Liebe und Hass: Studierende laden zum „Wandelkonzert“ durch Hildesheim ein

Freitag, 29. Juni 2018 um 14:42 Uhr

Musikerinnen und Musiker der Universität Hildesheim organisieren jedes Jahr das „Wandelkonzert“ mitten in der Stadt Hildesheim. „Wir befassen uns musikalisch mit Liebe und Hass, kombinieren Klänge mit Sprache und binden Gedichte auf Türkisch, Griechisch, Spanisch, Französisch und Deutsch in das Programm ein“, sagt die Musikstudentin Bengisu Erginer.

Wandelkonzert, Liebe & Hass, 1. Juli 2018 [kostenfrei] [Programm als PDF]

Ein gewisses Gefühl der Angst, der Aufregung, verspürt Bengisu Erginer in diesen Tagen. Denn die Studentin läuft derzeit einen musikalischen Marathon: Die Sängerin probt Stücke, etwa „Love 9/8 in Germany“ gemeinsam mit Violine, Cello und Gitarre und Georg Friedrich Händels Arie „Süße Stille, sanfte Quelle ruhiger Gelassenheit!“ sowie „Cinq Mélodies populaires grecques“ von Maurice Ravel. Zudem organisiert sie die Konzertreihe, in der sie die Stücke aufführen wird.

Die Zeit läuft, noch zwei Mal schlafen, dann steht das große Ereignis bevor: Die Studentin wird Anfang Juli gemeinsam mit 40 weiteren Studentinnen und Studenten Hildesheim zum Klingen bringen. Ab 14:14 Uhr wandeln die Musikerinnen und Musiker durch Hildesheim und spielen an ausgewählten Orten wie dem Marktplatz und den Weltkulturerbestätten Dom und St. Michaeliskirche Konzerte, mitten in der Stadt, der Eintritt ist frei. Das Wandelkonzert endet am Sonntagabend mit einem Konzert im Roemer- und Pelizaeus-Museum mit Werken von Max Bruch (1. Violinkonzert in g-Moll), Ludwig van Beethoven (Sonatine WoO 43 in D-Moll) und Claude Debussy (Sonate für Violine und Klavier g-Moll). Zuhörer können von Beginn an mitgehen oder jederzeit dazustoßen.

„Die Konzertreihe ist eine wunderbare Plattform, gemeinsam unser Können zu zeigen“

Aufgeregt sei sie, wie das Hildesheimer Publikum auf das Programm reagieren wird, sagt Bengisu Erginer. „Wir kombinieren in diesem Konzert Klänge mit Sprache, binden Gedichte auf Türkisch, Griechisch, Spanisch, Französisch und Deutsch in das Programm ein. Selbst wenn wir die Sprachen nicht verstehen, können wir über die Klänge der Texte und Stücke ein Gefühl dafür entwickeln, welche Idee in dem jeweiligen künstlerischen Werk verborgen liegt, ob es um Liebe, Zuneigung oder Hass geht.“

Die 21-jährige Studentin hatte die Idee zu der Kombination von Wort und Klang und hat hierzu weitere Studentinnen und Studenten aus Griechenland, der Türkei und Frankreich eingebunden, die derzeit ein Austauschsemester in Hildesheim absolvieren. Bengisu Erginer studiert eigentlich nahe der türkischen Hauptstadt Istanbul an der Uludag University Education of Music, seit Oktober 2017 studiert sie auf dem Kulturcampus der Universität Hildesheim und absolviert ein Austauschjahr als Erasmusstudentin in Hildesheim. „Die Konzertreihe in Hildesheim ist eine wunderbare Plattform für uns Musikstudentinnen und Musikstudenten, gemeinsam unser Können zu zeigen.“

