Schülerkompetenzen auf dem Prüfstand

Freitag, 03. Februar 2006 um 16:07 Uhr

Die Hildesheimer Professoren Karl-Heinz Arnold und Albert Bremerich-Vos sind an großen Projekten der Bildungsforschung beteiligt

Nach TIMSS, PISA und anderen internationalen Leistungsvergleichen ist Bewegung in die Bildungspolitik gekommen. So haben sich die Kultusministerien der Bundesländer entschlossen, vergleichbare empirische Daten zu den von den Schülern erreichten Lernständen einzuholen. Mittlerweile sind für alle Bundesländer verbindliche, nationale Bildungsstandards in zentralen Fächern u. a. für den Mittleren Bildungsabschluss und die Jahrgangsstufe 4 formuliert und von der Kultusministerkonferenz verabschiedet worden.

Die Standards beziehen sich auf Kompetenzen, die von den Schülerinnen und Schülern bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erworben sein sollen. Dazu gehört wesentlich mehr als die in den einzelnen Fächern angeeigneten Kenntnisse. Fachliches Wissen und Können wird nämlich aus der Perspektive der vielfältigen Handlungsanforderungen und sehr variablen Probleme betrachtet, mit denen Menschen im Alltag konfrontiert sind.

Die Standards beziehen sich auf Kompetenzen, die von den Schülerinnen und Schülern bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erworben sein sollen. Dazu gehört wesentlich mehr als die in den einzelnen Fächern angeeigneten Kenntnisse. Fachliches Wissen und Können wird nämlich aus der Perspektive der vielfältigen Handlungsanforderungen und sehr variablen Probleme betrachtet, mit denen Menschen im Alltag konfrontiert sind.

Mittlerweile haben die Bundesländer ein "Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen" (kurz: IQB) gegründet. Es ist der Humboldt-Universität zu Berlin angegliedert und hat u. a. die Aufgabe zu überprüfen, ob die nationalen Bildungsstandards in den einzelnen Bundesländern eingehalten werden. Außerdem sollen, zunächst für Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache bzw. Englisch, Kompetenzmodelle entwickelt und überprüft werden. Der wissenschaftliche Stab des Instituts unter Leitung von Prof. Dr. Olaf Köller kooperiert mit Expertengruppen, die für die zentralen Fächer der Grundschule und der Sekundarstufe I vom IQB aus eingerichtet worden sind. Für das zentrale Unterrichtsfach Deutsch in der Grundschule ist Prof. Dr. Albert Bremerich-Vos von der Stiftung Universität Hildesheim als Leiter der Expertengruppe berufen worden. Gemeinsam mit anderen Deutschdidaktikerinnen und Deutschdidaktikern und Lehrerinnen und Lehrern, die in mehreren Regionalgruppen zusammenarbeiten, und mit zwei neuen Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen im Institut für deutsche Sprache und Literatur geht er an die überprüfung der Bildungsstandards und die Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Modellen fachspezifischer Kompetenz und ihrer Stufen bzw. Niveaus.

über TIMSS, PISA und IGLU wird viel gesprochen und nicht selten werden Schlüsse gezogen, die durch diese Studien gar nicht gedeckt sind. Von besonderem Interesse sind Trendaussagen über die Entwicklung der Schulleistungen und damit Abschätzungen der Wirkung bildungspoliti-scher Maßnahmen und pädagogischer Innovationen in den Schulen. 2001 hat Deutschland an der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU bzw. PIRLS: Progress in International Reading Literacy Study) teilgenommen. Die Ergebnisse waren sicherlich nicht exzellent, aber günstiger als die Resultate der PISA-Studie, die auf 15-jährige Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I zielte. In diesem Jahr wird es für die Grundschule eine Folgeuntersuchung geben, also IGLU 2006. Daran werden - für den Grundschulbereich erstmalig - alle Bundesländer teilnehmen.

IGLU ist eine wissenschaftliche Studie, die in Deutschland von einem Konsortium durchgeführt wird, das Prof. Dr. Wilfried Bos von der Universität Dortmund leitet. IGLU erfasst nicht nur die Lernstände der Viertklässler, sondern auch deren Lernbedingungen. Das ist von großem Interesse, wenn man die Schülerinnen und Schüler gezielt fördern und die Wirkung von Fördermaßnahmen einschätzen will. Für diesen Aufgabenbereich ist Prof. Dr. Karl-Heinz Arnold von der Stiftung Universität Hildesheim in das Konsortium berufen worden.