Psychologie-Studium bereitet auf viele Berufe vor

Samstag, 19. Oktober 2013 um 12:45 Uhr

„Unsere Uni-Absolventen sind gefragt“, sagt Psychologieprofessor Werner Greve. Bereits im Studium lernen sie in Forschungsprojekten. Am Institut für Psychologie sind Arbeitsgruppen in den Feldern Neurobiologische Grundlagen des Lernens, Allgemeine Psychologie, Entwicklungspsychologie, Forschungsmethoden und Evaluation, Klinische Psychologie, Sozialpsychologie sowie Pädagogische Psychologie und Diagnostik entstanden.

„Unsere Absolventinnen und Absolventen arbeiten heute als Schulpsychologen, sind als niedergelassene psychologische Therapeuten tätig, arbeiten im Strafvollzug oder in der Forschung. Das Studium bereitet auf viele Berufsfelder vor. Psychologen sind gefragt“, sagt Prof. Dr. Werner Greve anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Bachelor- und Masterstudiengangs „Pädagogische Psychologie" in Hildesheim.

„Die enorme Entwicklung zeigt sich im Wachstum der Professorenstellen: von damals zwei auf heute sieben Professorinnen und Professoren. Dies ist ein gewaltiger Zuwachs in einem Jahrzehnt“, sagt Greve. So sind Forschergruppen am Institut für Psychologie in den Arbeitsfeldern Neurobiologische Grundlagen des Lernens, Allgemeine Psychologie, Entwicklungspsychologie, Forschungsmethoden und Evaluation, Klinische Psychologie, Sozialpsychologie sowie Pädagogische Psychologie und Diagnostik entstanden. Die Forscherinnen und Forscher befassen sich zum Beispiel mit unterschiedlichen Entwicklungsverläufen von Kindern und mit Ursachen und Behandlung von psychologischen Störungen und Depressionen. Sie untersuchen, wie Gruppen entscheiden und wie Kinder mit und ohne Einschränkungen gemeinsam lernen können.

Und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in der Region verankert – so wurde die Forschungs- und Lehrambulanz „Kind im Mittelpunkt" aufgebaut. Eltern und Kinder aus Stadt und Landkreis Hildesheim fragen die Ambulanz stark nach. Die Betroffenen wollen herausfinden, ob ihr Kind eine altersgemäße Entwicklung beim Sprechen, Denken, Bewegen und im sozialen Miteinander zeigt oder warum es Schwierigkeiten beim Lesen oder Rechnen hat. Auch Kitas und Schulen erhalten hier Informationen zu Diagnostik und Beratung bei Lernschwierigkeiten und Entwicklungsstörungen in der frühen Kindheit.

Große Tagungen finden zunehmend in Hildesheim statt, etwa die Konferenz der Fachgruppe „Pädagogische Psychologie“. „Die deutsche Forschungsszene kommt in Hildesheim an und die Universität hat mehrfach den Zuschlag bekommen“, so Werner Greve, der den Psychologie-Studiengang mit aufgebaut hat und heute Dekan des Fachbereichs Erziehungs- und Sozialwissenschaften ist. In seiner Forschung an der Uni Hildesheim (seit 2001) befasst er sich mit der Frage, warum Jugendliche zu Straftätern werden, wie Opfer von Kriminalität mit den Folgen umgehen und wie Menschen kritische Lebensereignisse bewältigen. In einer Studie untersucht er derzeit, mit welchen Einstellungen und Haltungen Lehrkräfte den Wandel zur inklusiven Schule begleiten.

Ein weiterer Meilenstein für die Hildesheimer Psychologie – trotz pädagogisch-psychologischem Schwerpunkt: Der Masterstudiengang erfüllt die Voraussetzung dafür, nach dem Abschluss eine psychotherapeutische Ausbildung zu absolvieren – zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und zum Psychologischen Psychotherapeuten. „Nun beginnen die ersten Absolventen aus Hildesheim diese Ausbildung. Sie haben alle Berufsoptionen als Psychologen, auch in der Klinischen Psychologie“, sagt Greve. Wichtige Entwicklungen waren dafür die Stiftungsprofessur für Klinische Psychologie, die vom AMEOS Klinikum und dem Klinikum Hildesheim für fünf Jahre bis 2016 gestiftet wird – und die Gründung des „Zentrums für Gesundheit“. Um Forschung, Lehre und Patientenversorgung im Raum Hildesheim stärker zu verzahnen kooperiert die Uni mit den beiden Kliniken, Anfang 2013 befassten sich Ärzte und Forscher in einer Auftaktkonferenz mit Maßnahmen, wie Burnout und Depressionen vermieden werden können. Projekte zur Förderung der psychischen Gesundheit in Betrieben der Region sollen entwickelt, im Psychologiestudium können praxisorientierte Vertiefungen angeboten werden. Die Psychologen sind auch uni-intern fachbereichsübergreifend vernetzt und in Forschungszentren eingebunden, etwa dem Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen.

2003 hat die Universität Hildesheim beschlossen, das ambitionierte Projekt eines Psychologie-Studiengangs zu beginnen. Heute sind rund 250 Studierende im aufeinander aufbauenden Bachelor-Master-Studiengang „Pädagogische Psychologie" eingeschrieben. Die ersten Masterabsolventen gab es 2008/2009. 2013 hat die Universität einen ersten Promovenden, der in Hildesheim den Master absolviert hat. Mehr als die Hälfte der Master-Studenten kommt aus anderen Städten nach Hildesheim. Auf rund 60 Bachelor- und Master-Studienplätze kamen im Wintersemester 2013/14 annähernd 1500 Bewerbungen.

Neben dem Psychologie-Studiengang geht die Hälfte des Lehrdeputats in die Lehrerausbildung und in weitere Studiengänge wie Sozial- und Organisationspädagogik, Erziehungswissenschaft, Kulturwissenschaften und in den Kommunikationswissenschaften. Angehende Lehrer werden geschult Lern- und Verhaltensschwierigkeiten zu erkennen und Fördermaßnahmen zu ergreifen.

Kurzübersicht über die Forschungsschwerpunkte in Hildesheim

Die Universität feierte am Freitagabend das zehnjährige Bestehen des Bachelor- und Masterstudiengangs „Pädagogische Psychologie" in Hildesheim. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Jürgen Margraf, Humboldt-Professor der Universität Bochum und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Zuvor lasen 20 Studentinnen und Studenten in der Uni-Bibliothek erstmals aus ihren „Motivations-Krimis“ vor. In Thriller-Kurzgeschichten haben sie psychologische Theorien über Handlungsmotive eingebaut.


Vizepräsident Prof. Dr. Martin Schreiner, Prof. Dr. Jürgen Margraf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Institutsleiterin Prof. Dr. Claudia Mähler und Dekan Prof. Dr. Werner Greve. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Vizepräsident Prof. Martin Schreiner, Prof. Jürgen Margraf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Institutsleiterin Prof. Claudia Mähler und Dekan Prof. Werner Greve. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Vizepräsident Prof. Martin Schreiner, Prof. Jürgen Margraf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Institutsleiterin Prof. Claudia Mähler und Dekan Prof. Werner Greve. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim