Hinein in die Fußball-Jubelkultur: EM-Journal entsteht nachts

Montag, 13. Juni 2016 um 18:04 Uhr

Kulturjournalismus: Auf dem Kulturcampus produzieren 30 Studierende derzeit das erste Hildesheimer EM-Journal. Über Nacht entstehen Spielkritiken, Reportagen von den Hildesheimer Fanmeilen und Liveberichte. „Zwischen Spielende und Journalfertigstellung liegen acht Stunden. Das erfordert höchste Konzentration, wir werden zu hochproduktiven Nachteulen“, sagt Thomas Klupp vom Literaturinstitut der Universität Hildesheim. Während der Uni-Mittsommernacht am Samstag, 18. Juni 2016, lesen die Studierenden aus dem Journal.

„Der Ball rollt, und wir sind dabei. Wir begeben uns hinein in die europäische Fußball-, Fan- und Jubelkultur“, kündigen Studierende aus den Kulturwissenschaften im Editorial des ersten EM-Journals an, das derzeit auf dem Kulturcampus in Hildesheim entsteht. Die Fußball-Europameisterschaft sei eine „kulturelle Kollektivpraxis“, ein „grenzüberschreitendes Großereignis“ und ein „modernes Heldendrama in 51 Akten“. „Klug, pointiert und teils ironisch“ – so der Anspruch an das Journal.

Wenn die Spiele der deutschen Nationalmannschaft enden, dann beginnt für 30 Studentinnen und Studenten der Universität Hildesheim die Arbeit. Sonntag, 23:00 Uhr: Die Studierenden legen eine Nachtschicht ein: Das erste „EM-Journal“ soll am Montagmorgen gedruckt vorliegen. Im Seminar „Frankreich 2016 – EM-Journal“ setzen sich die Studierenden seit dem Frühjahr mit kulturjournalistischen Textformen und mit handwerklichen Grundlagen der Blattgestaltung auseinander, die sie nun in der Praxis erproben: Kolumne, Kurzporträt, Glosse, Kritik. Gedruckt. 4 Seiten. „Wir wenden diese Textformen auf die EM und vor allem auf die Spiele der deutschen Elf an“, sagt Seminarleiter Thomas Klupp, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim.

Über Nacht entstehen Spielkritiken, Reportagen von den Hildesheimer Fanmeilen und Liveberichte. Zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft erscheint jeweils ein EM-Journal, Ausgabe 1 liegt druckfrisch seit Montag am Campus aus. „Wir produzieren das EM-Journal jeweils für den nächsten Tag. Zwischen Spielende und Journalfertigstellung liegen acht Stunden. Das erfordert höchste Konzentration, wir werden zu hochproduktiven Nachteulen“, beschreibt Thomas Klupp die Herausforderung, mit der knappen Zeit umzugehen. Während andere schlafen, gehen auf dem Kulturcampus die Lichter an und die Rechner laufen heiß. Ein Produktionstag sieht so aus: gemeinsam schauen sich die Studierenden das Fußballspiel auf der Domäne Marienburg an, der Studienort für Kulturwissenschaftler in Hildesheim. Nach dem Spielende um 23:00 Uhr verteilen sich die jungen Kulturjournalistinnen und Kulturjournalisten auf dem Gelände des Kulturcampus – und schreiben, schreiben, schreiben. Im Medienschnittraum in der Steinscheune wird das Journal von Gestalterinnen gesetzt.

Neben Spieler-Einzelkritiken und Spielberichten wird das Journal um Reportagen von Hildesheimer Fanmeilen und Interviews ergänzt. Von Professor Christian Schärf, der an der Universität Hildesheim zur Mediengeschichte der Literatur und zur Kulturgeschichte ästhetischer Produktivität forscht, erfährt der Leser, dass der „Reiz des Spiels darin liegt, dass man auch mal vollkommen ungerecht behandelt werden kann“. Die Torlinientechnik, so Schärf, sollte man abschaffen. „Der Fußball“, so Schärf weiter, sei „ein ziemlich hartes Geschäft, noch härter als die Literatur“. In der Literatur gibt es übrigens, wie im Sport, einen Gegenspieler: den Leser. Denn in der Literatur „geht es um das Interaktionsspiel zwischen Text und Leser“.

Gedruckt und online: Kulturjournalistisches EM-Journal

Fußball-Europameisterschaft in Frankreich: Der Dozent Dr. Thomas Klupp begleitet mit Studierenden das sportliche Großereignis mit einem kulturjournalistischen Journal. Die erste Ausgabe „Schlaaand – Das Live-Journal zur EM vom Kulturcampus“ erhält man kostenfrei am Kulturcampus und Hauptcampus. Wer ein gedrucktes EM-Journal erhalten möchte, kann eine E-Mail an helenabukowski@gmail.com schreiben. Außerdem kann man das EM-Journal online lesen, hier geht’s zur ersten Ausgabe (13.06.2016, PDF) und hier geht's zur Ausgabe 2 (17.06.2016, PDF). Und hier geht's zur Ausgabe 3 (PDF).

Das Redaktionsteam wird während der Uni-Mittsommernacht am Samstag, 18. Juni 2016, aus dem Journal im Rahmen des Programmpunktes „EM-Journal live“ (Pächterhaus, 20:15 und 21:30 Uhr) lesen.

Kurz erklärt: Literaturinstitut Hildesheim – Was hier alles passiert

Kreatives Schreiben, Kulturjournalismus, Lektorat, Kulturwissenschaften, ästhetische Praxis – Das Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim gehört neben dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig, dem Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und dem Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst in Wien zu den einzigen Universitäts-Instituten im deutschsprachigen Raum, an denen Studentinnen und Studenten in Bachelor- und Master-Studiengängen in Theorie und Praxis des Kreativen und Literarischen Schreibens umfassend unterrichtet und ausgebildet werden.

Nicht entweder oder, in Hildesheim kombinieren sie die gedruckte und digitale Welt Während die einen Studierenden das komplexe Feld der Buchproduktion und Verlagswelt erproben – und unter anderem die Zeitschrift für junge Gegenwartsliteratur „BELLA triste“ herausgeben –, befassen sich andere mit digitaler Medienproduktion und berichten auf dem Online-Portal litradio.net vom literarischen Geschehen. Alle drei Jahre organisieren Studierende „Prosanova“, das größte Festival für junge deutschsprachige Gegenwartsliteratur.

Was Kulturjournalismus ist, erfährt man auf der Website des Literaturinstituts.

Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)


Dokumentieren den Alltag während der Europameisterschaft: Der Student Heiko Rothenpieler war im Stadion im französischen Lille, Fritz Handerer schildert das Geschehen in Hildesheim. Tor, Trainer, Abwehr, Mittelfeld, Sturm: In der ersten Ausgabe des Hildesheimer EM-Journals ist auch ein Quartett der „Domänen-Elf“ enthalten.

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