„Hier präsentieren vier Forschende kurz, knackig und möglichst witzig ihre Arbeit“, eröffnet Prof. Dr. Martin Schreiner, Beauftragter für Stiftungsangelegenheiten an der Universität Hildesheim. Es gibt nur eine Regel beim Science Slam: Die Vorträge dürfen maximal 15 Minuten dauern. Wer nach 12 Minuten immer noch redet, bekommt es zu spüren: Als Signal wirbeln dann aus der linken Ecke der Bühne ein paar Seifenblasen durch die Luft. „Sehr dezent“, betont Moderatorin Laura Wirthmüller und das Publikum johlt.
„Ich tausch´ drei Lehrer gegen ´nen Monteur“ – Fachbereich 1
Voller Selbstbewusstsein stimmt Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Hoffarth den Song „Pädagogen“ der Band Das Lumpenpack an. „Ich tausch´ drei Lehrer gegen ´nen Monteur“, heißt es im Text. Und weiter: „Wo bin ich falsch abgebogen? Warum sind meine Freunde Pädagogen?“ Im weiteren Verlauf wechseln Flachwitze sich mit Gesangseinlagen, Zitaten und Fakten über Pädagog*innen ab. „Wie viele Pädagog*innen braucht man, um eine Glühbirne auszutauschen?“ Der würde flach kommen, warnt die Erziehungswissenschaftlerin vor. „Antwort: Wir wechseln keine Glühbirnen, wir befähigen sie, mit der Situation klarzukommen und sich selbst zu wechseln.“ Mit dem Statement „Pädagogik rettet nicht die Welt, aber den Abend“ schreitet die Professorin von der Bühne.
Was man von der Philosophie lernen kann – Fachbereich 2
Jetzt wird´s heiß: Im Vortragssetting von Prof. Dr. Katrin Wille muss es über 60 °C warm sein. In aller Ruhe wickelt sich die Philosophin auf der Bühne ein Handtuch um und bindet einen Turban um den Kopf. Hinter ihr schwitzen bereits zwei Saunagänger*innen in voller Montur. Katrin Wille konnte sich bei ihrem letzten Saunagang nicht entspannen. Nein, sie befand sich in einer hitzigen Gesprächssituation: Es ging um das Gendern. Die Initiatorin des Gesprächs war der Auffassung, Gendern sei ein Produkt der Regierung, während die gesamte Bevölkerung es ablehne. Katrin Wille überlegte fieberhaft, was sie dem entgegnen könne. Sie müsse doch etwas sagen! Vor lauter Stress fiel ihr nichts ein. Das beschäftigte sie noch lange. So wie es Philosoph*innen eben tun, suchte sich Wille Hilfe bei Socrates. Er konnte durch geschickt gestellte Fragen Zweifel in seinem Gesprächspartner sähen. Das wollte die Philosophin in der Praxis ausprobieren. In der Bühnen-Sauna fanden sich zufälligerweise zwei großartige Schauspieler und Philosophiestudent*innen: Daniel Maurer und Greta Langenbach. Mithilfe von Sokrates konnte Wille Maurers Rolle mit den richtigen Fragen aus der Reserve locken.
„Ein bisschen Größenwahnsinn muss sein“ – Fachbereich 3
Als Prof. Dr. Jochen Heins die Bühne betritt, strotzt er nur so vor Coolness. Mit stylischer Sonnenbrille und entspanntem Gang zum Takt eines Hiphop-Songs, glaubt man: Nichts und niemand kann diesen Gangster jetzt aufhalten. Er stellt sich als Professor Jay vor. Seine Interessen: Hiphop-Musik, Bildung und Literatur. Er führt sie alle in seinem Vortrag zusammen. Bücher ermöglichen den Kindern emphatisches Mitfühlen, betont er. „Sie versetzen sich in die Figuren hinein, denken in Möglichkeiten und erleben ein anderes in der Welt sein. Das nehmen sie mit in ihre Welt und Zukunft“, sagt Jochen Heins. Sobald Wissen, das man sowieso schon hat, durch Emotionalisierung mit einem selbst verbunden wird, kann aus Wissen Handeln werden. Ist es größenwahnsinnig zu glauben, dass Bücher die Welt verändern? Nein, findet Literaturdidaktiker Jochen Heins. „Selbst die kleinste Veränderung im Unterricht kann allergrößte Wirkung haben“. Er verweist auf das Modell des Schmetterlingseffekts aus der Chaostheorie. „Ich hoffe damit auch den Mathematik- und Physikfreunden einen Anknüpfungspunkt gegeben zu haben“, scherzt er.
Die Reise - und der Fall - ins Schwarze Loch – Fachbereich 4
Die computersimulierte Reise beginnt auf dem Hildesheimer Marktplatz. In einem Raumschiff fliegen wir mit annähernd Lichtgeschwindigkeit auf ein Schwarzes Loch in 1000 Lichtjahren Entfernung zu. Langsam aber sicher blicken wir auf einen schwarzen Punkt, der von einem rosafarbenen Ring umgeben ist. Letzteres „ist die Gaswolke, die hinter dem schwarzen Loch liegt. Licht von der Gaswolke wird in der Nähe des schwarzen Lochs abgelenkt und läuft deswegen um das Schwarze Loch herum“, erklärt die Physikerin Prof. Dr. Ute Kraus. Dann bahnt sich ein Unglück an: Die Raketenantriebe fallen aus. „Raumschiff in freiem Fall“, sagt die Physikerin nur. Wir stürzen 150 Millionen Kilometer in die Tiefe - geradezu in das Schwarze Loch hinein. Die Spannung steigt. Wo landen wir? – Dazu gibt es nur Theorien. Wir überqueren gerade den inneren Horizont des rotierenden Schwarzen Lochs, da erscheint ein bekanntes Motiv vor unseren Augen. Ein Raunen geht durch das Audimax. Wir sind zurück auf dem Hildesheimer Marktplatz.
„Es war noch nie so knapp“, sagt Prof. Dr. Martin Schreiner mit Blick auf die Publikumsabstimmung. Nach einem Dank an das Friend- und Fundraising der Universität Hildesheim für die Organisation des Science Slams, verkündet er den Sieger: „Es ist kein Größenwahn, aber den ersten Preis erhält Prof. Dr. Jochen Heins.“