Inklusive Pädagogik

Dienstag, 21. August 2012 um 20:19 Uhr

An der Universität Hildesheim können sich Lehrerinnen und Lehrer umfassend für das „inklusive Unterrichten“ weiterbilden. Eine Bewerbung für den zweijährigen Weiterbildungsstudiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ ist bis zum 01.09.2012 möglich. Das Studium beginnt im Oktober 2012.

Die Universität Hildesheim gehört zu den wenigen Hochschulen im deutschsprachigen Raum, an der die Theorie und Praxis der Inklusiven Pädagogik umfassend gelehrt wird. 24 Studierende aus Deutschland und der Schweiz werden seit Herbst 2011 u.a. in den Bereichen Grundlagen einer ‚Didaktik der Vielfalt’, Kooperatives Lernen, Classroom-Management in heterogenen Gruppen und Kommunikation über einen Zeitraum von zwei Jahren weitergebildet. „Die umfassende Professionalisierung von Lehrkräften ist notwendig und befindet sich in Niedersachsen bzgl. Inklusion noch in den Anfängen“, unterstreicht Dr. Margitta Rudolph, Direktorin des Weiterbildungszentrums der Universität Hildesheim. 

„Viele der Studierenden im Alter von 25 bis 55 Jahren – darunter erfahrene Pädagogen aller Schulformen, Referendare, Schulleiter und Sozialpädagogen– machen die Erfahrung, dass die Vielfalt im Klassenzimmer zunimmt und sie verstärkt Handlungsmuster und -instrumente benötigen, um die Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen“, berichtet Britta Ostermann, die den berufsbegleitenden Master-Studiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ auf der operativen Ebene leitet. „Die Ängste sind enorm – es ist der Eindruck entstanden als würde jede Lehrkraft fünf Rollstuhlfahrer und drei Kinder mit Down-Syndrom zukünftig in seiner Klasse haben“, so Ostermann. Die Verteilung der Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf auf die einzelnen Förderschwerpunkte zeige jedoch sehr deutlich, dass diese Kinder nur ein geringer Teil sind (6 % körperliche und motorische Entwicklung; 16 % geistige Entwicklung). „Hingegen nimmt der Förderschwerpunkt ‚Lernen‘ ca. 50 % ein. Diese Kinder befinden sich schon in Regelklassen (Kinder mit Rechenschwäche, Lese- und Rechtschreibstörungen, Autismus, ADHS). Mit einer inklusiven Pädagogik können Antworten auf die Frage gegeben werden, wie Lehrer im Unterricht mit den vielfältigen Entwicklungsvoraussetzungen der Kinder umgehen können“, betont Ostermann.

Im ersten Semester standen didaktische Grundlagen und die pädagogische Beobachtung von Schülern auf dem Programm – wie beobachte ich Lernprozesse in heterogenen Gruppen und wie fördere ich den einzelnen Schüler? 

Derzeit wird das kommunikative Handeln thematisiert. In praxisnahen Seminaren analysieren die Hildesheimer Studierenden zum Beispiel ihren eigenen Unterricht. Wie stelle ich eine Frage, wie lobe ich? „Wie der Lehrer mit seinen Schülern spricht, hat Auswirkungen auf den Schulerfolg. Die Forschungslage zeigt, dass die Leistungserwartungen das kommunikative Verhalten der Lehrenden beträchtlich beeinflussen. Dieses oft unbewusste Kommunikationsverhalten beeinflusst das Selbstwertgefühl der Schüler und führt zu schlechteren oder besseren Leistungen“, beschreibt Ostermann den Pygmalion-Effekt. „Zum Beispiel ziehen Schüler Rückschlüsse vom Anspruchsniveau der Fragen auf ihre eigene Selbsteinschätzung. Je anspruchsloser die Fragestellung, desto tiefer, je anspruchsvoller, desto höher  schätzen sie ihre Intelligenz ein.“ 

Im Sommersemester beschäftigten sich die Studierenden mit der Kommunikation in Konflikten. Das sei künftig in inklusiven Schulen eine der Stellschrauben für Begegnungen auf Augenhöhe. „Auch eine intensive Elternarbeit gewinnt an Bedeutung. Wie können Lehrende eine Erziehungspartnerschaft zum Wohle des Kindes entwickeln?“, sagt Britta Ostermann.

Im Wintersemester 2012/13 steht für die Berufstätigen der „Wandel zur inklusiven Schule“ auf dem Programm – von der Steuerung über das Qualitätsmanagement bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Parallel startet im Oktober 2012 der zweite Jahrgang, für den sich Studieninteressierte bis zum 01. September bewerben können. 

Länderübergreifender Weiterbildungsstudiengang in Hildesheim und Einführung der inklusiven Schule in Niedersachsen

Die Stiftung Universität Hildesheim hat den berufsbegleitenden und länderübergreifenden Master-Studiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Zürich, Institut Unterstrass, konzipiert. Mit der Universität Bozen (Südtirol) und der PH Innsbruck (Österreich) wird eine Kooperation angestrebt. 

In Niedersachsen wird die inklusive Schule verbindlich zum Schuljahr 2013/14 eingeführt (Informationen des niedersächsischen Kultusministeriums zur Einführung der inklusiven Schule). Das hat der Niedersächsische Landtag im März 2012 beschlossen. Die inklusive Schule ermöglicht Schülerinnen und Schülern einen barrierefreien und gleichberechtigten Zugang zu den niedersächsischen Schulen. Eltern von Kindern mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung erhalten ein Wahlrecht, ob ihr Kind die allgemeine Schule oder eine Förderschule besuchen soll.

Menschen mit Behinderung haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf gleich-berechtigte Teilhabe an allen Lebensbereichen. Dies regelt eine UN-Konvention.

Kontakt

Studieninteressierte wenden sich zur Beratung und bei Fragen an Dr. Margitta Rudolph (Tel. 05121.883-436, E-Mail: rudolph[at]uni-hildesheim.de) oder Britta Ostermann (Tel. 05121.883-429, E-Mail: osterma[at]uni-hildesheim.de) vom  Weiterbildungszentrums der Universität Hildesheim.

Ausführliche Informationen: http://www.uni-hildesheim.de/inklusion 


Die Uni Hildesheim bildet Lehrerinnen und Lehrer aller Bundesländer umfassend fort: Was heißt es, inklusiv zu unterrichten? Wie können Lehrkräfte den Wandel zur inklusiven Schule mitgestalten?

Die Uni Hildesheim bildet Lehrerinnen und Lehrer aller Bundesländer umfassend fort: Was heißt es, inklusiv zu unterrichten? Wie können Lehrkräfte den Wandel zur inklusiven Schule mitgestalten?

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