Mentoring: Wo liegen meine Stärken? Nachgefragt bei einer Studentin

Samstag, 21. Mai 2016 um 19:07 Uhr

Wie geht es nach dem Studium weiter? Soll ich eine Promotion beginnen? Wie verläuft der Übergang in das Berufsleben? Studentinnen und Absolventinnen mit und ohne Migrationshintergrund können sich bis zum 10. Juni 2016 bewerben und an einem neunmonatigen Mentoring-Programm teilnehmen. Eine Studentin gibt Einblicke, wie das Mentoring abläuft.

Derzeit können sich Studentinnen und Absolventinnen aller Fachrichtungen für das „ProKarriere-Mentoring“ bewerben (Bewerbung bis zum 10. Juni 2016, mehr Informationen im Flyer/PDF). Das Programm funktioniert so: Über neun Monate wird eine „Mentee“ (Studentin oder Absolventin) am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn von einer berufserfahrenen Person begleitet und gefördert, sagt Dr. Silvia Lange, Projektleiterin und Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hildesheim. 

Mentorinnen und Mentoren aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen geben dabei ihre Erfahrungen weiter. Einer der Mentoren ist Hannes Schammann, Juniorprofessor für Migrationspolitik. Fällt es schwer oder leicht über Berufsperspektiven und Lebenswege zu sprechen und junge Leute auf ihrem Weg in die berufliche Zukunft zu begleiten? Ehrlichkeit und Vertrauen sei entscheidend, so Schammann. „Man muss als Mentor ehrlich sein, und realistische Optionen besprechen. Wo liegen die Stärken? Außerdem bin ich im Mentoring nicht in der Rolle des Dozenten und gebe vor, was passiert – wir definieren gemeinsam, was im Mentoring-Programm passiert.“

Bewerberinnen können bei der Bewerbung Vorschläge für die jeweilige Mentorin oder den jeweiligen Mentor einreichen, die zum Beispiel aus Wissenschaft und Wirtschaft kommen, sagt die Projektkoordinatorin Sandra Ahnen. Wer noch keine Vorstellung über eine mögliche Mentorin oder einen möglichen Mentor hat, kann sich trotzdem bewerben. Mithilfe von Einzelgesprächen mit den Mentees und den ausgefüllten Profilbögen sucht Ahnen nach einem Mentor, der zu den persönlichen und beruflichen Zielen der jeweiligen Studentin passt. Das Programm beginnt im November 2016 und die Arbeit in den Tandems und im Begleitprogramm verläuft bis Juli 2017. Das Mentoring läuft an der Universität Hildesheim seit 2010, insgesamt nahmen bisher 51 Tandems teil. Das Mentoring-Programm wird aus Mitteln des Professorinnenprogramms gefördert.

Das Programm richtet sich sowohl an jene, die überlegen zu promovieren, als auch an Frauen, die eine ihrer Qualifikation entsprechende Stelle im nicht-wissenschaftlichen Arbeitsmarkt anstreben. Wer Fragen zum Programm und zur Bewerbung hat, kann sich an die Projektkoordinatorin Sandra Ahnen wenden (Email ahnens[at]uni-hildesheim.de, Telefon 05121 883-92162).

Nachgefragt bei der Studentin Katharina Riechers

Warum ich am Mentoring teilnehme und wie es sich gestaltet

Katharina Riechers, 28 Jahre, studiert im Master Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Diversity Education. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie wir zusammen leben und lernen und Vielfalt als Ressource verstehen. Katharina Riechers ist studentische Hilfskraft am Zentrum für Bildungsintegration (ZBI) und am Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (CeLeB) der Universität Hildesheim. Seit Herbst 2015 nimmt sie am Mentoring-Programm teil. Hier gibt die Studentin Einblicke in das Mentoring:

Ich habe im letzten Sommer in einem Seminar den Flyer des „ProKarriere-Mentoring“ bekommen und mir gedacht – Warum eigentlich nicht?! Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass ich gerne auch weiter wissenschaftlich arbeiten möchte, aber nicht wirklich wie genau ich dieses Ziel verwirklichen kann.

