Hornemann-Forschung an der Universität Hildesheim

Mittwoch, 21. Juli 2004 um 23:58 Uhr

"Der Niger". Letztes Symposium im November 2004

über die Person und das Werk des ersten deutschen Afrikaforschers, des Hildesheimers Friedrich Konrad Hornemann (1772-1801), liegen bisher wenig Forschungsergebnisse vor. Erich Heinemann weist in seiner Einleitung zur Reprint-Ausgabe von Hornemanns Tagebuch1 darauf hin, dass "manche Biographen ziemlich sorglos und oberflächlich recherchierten". Das ist vielleicht nicht verwunderlich; liegen doch viel zu wenig seriöse Quellenmaterialien von und über Hornemann vor.

In seinem Tagebuch schreibt er ja nur über eine Teilstrecke seiner Expedition, die er im Auftrag der Londoner Afrikanischen Gesellschaft in Kairo (1797) begann und die nach seinen Tagebuchaufzeichnungen erst einmal 1800 im libyschen Murzuck endet. Damit hatte er jedoch noch nicht das Ziel seines Forschungsauftrags erreicht; denn die Erkundung des Verlaufs des seinerzeit für europäische Kartographen völlig unbekannten Flusses Niger war es, was seine Londoner Auftraggeber von ihm erwarteten. Dazu musste er weiter in die zentral- und westafrikanischen Gebiete vordringen. In einem Brief vom 20. Februar 1800 nach London schreibt er: "Der Weg von hier nach Sudan ist noch nicht sicher genug, als dass ich es wagen dürfte, über Agades zu gehen". Und in einem zweiten vom 6. April 1800 die optimistische Ankündigung, dass er sich einer Karawane nach Burnu, im heutigen Nigeria, anschließen könne: "Da ich mich ungemein wohl befinde, vollkommen an das Klima gewöhnt bin, die Arabische und auch ein wenig die Burnu-Sprache rede, da ich wohl bewaffnet, auch nicht muthlos bin und mich unter dem unmittelbaren Schutze zweyer Scheriffs befinde, so darf ich mit Recht hoffen, dass ich in meinen Unternehmungen glücklich seyn werde." An den Präsidenten der Londoner Afrikanischen Gesellschaft, Sir Joseph Banks, schrieb er voller Stolz, er sei der erste Europäer, der eine so weite Reise in diesem Teil der Welt unternehme; und an seine Mutter in Hildesheim: "Ich bin völlig Africaner und hier wie zu Hause. Doch kehre ich zurück."

In seinem Tagebuch schreibt er ja nur über eine Teilstrecke seiner Expedition, die er im Auftrag der Londoner Afrikanischen Gesellschaft in Kairo (1797) begann und die nach seinen Tagebuchaufzeichnungen erst einmal 1800 im libyschen Murzuck endet. Damit hatte er jedoch noch nicht das Ziel seines Forschungsauftrags erreicht; denn die Erkundung des Verlaufs des seinerzeit für europäische Kartographen völlig unbekannten Flusses Niger war es, was seine Londoner Auftraggeber von ihm erwarteten. Dazu musste er weiter in die zentral- und westafrikanischen Gebiete vordringen. In einem Brief vom 20. Februar 1800 nach London schreibt er: "Der Weg von hier nach Sudan ist noch nicht sicher genug, als dass ich es wagen dürfte, über Agades zu gehen". Und in einem zweiten vom 6. April 1800 die optimistische Ankündigung, dass er sich einer Karawane nach Burnu, im heutigen Nigeria, anschließen könne: "Da ich mich ungemein wohl befinde, vollkommen an das Klima gewöhnt bin, die Arabische und auch ein wenig die Burnu-Sprache rede, da ich wohl bewaffnet, auch nicht muthlos bin und mich unter dem unmittelbaren Schutze zweyer Scheriffs befinde, so darf ich mit Recht hoffen, dass ich in meinen Unternehmungen glücklich seyn werde." An den Präsidenten der Londoner Afrikanischen Gesellschaft, Sir Joseph Banks, schrieb er voller Stolz, er sei der erste Europäer, der eine so weite Reise in diesem Teil der Welt unternehme; und an seine Mutter in Hildesheim: "Ich bin völlig Africaner und hier wie zu Hause. Doch kehre ich zurück."

Wir sind bisher mehr oder weniger auf Mutmaßungen angewiesen, wenn wir behaupten, Hornemann habe den Niger erreicht; denn die Nachrichten über seinen Reiseweg sind spärlich und widersprüchlich. In einem Brief vom 25. 8. 1819 schrieb der englische Konsul in Murzuck, J. Ritchie, an den Unterstaatssekretär im Londoner Auswärtigen Amt, W. Hamilton, dass Hornemann "zu Nyffe vom Fieber befallen worden und daselbst gestorben sey", wie der britische Forscher Captain George Francis Lyon zitiert2. Nach Adolf Pahde3 habe Hornemann den Tschadsee erreicht und auch Katsena und sei über Sokoto nach Nupe zum Ufer des Niger gelangt, wo er im Frühjahr 1801 an Dysenterie (Ruhr) im Ort Bakana, in der Nähe des heutigen Rabba / Nigeria gestorben sei. Von seinem Nachlass wurde bisher nichts gefunden, und die Chance, noch Quellenmaterialien zu finden, etwa sein weiteres Tagebuch und seine Aufzeichnungen auf der Strecke vom Tschadsee zum Niger, sind denkbar gering. Als der britische Afrikaforscher Hugh Clapperton (1788 - 1827) um 1825 bei seiner Expedition an den Niger einen Boten nach Bakana schickte, um nach Hinterlassenschaften Hornemanns zu suchen, erfuhr dieser, dass die Bewohner aus Furcht vor Ansteckungsgefahr alles verbrannt hätten, was der weiße Mann besaß.

Das erste Hornemann-Symposium, das vom 25. bis 26. September 1998 an der Universität Hildesheim stattfand4, beschäftigte sich deshalb mit dem, was wir bisher über Hornemanns Person und Werk wissen und (noch) nicht wissen. Die Auseinandersetzung mit der vorliegenden Literatur und den Quellenmaterialien stellte eines der Ziele dar, die bei der Tagung engagiert bearbeitet wurden; ein weiteres Ziel war mit der (didaktischen) Fragestellung verbunden, was Hornemann denn mit uns Hier und Heute, im "globalen Dorf" zu tun habe und welche Möglichkeiten denkbar seien, auf "Hornemanns Spuren" interkulturell zu lernen. Wir nannten dieses Konzept den "Hildesheimer Spagat". Vielleicht kann uns, so die These, Hornemann den Weg weisen hin zu einem "Perspektivenwechsel" und zu einem Bewusstsein, dass wir Menschen auf der Erde in EINER WELT leben, die nur überleben wird, wenn es gelingt, eine "globale Partnerschaft" (Agenda 21) für ein gerechteres, friedlicheres und demokratisches Leben für alle Menschen zu entwickeln.
In einem Entwurf einer "Didaktik für das Leben in Einer Welt" wurden dabei die Grundstrukturen diskutiert.

Beim zweiten Symposium, vom 1. bis 3. November 2001, folgten wir Hornemanns Spuren in der Oase Siwa in der libyschen Wüste, im heutigen ägypten: "Hornemann in Siwa - im Lichte der kulturwissenschaftlichen und entwicklungspolitischen Afrikaforschung". Aus Anlass seines 200. Todestages wurde eine didaktisch-interkulturelle, geographische und historische Bestandsaufnahme von Hornemanns Aufenthalt und seiner Forschungen in Siwa vorgenommen5. Die interessanten Beiträge von namhaften Wissenschaftlern und Experten zu den vielfältigen Fragestellungen wurden ergänzt durch zwei Unterrichtsvorschläge zum Thema "Oase".

