„In Europa zu wohnen, ist echt toll. Die Sprachenvielfalt ist auch innerhalb Deutschlands gegeben, mir fallen die Dialekte auf“, sagt Joseph Couve de Murville. Er studierte an der Universität Hildesheim „English Applied Linguistics“ und möchte „so gut wie möglich Deutsch sprechen“. Der Ratschlag „use it or lose it“ gefällt ihm nicht – zu negativ. Stattdessen: „The more you practice, the better you get.” Je mehr man übt, desto besser wird man – diese Einstellung wolle er in seiner Lehre anderen weitergeben.
Geboren ist Joseph Couve de Murville in Umtata, aufgewachsen im südafrikanischen Durban. Er spricht drei der elf Amtssprachen: Englisch, Afrikaans, Zulu. Dann ging es für ihn mit 25 Jahren nach London, dort hat er als Lehrer Kinder und Jugendliche unterrichtet. Joseph wechselte den Standort – und fing in Hildesheim als Lehrer für „Business English“ an, zu ihm kamen Firmen aus dem Landkreis und der Stadt Hildesheim, die internationale Beziehungen pflegen. „Die Mitarbeiter sollten fit sein im Umgang mit der englischen gesprochenen Sprache, wir haben viele Alltagsdinge trainiert. Das braucht Übung und klappt mit einem Native Speaker gut.“ Das Jahr seiner Ankunft in Deutschland war das Jahr der Weltmeisterschaft in Südafrika. „Viele Hildesheimer haben nachgefragt und wollten mehr über Südafrika erfahren“, erzählt der 31-Jährige.
Dann kam die Chance, an der Uni als Lehrbeauftragter zu unterrichten und parallel das Bachelorstudium – English Applied Linguistics – zu beginnen, das er selber finanzierte. In dem Studium geht es um die Anwendung sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse und die Lösung praktischer Probleme, die sich im Umgang mit der englischen Sprache ergeben, beispielsweise in der interkulturellen Kommunikation. Ob Grammatik, Sprachgeschichte oder Sprachpraxis – er bestand alle Prüfungen mit Bravur. „Joseph Couve de Murville hat sich im Studium intensiv mit Phänomenen beschäftigt, die sich daraus ergeben, dass Sprecher verschiedenen Kulturen angehören können, obwohl sie dieselbe Sprache, in diesem Fall Englisch, sprechen“, sagt Prof. Dr. Friedrich Lenz, Dekan des Fachbereichs Sprach- und Informationswissenschaften.
„Meine vielfältigen kulturellen Erfahrungen haben mich geprägt. Ich will das weitergeben“, sagt Joseph Couve de Murville. Deshalb engagiert er sich und unterrichtet Austauschstudierende in Schreibkursen (Academic Writing), hilft beim Übersetzen und ist als Lehrbeauftragter am International Office tätig. Sein Ratschlag an Studierende: „Notiert eure Eindrücke in einem anderen Land auch schriftlich.“ Der Sprachwissenschaftler Friedrich Lenz lobt dieses Engagement: „Er setzt sich ein und verbessert die interkulturelle Kommunikation praktisch vor Ort. Die Kurse für Erasmusstudierende unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds sind in hohem Maße kulturabhängig und er ist ein idealer Mittler zwischen den Konventionen, die Studierende in ihrer Ausgangskultur gewohnt waren, und denen, die an unserer Universität erwartet werden.“
Für sein herausragendes Engagement erhält Joseph Couve de Murville den mit 1000 Euro dotierten DAAD-Preis für ausländische Studierende.