Mein wissenschaftliches Interesse gilt insbesondere Fragen gesellschaftlicher Teilhabe, sozialer Ungleichheit und deren Auswirkung auf Bildungsprozesse. In meiner Masterarbeit möchte ich eine diskursanalytische Annäherung an die Begriffe In- und Exklusion vornehmen und diese hinsichtlich ihrer Rückbindung an das Leistungsprinzip überprüfen. Sehr gerne würde ich die sich daraus ergebenden weiterführenden Fragestellungen im Anschluss im Rahmen einer Promotion erforschen.

Im Mentoring-Programm habe ich die Chance erhalten, mein „Profil zu schärfen“ und konkretere Schritte zum Erreichen meiner Ziele in den Blick zu fassen. Zu Beginn des Programms vor einem halben Jahr haben mein Mentor – Prof. Dr. Hannes Schammann – und ich Ziele formuliert, die im Rahmen des Programms verwirklicht werden sollten. Für mich war dabei zunächst wichtig, meine Interessen und Ziele zu definieren – Was genau interessiert mich und warum interessiert es mich? Was möchte ich nach meinem Abschluss machen? Wie möchte ich arbeiten? Welche Forschungsmethoden und welches Arbeitsumfeld liegen mir? Das war zunächst ungewohnt – klar, man macht sich Gedanken über seine Zukunft. Ich habe meine Ziele aber bisher nie so konkret aufgeschrieben und reflektiert.

Daran anschließend haben wir verschiedene Wege zur Promotion diskutiert und versucht, anhand meiner Wünsche die für mich stimmige Form und das richtige Betreuungsverhältnis zu finden. Darüber hinaus habe ich mir auch das Ziel gesetzt, meinen „Blick zu weiten“ – also mal über die Universität Hildesheim hinaus Einblicke in wissenschaftliche Tätigkeit zu erhalten und auf Tagungen Kontakte zu anderen Fachleuten aufzubauen.

Herr Schammann und ich treffen uns im Rahmen des Mentorings in der Regel einmal im Monat; wir besprechen, was sich in der Zwischenzeit getan hat, reflektieren beispielsweise Veranstaltungen wie Tagungen o. ä. die ich besucht habe und legen fest, womit ich mich bis zum nächsten Treffen auseinandersetzen könnte. Darüber hinaus habe ich ihn auch zu externen Terminen begleiten können – etwa zu einer Auftragsforschung und einem Workshop mit Fachleuten zum Thema „Öffnung der Hochschule für Geflüchtete“– was mir nochmal Einblicke ermöglich hat, die ich in meinem normalen Unialltag so nicht gewonnen hätte.

Parallel zu unseren Treffen läuft das offizielle Begleitprogramm des „ProKarriere-Mentoring“, an dem ich gemeinsam mit den anderen Mentees teilnehme. Hier werden wir von externen Referentinnen in Form von Workshops zu unterschiedlichen Bereichen – Lebens- und Karriereplanung, Kommunikation, Bewerbung – gecoacht und zu Vorträgen eingeladen.

Mir persönlich bringt das gesamte Programm des „ProKarriere-Mentoring“ wahnsinnig viel – ich empfinde es als einen höchst selbstreflexiven Prozess, bei dem ich sowohl meine Stärken als auch meine Schwächen besser kennenlerne und viel Hilfe und Unterstützung erfahre. Mittlerweile agiere ich in Bezug auf meine Karriere zielgerichteter und trete selbstbewusster für das ein, was ich erreichen will.


Katharina Riechers auf dem Campus und im Beratungsgespräch mit ihrem Mentor. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Katharina Riechers auf dem Campus und im Beratungsgespräch mit ihrem Mentor. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim