Orale Traditionen in der Philosophie: Konsens in der internationalen Wissenschaftswelt?

Freitag, 01. September 2023 um 13:02 Uhr

Vom 7. September, 13.30 Uhr, bis 9. September, 14 Uhr, findet das Symposium „The Status of Oral Traditions in the History of Philosophy: Methodological Considerations" des Reinhart Koselleck-Projekts in der Aula im Hohen Haus am Kulturcampus Marienburg statt. Federführend für die Konzeption und Organisation ist PD Dr. Anke Graneß. Philosoph*innen aus Nord- und Südamerika, Afrika und Neuseeland werden anreisen, um den Status von und den Umgang mit mündlichen Überlieferungen philosophischen Inhalts ins Verhältnis zur schriftlichen Überlieferung zu setzen.

Im deutschsprachigen Raum ist dieses Symposium die erste größere Veranstaltung, die sich explizit Fragen oraler Traditionen in der Philosophiegeschichtsschreibung widmet, indem internationale Expert*innen miteinander ins Gespräch kommen. Unter Philosoph*innen in Nord- und Südamerika, Afrika und Neuseeland wächst der Konsens darüber, dass die Philosophiegeschichte sowohl schriftliche als auch mündliche Quellen für Rekonstruktionszwecke berücksichtigen muss. Es steht zur Disposition, wie mündlich überlieferte philosophische Traditionen Teil einer Philosophiegeschichte werden können.

Die zu diskutierenden Ansätze sind primär methodologischer Natur. Im Fokus steht die Klärung, was mündliche philosophische Traditionen überhaupt sind – auch in Abgrenzung zu anderen Formen mündlich überlieferten Wissens wie etwa Mythos und Religion. Die Forscher*innen werden neben diversen anderen Themen aber auch erörtern, wie philosophische Traditionen in einer oralen Kultur dokumentiert und analysiert werden können und wer ihre Urheber*innen sind. Im Anschluss daran bedarf es einer Neudefinition, wie wir Philosophie verstehen und welche Konsequenzen die am Ende gefundenen Antworten auf die Lehre haben.

Das Potential der zu findenden Antworten ist also in den Fragen selbst angelegt: Sie stellen nicht nur unser Verständnis von vergangener und gegenwärtiger Philosophie in Frage. Sie sind auch ein Angebot an die philosophische Wissenschaftswelt, gemeinsam Leitlinien für den Umgang mit mündlichen philosophischen Traditionen als Teil der Philosophiegeschichtsschreibung zu definieren.

Zu den Gästen dieses dreitägigen Symposiums gehören: Dismas Masolo (Kenya), Oriare Nyarwath (Kenya), Carl Mika (Neuseeland), Tina Engels-Schwarzpaul (Deutschland/Neuseeland), Gail Presbey (USA), Bruce Janz (USA), Brian Burkhart (USA), Kai Kresse (Deutschland), Juul van der Laan (Niederlande), John und Mary Jo Maraldo (USA), Edwin Etieyibo (Südafrika), Fausto Cesar Quizhpe Gualan (Equador), Hanétha Vété-Congolo (USA), Albert Refiti (Neuseeland).

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Symbolbild für die Tagung. Grafik: Madhav Malhotra über Wikicommons

Griechisches "Phi" für Philosophie. Grafik: Adam McCormack über Wikicommons