Von weit her angereist waren einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Forschungskonferenz, zu der Kirsten Scheiwe, Professorin für Recht am Institut für Sozialpädagogik der Universität, gemeinsam mit dem ZIF (Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der Universität und Fachhochschule) am 7./8. November 2003 eingeladen hatte - unter ihnen die Soziologin Nadine Lefaucheur von der Universität der Antillen/CNR Paris sowie die Rechtsprofessorin Carol Sanger von der Columbia Law School, zur Zeit Princeton University, USA.
Zwar werden heute deutlich weniger junge Frauen und Minderjährige Mutter als vor 30 Jahren, aber frühe Elternschaft wird zunehmend als Problem gesehen, vor allem in den USA und dem Vereinigten Königreich mit den höchsten ‚teenage pregnancy rates', aber auch in anderen Ländern, denn frühe Mutterschaft korreliert häufig mit sozialer Benachteiligung und Armutsrisiken.1
Zwar werden heute deutlich weniger junge Frauen und Minderjährige Mutter als vor 30 Jahren, aber frühe Elternschaft wird zunehmend als Problem gesehen, vor allem in den USA und dem Vereinigten Königreich mit den höchsten ‚teenage pregnancy rates', aber auch in anderen Ländern, denn frühe Mutterschaft korreliert häufig mit sozialer Benachteiligung und Armutsrisiken.1
Die faktische und rechtliche Position von Minderjährigen oszilliert zwischen Abhängigkeit und Autonomie - im Verhältnis zu ihren Eltern, aber auch im Hinblick auf ihre soziale Rechte. Das Spannungsverhältnis zwischen Elternrecht und Rechten von Minderjährigen hat sich spätestens seit den 1970er Jahren durch die Aufwertung von Kinderrechten verändert. Die zunehmende Selbstständigkeit und Einsichtsfähigkeit von jungen Menschen ist von Eltern zu respektieren - so das Leitbild des Familienrechts in § 1626 Abs. 2 BGB - und findet Ausdruck in eigenen Rechtspositionen von Minderjährigen, etwa im Recht ab 15 Jahren selbstständig Sozialleistungen zu beantragen. Wie wirkt sich dies auf die Rechtspositionen von Minderjährigen im Hinblick auf Entscheidungen über Sexualität und auf ihre reproduktiven Rechte (Aufklärung und Information, schulische Sexualerziehung, Zugang zu Verhütungsmitteln und Gesundheitsdienstleistungen, Beratung in Schwangerschaftskonflikten, Schwangerschaftsabbruch) oder auf ihre Rechtsposition als minderjährige Eltern aus? Müssen Eltern informiert werden, möglicherweise sogar zustimmen (etwa bei einem Schwangerschaftsabbruch), oder können Minderjährige allein entscheiden, wenn es um Eingriffe in höchstpersönliche Rechtsgüter geht? Wie haben sich wohlfahrtsstaatliche Interventionen und Konzepte der Jugendhilfe jungen Müttern/Eltern gegenüber historisch verändert? Wie regeln verschiedene Rechtsordnungen zivilrechtlich und sozialrechtlich die Rechtsposition minderjähriger Eltern, die für das Kind sorgen, aber aufgrund der Minderjährigkeit in ihrer rechtlichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind? Welche Gender-Modelle beeinflussen Sozialpolitik, Gesetzgebung und Rechtsprechung in diesen Bereichen, und wie haben sich die Diskurse verändert (von den ‚gefallenen Mädchen' der 1920er Jahre über die Bilder der ‚kids having kids' und ‚welfare moms' in den USA bis hin zur fehlenden Thematisierung der Rolle junger Männer und Väter)?
Dies waren einige der Fragestellungen, die im Mittelpunkt der Vorträge und lebhaften Diskussionen aus interdisziplinärer und international vergleichender Perspektive standen. Beteiligt waren internationale wissenschaftliche Expert/innen verschiedener Professionen - Juristen, Sozialwissenschaftlerinnen und eine Medizinerin.
Die Konferenzvorträge2 werden in einer englischsprachigen wissenschaftlichen Publikation dokumentiert.
1 Vgl. UNICEF (2001) A league table of teenage births in rich nations. Innocenti Report Card No. 3, July 2001. Florenz: UNICEF Innocenti Research Centre.
2 Vortragsthemen waren: Between autonomy and dependency - minors' rights to decide on matters of sexuality, marriage and reproductive rights (K. Scheiwe, Universität Hildesheim), A matter of choice? Young women and pregnancy decisions (E. Lee, Universität Southhampton), Sexual and reproductive autonomy in US law: Teenage Abortion Hearings and the Misuse of Law (C. Sanger, Columbia Law School, z.Zt. Princeton University), Young women's reproductive decision making: the legal context in England and Wales (S. Sheldon, Universität Keele, UK), Sexual consent in comparative perspective (H. Graupner, Wien), Pregnancy of Mexican Adolescents: different perspectives, various meanings (N. Ehrenfeld Lenkiewicz, Universidad Autónoma Metropolitana, Iztapalapa, Mexico), The social debate about anonymous birth in France (N. Lefaucheur, Universität der Antillen/CNR Paris), Support for young pregnant women and juvenile mothers - Historical changes of concepts and practices (H. Fleßner, Universität Oldenburg), Rights and duties of underage parents
- a comparative perspective (H. Willekens, Universität Antwerpen).
Weitere Vortragende waren S. Berghahn, Freie Universität Berlin, Zedat, Burkhard Müller, Universität Hildesheim sowie Velina Todorova, Plovdiv Universität, Bulgarien.