Liebe und Hass in familiären Beziehungen, gegenüber der Natur und in der Politik

Gemeinsam mit dem Musikdozenten Jan Hellwig organisieren Studentinnen und Studenten das „Wandelkonzert“ unter dem Motto „Liebe und Hass“. Es geht um Liebe und Hass in familiären Beziehungen, Liebe und Hass gegenüber der Natur, zur Heimat und in der Politik. Marieke Mau, die das Konzert in diesem Jahr mitorganisiert, sagt: „Liebe und Hass begegnen uns allen und gehören zum Leben dazu. Mit unserer Musik möchten wir die Facetten sichtbar machen, nähern uns der Liebe und dem Hass mit unterschiedlichen musikalischen Mitteln, vom Beatboxing über ein Free-Jazz-Ensemble bis zum klassischen Streichquartett.“ Die 21-Jährige studiert in Hildesheim Lehramt mit den Fächern Musik und Englisch und wird während des Wandelkonzertes eine Händel-Arie gemeinsam mit einer Cellistin aufführen.

Hannah Kawalek, die bereits Konzerte in Hildesheim mitorganisiert hat, ist in diesem Jahr als Musikerin dabei. Die 22-jährige Studentin spielt Tenorblockflöte und wird unter anderem das Stück „Kleine Landschaft in Regenstimmung“ aus „Vier Aquarelle nach Paul Klee“ von Walter Steffens aufführen. Das Werk wird Kawalek auch demnächst im Rahmen ihrer Instrumentalprüfung spielen. „Ich schätze diese Möglichkeit sehr, dass wir Konzerte nicht nur im kleinen Kreis im universitären Raum aufführen, sondern hinein in die Stadt gehen.“

Das Konzertteam hat ein Programm aus Klassik, Jazz, Klangexperimenten und Improvisationen entwickelt und lädt Studierende und Lehrende aller Fachbereiche sowie Bürgerinnen und Bürger ein. Die Konzerte sind Premieren, Studentinnen und Studenten vom ersten Bachelorsemester bis zum letzten Mastersemester zeigen, wie vielfältig Klänge produziert werden können und was man aus Instrumenten herausholen kann.

Die Musikerinnen und Musiker der Universität Hildesheim hoffen, dass möglichst viele Hörer an dem Wandelkonzert am Sonntag teilnehmen, die Klangräume aufsuchen und darüber nachdenken.

Die Studentinnen möchten Musikerinnen und Musikern einen Raum geben, in dem sie ihr Können öffentlich präsentieren können. Statt in einem kleinen Hörsaal in der Universität verlegen sie die Konzerte in die Stadt, gehen an öffentliche Orte und suchen Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern.

Seit 15 Jahren organisiert Jan Hellwig gemeinsam mit Studentinnen und Studenten die Konzertreihen. Im Seminar am Institut für Musik und Musikwissenschaft stellen sie die Konzertinhalte zusammen und organisieren die Veranstaltung. Und immer wieder entdeckt Jan Hellwig überraschende Talente,

Zum Kernorganisationsteam des Wandelkonzerts gehören Marieke Mau, Bengisu Erginer und Jan Hellwig sowie das Literatur-Team:Ertuğrul Yalçın, Theonymfi Dryleraki, Mona Sachße und Guillaume Parant. Für den Technik-Support ist Thomas Ehmerverantwortlich.

Wandelkonzert – das Programm im Überblick:

Wandelkonzert, Liebe & Hass, 1. Juli 2018, Hildesheim
Der Eintritt ist frei.

Programm als PDF (ausführliches Programm)


Die Studentinnen Hannah Kawalek, Marieke Mau und Bengisu Erginer gehören zum 40köpfigen Team, das am Wochenende die Stadt Hildesheim zum Klingen bringt. Sie studieren bei dem Musikdozenten Jan Hellwig auf dem Kulturcampus und schaffen Orte, an denen junge Musikerinnen und Musiker ihre musikalische Leistung teilen können. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim

Die Studentinnen Hannah Kawalek, Marieke Mau und Bengisu Erginer gehören zum 40köpfigen Team, das am Wochenende die Stadt Hildesheim zum Klingen bringt. Sie studieren bei dem Musikdozenten Jan Hellwig auf dem Kulturcampus und schaffen Orte, an denen junge Musikerinnen und Musiker ihre musikalische Leistung teilen können. Fotos: Isa Lange/Uni Hildesheim