidet Hildesheim hier sehr gut ab, „im Spitzenfeld“, so Silvia Lange. 

Die Berufungsquote in Hildesheim liegt bei 55,5%. Das heißt: Bei fünf von zehn Ausschreibungen werden Frauen auf eine Professur berufen. „Bei den Professuren waren wir schon seit längerem  gut“, so Lange. Der Anteil von Frauen an den Professuren liegt bei derzeit etwa 42 %. 2010 lag der Anteil noch bei 35 %, wie aus dem aktuellen Gleichstellungsplan der Universität hervorgeht. Damit liege die Uni weit über dem Bundesdurchschnitt von gut 20%. Das liege zwar auch an dem Profil der Universität mit bildungs-  und kulturwissenschaftlichen Schwerpunkten, aber auch an der Berufungspolitik: Als Gleichstellungsbeauftragte achtet Silvia Lange etwa darauf, „dass alle Frauen, die formal qualifiziert sind und den Ausschreibungskriterien entsprechen, auch tatsächlich eingeladen werden“. Das sei die „erste Hürde“. Wenn die Frauen einmal eingeladen sind, dürfen ihnen Familienzeiten oder eine dadurch bedingte vergleichsweise geringere Anzahl an Publikationen nicht negativ ausgelegt werden, das gelte „sowohl für Frauen als auch für Männer“, so Lange. Die Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte sei oft davon geprägt, zu sensibilisieren. „Das ist  im Wesentlichen meine Rolle, mehr Aufmerksamkeit zu schaffen für Gleichstellung.“

In Berufungsverfahren treten Frauen häufiger weniger selbstbewusst und zurückhaltender auf als die beteiligten Männer, beobachtet Silvia Lange. „Frauen stellen ihr Licht eher unter den Scheffel, als mit ihren Kenntnissen und Qualitäten zu wuchern, offensiv vorzugehen und den Raum tatsächlich einzunehmen, der ihnen gebührt.“

Um Nachwuchswissenschaftlerinnen möglichst frühzeitig für eine wissenschaftliche Karriere fit zu machen hat das Gleichstellungsbüro 2014 die Bedarfe der Nachwuchswissenschaftlerinnen abgefragt und zum Teil auch neue Maßnahmen entwickelt. Ein neues Format ist zum Beispiel das  „network dinner“. Dabei geht es neben thematischen Schwerpunkten darum, die fachbereichs- und hochschulübergreifende Vernetzung in der Phase während und nach der Promotion zu fördern. „Es ist wichtig, im Blick und sichtbar zu sein in der Wissenschaft und in  der ‚scientific community‘ gut vernetzt zu sein“, so Lange. In die gleiche Richtung wirkt das „Tagungsmentoring“. Damit werden Nachwuchswissenschaftlerinnen darin unterstützt, an wissenschaftlichen Tagungen teilzunehmen und dort ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Bis zu 75 % der Kosten übernimmt das Uni-Gleichstellungsbüro. „Viele Nachwuchswissenschaftlerinnen sind teilzeitbeschäftigt, auf halben Stellen. Eine Tagung in München oder im Ausland schluckt eine Menge Geld. Wissenschaft ist aber international heute“, so Silvia Lange.

Darüber hinaus können sowohl von Nachwuchswissenschaftlerinnen als auch von  Wissenschaftlerinnen beim Gleichstellungsbüro Mittel für Coaching beantragt werden. Bei letzteren geht es vor allem um die Vorbereitung auf die Übernahme einer Führungsposition bzw. die Begleitung in derselben.  

