Rundgang durch die ehemalige Wehrburg

Freitag, 30. September 2005 um 16:57 Uhr

Tag des offenen Denkmals auf der Domäne Marienburg

Die Stiftung Universität Hildesheim öffnete anlässlich des bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" am 11. September die Tore der Domäne Marienburg, die heute daskulturwissenschaftliche Zentrum der Universität darstellt. 300 Besucher sind der Einladung gefolgt und nutzen den Tag für ein Kennenlernen des historischen Standorts.

Die angebotenen Führungen der Hildesheimer Stadtführerinnen und Stadtführer um Regina Viereck, eröffneten interessante Einblicke in die historischen Gebäudeteile. Vor allem die noch nicht sanierten Teile wie der Burgfried strahlten einen besonderen Charme aus. Offiziell begann der "Tag des offenen Denkmals" am Vormittag mit der Begrüßung durch den Präsidenten der Stiftung Universität Hildesheim, Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich. Mit einer Gedenkminute wurde zuvor an die Opfern des 11. September in New York erinnert.

Die angebotenen Führungen der Hildesheimer Stadtführerinnen und Stadtführer um Regina Viereck, eröffneten interessante Einblicke in die historischen Gebäudeteile. Vor allem die noch nicht sanierten Teile wie der Burgfried strahlten einen besonderen Charme aus. Offiziell begann der "Tag des offenen Denkmals" am Vormittag mit der Begrüßung durch den Präsidenten der Stiftung Universität Hildesheim, Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich. Mit einer Gedenkminute wurde zuvor an die Opfern des 11. September in New York erinnert.

Die Universität nutzte den Tag um nicht nur die Tore zu öffnen, sondern auch inhaltlich über die besondere Architektur und historische Nutzung der Gebäude zu informieren. Anwesend waren daher als Referentinnen die Historikerin Dr. Anke Twachtmann-Schlichter, die zum Thema "Bischöfliche Burgen" ausführte und die Architektin Dagmar Schierholz-Heilmann, die u. a. die Sanierung der ehemaligen Steinscheune geplant hat.

Im Mittelpunkt der Vorträge stand einerseits die ereignisreiche Geschichte der Hildesheimer Domäne Marienburg, die um 1349/50 unter Bischof Heinrich III. (1331-1365), Sohn des in Göttingen residierenden Welfenherzogs Albrecht, erbaut wurde. Die heute noch erhaltenen, ältesten Gebäudeteile der Domäne Marienburg wie der stattliche Bergfried (Burgturm) und das sog "Hohe Haus", stammen aus dieser Zeit. Andererseits wurde über das Nutzungskonzept des Standortes als kulturwissenschaftliches Zentrum und Standort des Hildesheimer Schulmuseums informiert. Dagmar Schierholz-Heilmann ergänzte Informationen zu den bereits vorgenommenen Sanierungsarbeiten.

Der musikalische Rahmen der einstündigen Eröffnungsveranstaltung wurde vom Streichquartett der Stiftung Universität Hildesheim unter der Leitung von Marie-Luise Jauch gestaltet.



Zur Geschichte

Der Ortsteil Domäne Marienburg hat seinen Namen von der Marienburg, die Bischof Heinrich III. (1331-1365), Sohn des in Göttingen residierenden Welfenherzogs Albrecht, im Jahre 1346 gebaut hat. Aus dieser Zeit stammen heute noch die ältesten Gebäudeteile der Domäne Marienburg, der stattliche Bergfried (Burgturm) und das sog "Hohe Haus", die um 1349/50 vollendet gewesen sein müssen, da schon 1349 ein Burgvogt eingesetzt wurde. Zuvor hatte Heinrich III. in langen Kämpfen seinen Mitbewerber im Streit um den Bischofsstuhl, den Grafen Erich von Schaumburg, besiegt. Um die Stadt Hildesheim, deren Bürger zum großen Teil weiterhin dem Grafen Erich zugehörig waren, besser kontrollieren zu können, schuf er diese mächtige Wasserburg im Sumpfgebiet der Innerste. Nach der Schutzpatronin des Bistums, Maria, nannte er sie "castrum Mariae - Marienburg". Die Bedeutung dieses Burgstandorts bestand vor allem darin, dass hier die "Heerstraße ins Reich" gesperrt und der Handel und Verkehr von Hildesheim nach Süden hin lahmgelegt werden konnten. Das gleiche Schicksal hätte sich auch für die Handelsstraße nach Goslar ergeben können, die in jener Zeit von Hildesheim an der Marienburg vorbei auf der rechten Seite der Innerste über Itzum, Walshausen und Heinde ihren Weg nahm. Insofern war die Feste eine Zwingburg für Hildesheim. Außerdem wurde Marienburg ein Stützpunkt der Verwaltung des Landes durch Errichtung eines Amtes. Die Kämpfe, die die Hildesheimer Bischöfe besonders mit den Welfenherzögen führten, verschlangen erhebliche Geldmittel, so dass die Nachfolger von Heinrich III. oftmals gezwungen waren, Burg und Amt zu verpfänden.

