Jun.-Prof. Rasika Ajotikar zwischen Performanz und Wissenschaft

Mittwoch, 21. Februar 2024 um 10:46 Uhr

Rasika Ajotikar ist seit Mai 2023 Juniorprofessorin für Ethnomusikologie am Institut für Musik und Musikwissenschaft und dem Center for World Music an der Universität Hildesheim. Ihre Forschungsmotivation ist der Anspruch, zu verstehen, wo die Musik, die sie singt, herkommt und wieso sie so ist, wie sie ist.

Prof. Dr. Rasika Ajotikar verknüpft Performanz und Wissenschaft, denn Musik ist für sie „keine bloße Kultur- oder Kunstform, sie verkörpert ein tieferes philosophisches Verständnis vom Leben und der Welt.“ In Indien wurde sie bereits früh zur Sängerin Nordindischer Klassik ausgebildet und hat sich zudem mit diversen anderen Musikgenres auseinandergesetzt. Die Musikerin denkt über das nach, was sie darbietet; die Wissenschaftlerin erfüllt den Anspruch, zu erforschen, wieso und wie marginalisierte Menschen Musik als Medium nutzen können, um sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren.

Die Tatsache, dass Ethnomusikologie in Indien kein etabliertes Forschungsfeld ist, führte die Musikethnologin nach einem Bachelor in Philosophie und Musik und einem Master in soziokultureller Anthropologie 2014 an die School of Oriental and African Studies (SOAS) in London. Die junge Wissenschaftlerin erhielt von 2014 bis 2017 das Felix Scholarship, ein Vollstipendium, das ihr ermöglichte, sich umfassend ihrer Promotion zu widmen. Unter dem Titel „Music and the Politics of Caste and Gender: Women’s Voices of Liberation in Western India“ schloss Rasika Ajotikar diese im September 2019 an der SOAS ab. Bereits zwischen 2017 und 2020 brachte sie sich als Postdoc in das DFG-Projekt „Materiality and Knowledge. The Aesthetics of the Music Archive as an Institution“, einem integralen Bestandteil dieses Stipendiums, ein, das die DFG an der Georg-August-Universität Göttingen, in Kooperation mit dem Berliner Phonogramm Archiv, umsetzte. Darauf folgte ein kurzer Abschnitt am Göttinger Centre for Modern Indian Studies. Die British Academy zeichnete die inzwischen Promovierte mit einem Stipendium für Postdoktorand*innen aus, das die Musikethnologin zwischen 2021 und 2023 an der SOAS wahrnahm und das ihre interdisziplinäre Forschung weiter voranbrachte.

In diversen Lehrkontexten wie etwa den Seminaren „Music and Social Movements“ oder „Sound Archives, Modernity and Postcolonial India“ setzt die Lehrende ihren Bildungsauftrag um, indem sie die Ungleichheiten dieser Welt zur Sprache bringt und darauf zu sprechen kommt, was Wissenschaft leisten kann, um diese auszuhebeln. Auch setzt sie sich dafür ein, allen einen Zugang zu Performanz und Wissenschaft gleichermaßen zu ermöglichen.

Im letzten Wintersemester wurde der Kurs „Music and Colonialism“ zum Teil ihres Lehrportfolios und im kommenden Sommersemester wird sie mit interessierten Studierenden „Key Texts in Ethnomusicology“ dekonstruieren und in Kooperation mit Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt und Matthias Müller das Proseminar „Hooked on a Feeling“ anbieten.


Jun.-Prof. Dr. Rasika Ajotikar