Entwickelt hat das Konzept Organisator Dr. Felix Hahne vom Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik: Die teilnehmenden Unternehmen beschreiben im Vorfeld ihre Praktikumsangebote ohne Nennung des Unternehmens; die Studierenden bewerten diese anschließend. So können die Studierenden offen auf Basis von Interessen und Gemeinsamkeiten entscheiden, mit wem sie sprechen möchten, ohne von Namen (ab)gelenkt zu werden. Für eine gute Passung der Gesprächspaarungen sorgt ein Algorithmus, den Christian Ackermann, ein Kollege von Dr. Hahne, entwickelt hat. Nach erfolgter Zuordnung erhalten die Studierenden dann die Namen der Unternehmen, um sich gut auf die Gespräche vorbereiten zu können. Umgekehrt erhielten die Unternehmen zwei Tage vor dem eigentlichen Speed Dating die Kurzprofile der Studierenden, um sich ebenfalls vorbereiten zu können.
In drei Blöcken erfolgten sieben Gesprächsrunden à sechs Minuten. Dieses Jahr nahmen insgesamt 26 überwiegend lokale Unternehmen teil. In der Mensa auf dem Hauptcampus kamen etwa 90 Personen zusammen, nahezu gleichmäßig verteilt auf Studierende und Unternehmensvertreter*innen. Die insgesamt 546 intensiven Gespräche unterbrach oft erst der Gong; dies merkte etwa die Studentin Tamana Kader an, die im dritten Semester Wirtschaftsinformatik studiert. In einem solchen Fall tauschten die Matches meist noch schnell einen Kontakt aus, bevor die Studierenden zum nächsten Gespräch weiterzogen.
Die letzten Jahre haben gezeigt: 80 Prozent der teilnehmenden Studierenden absolvieren im Anschluss ihr Praktikum bei einem der teilnehmenden Unternehmen. Häufig ergibt sich aus einem Praktikum eine Anstellung als Werkstudent*in, manchmal sogar eine Festanstellung. Unter den anwesenden Unternehmensvertreter*innen erkannte Hahne einige Alumni wieder, die in den vergangenen Jahren selbst am IT-Speed Dating teilgenommen hatten – damals noch als Studierende. Auch Timon Habenicht und Jens Eschenhorst, die das Unternehmen MEDIFOX DAN vertraten, berichteten von Kolleg*innen, die als Praktikant*innen ins Unternehmen kamen, welches sie später als Werkstudent*innen übernahm und im Anschluss fest anstellte.
Was die Studierenden und Unternehmen beim IT-Speed Dating suchen, ist vielfältig. Manche Unternehmen suchen Studierende mit Vorkenntnissen im Bereich der Programmiersprachen, berichtet Charlotte Wittenberg, Studentin der Wirtschaftsinformatik. Anderen Unternehmen ist es wichtiger, jemanden zu finden, „der Bock hat“, wie es Frank Breum von Documedias formuliert.
Die angebotenen Praktikumsbereiche sind divers:
Documedias konzentriert sich auf Softwareentwicklung, MEDIFOX DAN bietet Stellen in der Softwareentwicklung, im Produktmanagement und im UX/UI-Design an; die Volksbank eG Hildesheim Lehrte Pattensen sucht Praktikant*innen für IT und Wirtschaft, die keine Programmierkenntnisse benötigen. Das Unternehmen Cadwork, welches sich auf Programmierung im Holzhäuserbau spezialisiert hat, brachte Beispiele aus dem Arbeitsalltag und Übungsaufgaben mit: Diese ließ sich etwa Student Arne Perschke (Angewandte Informatik im neunten Semester) interessiert erklären.
Seit Einführung der ersten Bachelor of Science IT-Studiengänge im Jahr 2000 haben Studierende der Universität Hildesheim über 1000 Wirtschaftspraktika absolviert, aus denen zahlreiche Arbeitsverhältnisse entstanden sind. So haben auch beim diesjährigen Speed Dating einige Unternehmen bereits weitere Kennenlerngespräche mit Studierenden vereinbart. Felix Hahne betont: „Dies ist eine Form von nachhaltiger Wirtschaftsförderung“. Die IT-Studiengänge tragen somit zur Unternehmensentwicklung im lokalen Raum bei. Auch für Hildesheim und die Region ist diese Entwicklung von Vorteil: Studierende, die hier eine Anstellung finden, bleiben eher verwurzelt und stärken so die lokale Wirtschaft und IT-Branche.