Die Oberschule Söhlde und die Marienbergschule Nordstemmen gehen den Weg zur inklusiven Schule nicht allein. „Wir dokumentieren den persönlichen Entwicklungsprozess der Lehrenden und den der Schule zur inklusiven Schule und beraten“, sagt Erziehungswissenschaftlerin Britta Ostermann. Bis 2015 erhebt sie, wie die Schulleitung, die Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit Heterogenität umgehen. „Wir untersuchen den Unterricht, das Schulleben und die Schulorganisation, um Gelingensbedingungen und Voraussetzungen für inklusives Lernen zu erfassen“, sagt Ostermann, die seit 2012 die Oberschule Ottbergen wissenschaftlich begleitet. Eine der entscheidenden Voraussetzungen ist eine positive Haltung aller Beteiligten gegenüber der Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler.
Das Besondere: Aus der wissenschaftlichen Begleitung heraus decken die Forscher der Universität Hildesheim Beratungs- und Unterstützungsbedarf auf – und handeln. „Auf der Grundlage der Evaluationsergebnisse und der Bedarfsanalyse entwickeln wir ein Weiterbildungsprogramm für Lehrende, pädagogisches Personal sowie Schüler- und Elternvertreter“, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin, die auch den Weiterbildungsstudiengang zu inklusiver Pädagogik koordiniert. Das Programm startet im September mit einer Auftaktveranstaltung. Es folgen weitere Großveranstaltungen sowie Weiterbildungsangebote, die speziell auf den Fortbildungsbedarf der Lehrkräfte eingehen. Die Reihe trägt den Namen „Inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklung – eine Herausforderung für alle Beteiligten“ und wird über das Kompetenzzentrum für regionale Lehrerfortbildung der Universität Hildesheim durchgeführt. Dabei geht es zum Beispiel um die systematische Verankerung des Inklusionsansatzes in der Schulorganisation (Einführung von Lehrerteams und kollegialer Fallberatung) und um die Professionalisierung der Lehrkräfte in den Bereichen Didaktik, Methodik, Kommunikation sowie Organisation. Außerdem ist ein Austausch mit Lehrkräften anderer Schulen, die sich auf dem Weg zu einer inklusiven Schule machen, und der Aufbau eines schulübergreifenden Netzwerks von Lehrenden geplant.
Ende August unterzeichneten die Schulleiter Friedel Reinecke (Nordstemmen) und Uwe Meinhardt (Söhlde) einen Kooperationsvertrag mit der Universität Hildesheim. Präsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich informierte über Planungen, eine Professur für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Inklusion einzuführen. „Die empirischen Erkenntnisse aus der Prozessbegleitung der Oberschulen fließen in unsere Lehrerausbildung. Wir wollen Inklusive Pädagogik schrittweise in die Erstausbildung integrieren", so Friedrich. Es gibt nur wenige Hochschulen, in denen Inklusive Pädagogk fester Bestandteil der Lehrerausbildung ist. In Potsdam sollen zum Wintersemester fünf Professuren für Inklusionspädagogik starten. Mit dem Weiterbildungsstudiengang „Inklusive Pädagogik" ist Hildesheim bundesweit einer der Vorreiter im Bereich der umfangreichen Lehrerfortbildung, im Oktober startet bereits der dritte Jahrgang (Presseinfo).
Zum Schuljahr 2013/14 starten in Söhlde zwei 5. Klassen mit Schülern mit emotional-sozialen und autistischen Störungen. Bereits seit mehreren Jahren lernen in den 6. bis 10. Klassen leistungsstarke und Kinder mit Autismusstörung und Hörbehinderungen gemeinsam. Inklusion gehört zu den Herausforderungen für Schulen, seit dem Schuljahr 2013/14 besteht ein Rechtsanspruch in Niedersachsen.
Interessierte Schulen können sich an Erziehungswissenschaftlerin Britta Ostermann wenden (05121.883-429, osterma[at]uni-hildesheim.de).