1542 löste das Domkapitel die Marienburg von dem damaligen Pfandinhaber Hans von Rheden ein, nachdem es sich 2600 Gulden von der Bürgerfamilie Brandis geliehen hatte. Diese erhielt dafür den Geld- und Weinzoll der Marienburg sowie die Einkünfte aus den Amtsdörfern. 1559 eroberte Bischof Burchard von Oberg, der 1557 erwählt worden war, die Marienburg. 1562 wurde sie wieder dem Domkapitel zurückgegeben, das Burg und Amt bis 1810 besaß. In dieser Zeit erlebte die Domäne Marienburg 1625/26 die Belagerung durch die Dänen und 1632 die Eroberung durch die Schweden. 1643 wurde die Burg an das Domkapitel zurückgegeben. 1657 erlitt das Anwesen schwere Sturmschäden und wurde beim Wiederaufbau erweitert. Zur Wiedereinrichtung der Amtspfarrei kam die Konsekration einer neuen Kirche. 1711 beschlagte Kurfürst Georg Ludwig von Hannover und erbaute 1715 eine neue große Steinscheune.


Nachdem 1806 das Domkapitel durch die westphälische Regierung aufgehoben worden war, wurde die Marienburg Eigentum des westphälischen Staates und zur Staatsdomäne erklärt. Bald darauf wurde sie 1807 an den französischen General Mayer d'Alambert verkauft. Nach dem Zusammenbruch des Königreichs Westphalen machte die hannoversche Regierung den Verkauf rückgängig (1808), und die Marienburg wurde wieder Staatsdomäne. Von 1913 an pachtete sie Carl Graf, der sie zu einem landwirtschaftlichen Betrieb kultivierte. Sein Sohn, Helmut Graf, richtete dort später eine Konserven- und eine Eisfabrik ein.

Mit dem Wiederaufbau des Kutscherhauses, das früher auch als Kartoffelwaschhaus und der Unterbringung der Landarbeiter diente, ist ein weiterer wichtiger Schritt zum Erhalt des historischen Anwesens getan. In dem sanierten Gebäude sind moderne Details mit historischem Bestand reizvoll kombiniert. Das Institut für Bildende Kunst- und Kunstwissenschaft ist hier mit Seminarräumen und Büroräumen angesiedelt. Die zum Institut gehörenden Werkstätten der Bereiche Druckgrafik/Lithografie, Siebdruck, Bildhauerei sind im neuen Zentrum für Graphische Medien in der sanierten Steinscheune etabliert.

Am 1. April 1993 wurden die Räume der ehemaligen Eisfabrik an die Universität Hildesheim vermietet. Zunächst übernahmen das Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft/ Fachgebiet Malerei -, Teile des Instituts für Musik und Musikwissenschaft sowie das Institut für Medien- und Theaterwissenschaft Teile der nutzbaren Gebäude. Am 1. August 1996 wurden der Universität zusätzliche Teile der Domäne zur Nutzung überlassen. Seit dem 1. Januar 2003 zählt der gesamte Standort Domäne Marienburg zum Stiftungsvermögen der öffentlich-rechtlichen Stiftung Universität Hildesheim - Ein toller Gewinn - nicht nur für die Universität Hildesheim, sondern für die gesamte Region!