Gut aufgehoben in Hildesheim

Donnerstag, 22. Juli 2004 um 00:46 Uhr

Die Autorin Mariana Leky im Interview

Der Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus ist 1999 als bundesweit einmaliges Studienangebot für Nachwuchsschriftsteller, Drehbuchautoren oder Kulturjournalisten an der Universität Hildesheim gestartet. Bis heute gibt es keinen vergleichbaren grundständigen Studiengang in Deutschland. Mariana Leky (31) zählte zu den ersten 10 Studienanfängern, die damals die Eignungsprüfung erfolgreich bestanden haben.

Eigentlich wollte sie Buchhändlerin werden, brach die Ausbildung dann aber ab, um sich ganz auf das Schreiben zu konzentrieren. Zum Schreiben kam Leky, wie sie schmunzelnd gesteht, über "unsägliche Gedichte und Tagebuchergüsse" in der Pubertät, "und natürlich, weil es Spaß macht!" Bereits während des Studiums würdigten Juroren ihre Arbeiten und es gab erste Literaturpreise für ihre Kurzgeschichten. Mariana Leky ist eine talentierte Nachwuchsschriftstellerin, die nach Beendigung des Studiums 2001 erfolgreich die Literaturszene eroberte. Im DuMont Literatur und Kunst Verlag veröffentlichte sie im September 2001 erfolgreich den Erzählband "Liebesperlen". Ihr Debütroman "Erste Hilfe" ist soeben im selben Verlag erschienen und erhält ebenfalls sehr gute Bewertungen. Ein hoffnungsvolles Buch soll es sein, geschrieben in einer ganz besonderen und doch alltagsnahen Sprache.

Eigentlich wollte sie Buchhändlerin werden, brach die Ausbildung dann aber ab, um sich ganz auf das Schreiben zu konzentrieren. Zum Schreiben kam Leky, wie sie schmunzelnd gesteht, über "unsägliche Gedichte und Tagebuchergüsse" in der Pubertät, "und natürlich, weil es Spaß macht!" Bereits während des Studiums würdigten Juroren ihre Arbeiten und es gab erste Literaturpreise für ihre Kurzgeschichten. Mariana Leky ist eine talentierte Nachwuchsschriftstellerin, die nach Beendigung des Studiums 2001 erfolgreich die Literaturszene eroberte. Im DuMont Literatur und Kunst Verlag veröffentlichte sie im September 2001 erfolgreich den Erzählband "Liebesperlen". Ihr Debütroman "Erste Hilfe" ist soeben im selben Verlag erschienen und erhält ebenfalls sehr gute Bewertungen. Ein hoffnungsvolles Buch soll es sein, geschrieben in einer ganz besonderen und doch alltagsnahen Sprache.

 

Iris Klaßen befragte die Autorin zum Anteil des Hildesheimer Studiums am Erfolg als Jungautorin, zu Zukunftsplänen und zum ganz normalen Leben.

Im Oktober 2000 habe ich Sie als Preisträgerin des Allegra-Literaturwettbewerbs gefragt, ob Schriftstellerin ihr Berufsziel sei. Damals haben Sie gelacht und geantwortet: "Zu behaupten, ich will Schriftstellerin werden, ist ungefähr so, als würde man sagen, ich will Prinzessin werden." Sind Sie heute eine Prinzessin?

Was habe ich denn damit wohl gemeint? Wahrscheinlich, dass mir das Vorhaben, "berufsmäßige" Schriftstellerin zu sein, sehr abwegig und irgendwie versponnen vorkam. Ist es aber gar nicht, stelle ich erfreut fest.

Sie sind mit Schreibbegabung nach Hildesheim gekommen und haben "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" studiert. Welchen Anteil hat nach ihrer Einschätzung das Studium an ihrem Erfolg?

Einen sehr großen: Die Besprechungen meiner Texte mit den anderen Studenten und mit Hanns-Josef Ortheil hat meinen Arbeiten sehr gut getan, und außerdem wäre ich ohne den Studiengang, der zu Wochenendseminaren ja auch immer Leute "von außen" an die Universität holt - Lektoren von Verlagen, Journalisten usw. -, wohl kaum so schnell in Kontakt mit einem Verlag gekommen.

Die Frage, ob man "Schriftsteller/in" erlernen kann oder ob allein Talent für eine Autorenkarriere ausschlaggebend ist, wird im Zusammenhang mit dem Studienangebot oft diskutiert. Was meinen Sie als Absolventin?

