„Um Kulturelle Bildung in den Alltag von Kindern zu integrieren, genügen auf Dauer Modell- und Leuchtturmprojekte nicht, wie sie in den letzten Jahren in Deutschland verstärkt auf den Weg gebracht wurden. Kultur- und bildungspolitisch sind nachhaltige Strategien gefragt, die sich vor allem auf das schulische Curriculum, die Freizeit sowie das Elternhaus und damit auf den Bildungsalltag von Kindern- und Jugendlichen auswirken. Kulturelle Bildung muss als politische Querschnittsaufgabe verstanden werden, um wirksam zu werden", unterstreicht Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand.
Die fraktionsübergreifenden Kinderkommission des Deutschen Bundestages greift das Thema „Kultur für Kinder“ auf. Thema der ersten Sitzung am 18. Januar 2012 ist „Kulturelle Bildung in den Alltag integrieren“. Reinwand wurde zu dem Expertengespräch als Sachverständige aufgrund ihrer zahlreichen Kunstprojekte, Modellprogramme und Studien eingeladen, vor den Mitgliedern der Kinderkommission über Kulturelle Bildung aus der Sicht der Wissenschaft zu berichten.
„Trotz zahlreicher Studien und Evaluationen über Kulturelle Bildung(-spraxis) in Deutschland, mangelt es nach wie vor an einem qualifizierten und etablierten wissenschaftlichen Diskurs zu diesem Thema“, erläutert Reinwand. „Die Universität Hildesheim gehört zu den wenigen Universitäten in Deutschland, die sich diesem Thema annehmen."
Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand studierte in Erlangen und Bologna Pädagogik, Theater- und Medienwissenschaften, Italoromanistik und Philosophie und promovierte mit einer interdisziplinären Arbeit zur ästhetischen Bildung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Anschließend forschte und lehrte sie als Projektleiterin und stellvertretende Oberassistenz an der Universität Fribourg (Schweiz) im Schwerpunkt frühkindliche Bildung.
Seit Oktober 2009 ist sie Juniorprofessorin für Kulturelle Bildung am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim und bekleidet damit die erste Professor für „Kulturelle Bildung" in Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich ästhetischer und kultureller Bildung, vor allem in der Wirkungsforschung und in der frühkindlichen kulturellen Bildung. Im Herbst 2010 gründete sie an der Universität Hildesheim mit Kollegen zusammen das bundesweite „Netzwerk Forschung Kulturelle Bildung", das sich zum Ziel setzt, Akteure aus Wissenschaft und Praxis zu vernetzen und durch Forschungskooperationen und Nachwuchsförderung das Forschungsfeld Kulturelle Bildung zu entwickeln. Zudem arbeitet sie derzeit an einem ersten umfassenden „Handbuch Kulturelle Bildung", das zusammen mit der Bundesvereinigung für Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) herausgegeben wird.