Finanziert werden diese und eine Reihe weiterer Maßnahmen und Projekte aus Mitteln des Professorinnenprogramms II, die unter Federführung des Gleichstellungsbüros beim Bundesbildungsministerium (BMBF) und beim Niedersächsischen Wissenschaftsministerium (MWK) eingeworben wurden. Die Universität Hildesheim konnte mit einem guten Gleichstellungskonzept in Berlin überzeugen und Berufungen von Frauen auf Professuren nachweisen. Die Uni kann drei Professorinnen berufen bzw. Juniorprofessorinnen entfristen und erhält dafür über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt etwa 1,9 Millionen Euro für Gleichstellungsmaßnahmen und -projekte. Aus diesen Mitteln  wird die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses deutlich ausgebaut, wie zum Beispiel durch die Vergabe von Promotionsabschlussstipendien und Mitteln für studentische Hilfskräfte, die Nachwuchswissenschaftlerinnen bei der Forschung unterstützen. Finanziert werden aus diesen Mitteln unter anderem auch das Projekt „Männer und Grundschullehramt“ und die Fortführung des Graduiertenkollegs „Gender und Bildung“, das im Sommer 2015 in die zweite Runde gestartet ist.

Was die Professuren angeht, stehe man gut da. Aber trotz des sehr guten Ranking-Ergebnisses erkennt Silvia Lange dringenden Handlungsbedarf. „Im Mittelbau arbeiten sehr viel mehr Frauen auf befristeten Stellen als Männer. Sehr viel mehr Frauen sind teilzeitbeschäftigt auf 50%-Stellen.“

Kontakt zum Gleichstellungsbüro

Wer Kontakt zum Gleichstellungsbüro der Universität Hildesheim aufnehmen möchte, erreicht das Team um Dr. Silvia Lange unter gleichstellungsbuero@uni-hildesheim.de  und telefonisch unter 05121. 883-92150. Weitere Informationen über die einzelnen Maßnahmen findet man auf der Internetseite des Gleichstellungsbüros.

Information über das Ranking: Gleichstellung an Hochschulen

Das Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2015 wurde zum siebten Mal vom Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS erarbeitet. Seit seiner Erarbeitung im Jahr 2003 hat es sich als ein Bestandteil der Qualitätssicherung für Gleichstellung an Hochschulen etabliert, so das CEWS. Mit dem Ranking sollen die Leistungen der Hochschulen im Bereich der Gleichstellung von Frauen und Männern mit Hilfe quantitativer Indikatoren kontinuierlich verglichen werden.

Das aktuelle CEWS-Hochschulranking berücksichtigt nun strukturelle Veränderungen beim Hochschulpersonal und bei der wissenschaftlichen Qualifikation für eine Professur genauso wie Weiterentwicklungen in der Gleichstellungspolitik.

Das Ranking beruht auf quantitativen Daten aus dem Jahr 2013. Bewertet werden die Hochschulen in den Bereichen Studierende, Promotionen, Habilitationen und Juniorprofessuren, wissenschaftliches und künstlerisches Personal und Professuren. Berücksichtigt werden auch Veränderungen im Zeitverlauf beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal sowie bei den Professuren. Eingeflossen sind die Daten von 337 Hochschulen, das Gesamtranking gibt Auskunft über 65 Universitäten, 158 Fachhochschulen und 46 Künstlerische Hochschulen.


Der Anteil von Frauen an den Professuren liegt bei derzeit etwa 42 % und damit weit über dem Bundesdurchschnitt. Die Gleichstellungsbeauftragte Silvia Lange konnte mit einem Gleichstellungskonzept überzeugen: Vom Bund und Land Niedersachsen erhält die Universität Hildesheim etwa 1,9 Millionen Euro. Die Uni vergibt Promotionsabschlussstipendien und unterstützt Nachwuchswissenschaftlerinnen darin, an Tagungen teilzunehmen und dort ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Im Sommer startete das Graduiertenkolleg „Gender und Bildung“ in die zweite Runde. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Der Anteil von Frauen an den Professuren liegt bei etwa 42 % und damit weit über dem Bundesdurchschnitt. Die Gleichstellungsbeauftragte Silvia Lange konnte mit einem Gleichstellungskonzept überzeugen: Vom Bund und Land Niedersachsen erhält die Universität Hildesheim etwa 1,9 Millionen Euro. Die Universität vergibt Promotionsabschlussstipendien und unterstützt Nachwuchs-wissenschaftlerinnen darin, an Tagungen teilzunehmen und dort ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren. Im Sommer startete das Graduiertenkolleg „Gender und Bildung“ in die zweite Runde. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim