„So ist der Kopf zum Schreiben frei“

Montag, 25. März 2013 um 12:55 Uhr

Literaturnachwuchs: Julia Sandforth und Nikolas Hoppe erhalten Arbeitsstipendien des Landes Niedersachsen. Die beiden studieren „Literarisches Schreiben“ an der Uni Hildesheim. Kulturministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajic sagt: Die Stipendiaten überzeugen durch literarische Qualität und aktuelle Themen.

„Die literarische Qualität der Werke und die gesellschaftspolitische Relevanz der Themen zeigen, wie wichtig es ist, die literarischen Talente und ihre Kreativität zu fördern", sagt Niedersachsens Kulturministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajic. „Die ausgezeichneten Stipendiaten stehen auch dafür, wie erfolgreich die Arbeit der literarisch-künstlerischen Studiengänge in Niedersachsen ist, aus denen immer wieder Geförderte hervorgehen", so die Ministerin. Aus rund 30 Bewerbern hat die Niedersächsische Literaturkommission vier Stipendiaten vorgeschlagen – darunter gleich zwei Studierende der Universität Hildesheim. Die Arbeitsstipendien zu je 3750 Euro sollen Nikolas Hoppe (1986) und Julia Sandforth (1985) in ihrer Arbeit und bei der Fertigstellung ihrer Werke unterstützen.

„Ich werde die Arbeit an meinem Romanprojekt fortsetzen und bald beenden“, freut sich Julia Sandforth. Der Arbeitstitel lautet „Tausendnadelstiche“. Im Mittelpunkt steht die 75-jährige Witwe Hilde, ihr Alltag im Ruhrgebiet, ihre Arbeit in der Theatergarderobe und ihre Kindheit in der Umgebung der väterlichen Herrenschneiderei. „Das Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsen bedeutet für mich, mich vordergründig dem Schreiben widmen zu können. Finanzielle Fragen werden kleiner und die Hoffnung, dass ich vom Schreiben leben kann wird ungemein größer. So ist der Kopf zum Schreiben frei. Im Nebenjob kann ich ein wenig kürzer treten. Geld bleibt am Ende des Monats übrig, so dass ich Hildes Kolleginnen und Kollegen auch des Öfteren meine Jacke über den Tresen reichen kann“, sagt Sandforth. „Die Förderung motiviert mich, stärkt mir den Rücken. Der Romanauszug konnte die Jury, also Leserinnen und Leser, begeistern. Das spornt an.“

Sandforth studiert nach dem Germanistikabschluss in Bochum seit 2011 im Masterstudiengang „Literarisches Schreiben“ an der Universität Hildesheim. „Hier finde ich Inspiration. Hier schreibe ich nicht alleine“, sagt die 27-Jährige und nennt die Stadt südlich von Hannover ihr „inspirierendes Schaffensumfeld“. „Vor allem die Auseinandersetzung mit der Schreibpraxis anderer Autorinnen und Autoren und die Einblicke in ihre Werkstätten bringen mein eigenes Schreiben voran.“ Wie sie auf Hildesheim aufmerksam wurde? Junge Autorinnen und Autoren aus Hildesheim und dem Ruhrgebiet kamen während des Kulturhauptstadtprojekts „Metropolenpilger“ 2010 schreibend zusammen. „Hier traf ich auf Studierende des Studiengangs ‚Kreatives Schreiben‘. Während des Projektes entstand meine Romanidee – meine Romanfigur Hilde trat zum ersten Mal in einer Erzählung auf.“

Ob das Internet und die neuen Darstellungsformen sie in ihrem Schreiben beeinflussen? Sicherlich, sagt Julia Sandforth, aber neue Medien sind „für meine Schreibpraxis nicht besonders ausschlaggebend“. Dabei finden Medien aber inhaltlichen Eingang: „Meine Romanfigur surft trotz ihrer 75 Jahre im Internet, schaut dort Schweizer Turmfalken beim Wachsen und ersten Flugversuchen zu.“ Erzählungen haben eine „generationenübergreifende Kraft“, sagt die junge Autorin, die sie in Lesungen ausschöpfen wolle. „Ich möchte Erinnerungen durch mein Schreiben aktivieren. Denn Erinnerungen sind teilbar.“

Julia Sandforth, 1985 in Bottrop geboren, erhielt 2011 ein Aufenthaltsstipendium im Künstler- und Stipendiatenhaus Salzwedel und wurde 2013 mit dem Publikumspreis beim Literaturwettbewerb Wartholz ausgezeichnet. „Gewässeraufsicht“ erschien 2013 in „Gegenwartsliteratur in der Schlossgärtnerei“ (Kral-Verlag), „Daneben“ erschien 2012 in der „Landpartie 12“ (edition pæchterhaus). Nach dem Studium zieht es Sandfurth zurück in das Ruhrgebiet, um als freie Journalistin, Autorin und in der Literaturvermittlung zu arbeiten.

Auch Nikolas Hoppe, 1986 in Bremen geboren, freut sich genauso über das Arbeitsstipendium. Er wird an seinem Romanprojekt „Eins nach dem anderen häufen sich die Feuerholzstücke zu einem Bündel“ weiterarbeiten. Nach seinem Bachelorabschluss im Studiengang „Kreatives Schreiben & Kulturjournalismus“ an der Universität Hildesheim setzt er zurzeit seine Ausbildung im dortigen Master „Literarisches Schreiben“ fort.

Hoppe war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift BELLA triste, die seit 2001 von Literaturstudierenden der Uni Hildesheim herausgegeben wird, und gehörte der künstlerischen Leitung des Literaturfestivals Prosanova 2011 an. Er ist Gewinner des Haupt- und Publikumspreises des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus (Spielzeit 09/10), erhielt das Bremer Autorenstipendium 2009 und war Teilnehmer des 14. Klagenfurter Literaturkurses beim Ingeborg Bachmann Preis. Hoppe schreibt Prosa und Dramatik.

Kontakt zu den Autoren: über die Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-102, presse@uni-hildesheim.de)

Kreatives Schreiben studieren

Das Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Stiftung Universität Hildesheim gehört neben dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig, dem Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und dem Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst in Wien zu den vier einzigen Universitäts-Instituten im deutschsprachigen Raum, an denen Studentinnen und Studenten in Bachelor- und Master-Studiengängen in Theorie und Praxis des Kreativen und Literarischen Schreibens unterrichtet und ausgebildet werden.