Diese Hadereien, ob nur der Alleingang Großes gebiert oder man im Schreiben ausgebildet werden kann, haben sich langsam erschöpft, finde ich. Natürlich muss man ein Talent mitbringen, wie für andere Studiengänge auch; Talent kann einem ja nicht eingepaukt werden. Aber alles, was über dieses mitgebrachte Talent hinausgeht - das Erproben und Schärfen des eigenen Stils, des eigenen Blicks, der Arbeitsweise - das kann selbstverständlich erlernt werden. Es wird ja oft die Vermutung geäußert, dass in Schreibstudiengängen ein einheitlicher Schreibstil "gezüchtet" wird. Diese Erfahrung habe ich in Hildesheim nicht gemacht. Jeder wird in dem gefördert, was er mitbringt - und das, was mitgebracht wird, ist sehr vielfältig. So gesehen haben wir im selben Studienfach alle etwas anderes gelernt.

Just in time mit dem Studienabschluss ist 2001 ihr Erzählband "Liebesperlen" erschienen. Welche Bedeutung hat dieses Buch heute für Sie?

Durch die Arbeit an "Erste Hilfe" sind die Liebesperlen natürlich etwas abgerückt; aber wir sind, sozusagen, immer noch sehr gute Freunde ... im Moment kann ich mir aber nicht vorstellen, noch mal Kurzgeschichten zu schreiben. Einen Roman zu schreiben war abenteuerlicher - auch, weil man sich viel länger und ausgiebiger mit den einzelnen Figuren "herumtreibt".

Prämierte Kurzgeschichten, erfolgreicher Erzählband und jetzt durchstarten mit dem ersten Roman, der das ganz normale Leben zum Thema hat. Es scheint ein perfekter Werdegang zu sein. Gab es auch Brüche?

Sie meinen, tiefe Krisen, dramatische Sinnfragen, gründliches Zweifeln daran, ob man das alles überhaupt kann? Im großen Stil: nein. Im kleineren: allerdings.

Apropos normal - Wie sieht der normale Alltag bei Ihnen aus?

Wenn ich an einem Buch arbeite, schreibe ich tagsüber und korrigiere abends (oder umgekehrt), und je nachdem, was entstanden ist, freue oder gräme ich mich, und am nächsten Tag geht es so weiter. Zwischendurch gehe ich spazieren, weil mir das meiste im Gehen einfällt. Gerade in "akuten Schreibphasen" muss ich viel vor die Tür, um mich auszulüften, um andere Geschichten zu hören und nicht immer nur die im Kopf. Ich könnte mich zum Schreiben nie in ein einsames Turmzimmer auf weiter Flur zurückziehen.

Mariana Leky, Sie sind soeben aus Amerika zurück nach Hamburg gekommen - gibt es bereits ein neues Projekt?

Nur in noch wackeligen Ansätzen. Zurzeit arbeite ich noch an der übersetzung eines Krimis, dann wird es wohl wieder losgehen.

Sie arbeiten als Freie Autorin und übersetzerin für ganz unterschiedliche Auftraggeber, so z.B. die Frauenzeitschrift Brigitte. Sind diese vielseitige Arbeitsweise und Themenfülle Herzensangelegenheiten oder einfach notwendiges übel zum Geldverdienen?

Nein, ein übel ist es ganz und gar nicht. Das Artikelschreiben macht großen Spaß, und das übertragen eines englischen Textes ins Deutsche ebenfalls, obwohl es oft viel Arbeit ist, bis ein Satz genauso geschmeidig klingt wie im Original. Zuerst holpert alles immer etwas, aber wenn man dann den Dreh raus und sich in den Ton eingefunden hat, ist es wunderbar.

Sie wohnen in Hamburg. Was verbindet Sie heute noch mit Ihrer Alma Mater?

Ich habe ziemlich viele Studiengänge ausprobiert, bevor ich nach Hildesheim geraten bin - wodurch ich mir übrigens eine ausgesprochen stattliche Semesterzahl eingeheimst habe ... an der Hildesheimer Uni habe ich das Gefühl gehabt, genau am richtigen Ort zu sein - und das verbindet.

 



Mariana Leky:
Liebesperlen. Erzählungen. DuMont Literatur und Kunst Verlag. 2001. Gebunden. 120 Seiten. 16,90 Euro, ISBN 3-8321-5873-1

Erste Hilfe. Roman. DuMont Literatur und Kunst Verlag. 2004. Gebunden. 192 Seiten. 17,90 Euro, ISBN 3-8321-7878-3