Der Tschadsee und die Republik Tschad waren es, die die Hornemann-Forscher beim dritten Symposium, vom 7. bis 9. November 2002, wieder in der Uni Hildesheim, beschäftigten6. Bei den HILDESHEIMER TSCHAD-TAGEN (HiTT) stand insbesondere der zweite Schritt des "Hildesheimer Spagats", die didaktischen Aspekte von Nord-Süd-Partnerschaften, im Vordergrund. Es ging um eine Bestandsaufnahme der bisherigen Aktivitäten, die vom HILDESHEIMER NETZ (HiZ) seit 1992/93 mit Partnern in Tschad durchgeführt werden, nämlich dabei mitzuhelfen, dass in der Region um die Hauptstadt N`Djamena Lehrwerkstätten zur informellen Ausbildung von sogenannten Barfußhandwerkern eingerichtet werden können. Das HiZ hat bisher drei Container mit Prototypen von Lastenfahrrädern zum Selbstbauen, Tretnähmaschinen, Rollstühlen, Werkzeug und landwirtschaftlichen Geräten in den Tschad geschickt. Bei den HiTT wurde auch darüber nachgedacht, wie diese Partnerschaft ausgeweitet werden kann durch Kontakte zwischen den Universitäten in N`Djamena und Hildesheim, der Fachhochschule Hildesheim und der UniversitÉ Populaire in N`Djamena; etwa durch den wissenschaftlichen Austausch von Bildungskonzepten, gemeinsame Durchführung von Projekten zu Fragen des Umweltschutzes, zur Solar(Fotovoltaik)- Technologie und durch Projektstudien und -aufenthalte von StudentInnen und DozentInnen an den Einrichtungen. Zwei Wissenschaftler von der Universität N`Djamena, Prof. Dr. Khalil Alio und Dr. Adoum N`Gaba-Waye, sowie die Professorin Khadidjatou Fall von der Universität Dakar / Senegal, haben bei den HiTT mitgearbeitet. Ein weiterer Forschungsaspekt beinhaltete das Symposium: Der ehemalige Direktor des Hildesheimer Roemer-Museums, Dr. Walter Konrad (+ 26. 4. 1983), hat jahrelang zu kulturhistorischen und völkerkundlichen Fragestellungen am Tschadsee geforscht.

Das vierte und vorläufig letzte wissenschaftliche Symposium mit dem Thema "Hornemanns Ziel: Der Niger. Raumbezogene Forschungen gestern und heute", wird vom 1. bis 3. November 2004 wieder an der Hildesheimer Universität stattfinden.

Dr. Jos Schnurer
jos(at)schnurer.de

 

 



1 Friedrich Hornemann, Tagebuch seiner Reise von Cairo nach Murzuck; Reprint der Weimar-Ausgabe von 1802, Olms Verlag, Hildesheim - Zürich - New York 1997, 240 S.
2 George Francis Lyon, Narrative of Travels in Northern Africa in the Years 1818, 19 and 20, London 1821 (deutsch: Jena 1822)
3 Adolf Pahde, Der erste deutsche Afrikaforscher (Fr. K. Hornemann, geb. 1772, gest. 1801), Hamburg 1895
4 Herward Sieberg / Jos Schnurer (Hrsg.), "Ich bin völlig Africaner und hier wie zu Hause..." Begegnungen mit West- und Zentralafrika im Wandel der Zeit. Hildesheimer Symposium 25. - 26. 9. 1998; Hildesheimer Universitätsschriften, Bd. 7, Hildesheim 1999, 204 S.
5 Gerhard Meier-Hilbert / Jos Schnurer (Hrsg.), Hornemann in Siwa. 200 Jahre Afrikaforschung, Hildesheimer Universitätsschriften, Bd. 11, Hildesheim 2002, 214 S.
6 Gerhard Meier-Hilbert / Jos Schnurer (Hrsg.), Begegnungen im Tschad - Gestern und Heute. Drittes Hildesheimer Hornemann-Symposium, a.a.o., Bd. 13, Hildesheim 2004, 186 S.