Privatdozent Dr. Bernd Feige lehrt im Institut für Sachunterricht der Universität Hildesheim. Er plädiert mit Nachdruck für anspruchsvolle Inhalte im Sachunterricht und hat seine Forderung nach der Bearbeitung "Großer Themen" im Sachunterricht im Rahmen seiner Antrittsvorlesung begründet. Nachfolgend lesen Sie eine Zusammenfassung seines Vortrags.
"1. Ausgehend von Fehlvorstellungen, die sich hartnäckig bis ins Erwachsenenalter halten, begründe ich meine Forderung nach der Bearbeitung "Großer Themen" im Sachunterricht. Zunächst zwei Beispiele: Viele Erwachsene glauben fest daran, dass die Mondphasen durch den Erdschatten verursacht werden. Die meisten Erwachsenen kennen zudem nicht den Aufbau unseres Sonnensystems. Mein eigener Sohn musste in der Grundschule lernen, dass Spinnen zu den Insekten gehören. Der Mondschatten hat mit den Mondphasen nichts zu tun, sondern mit einer Mondfinsternis. Die Mondphasen entstehen durch seine jeweilige Stellung zur Sonne und unseren Beobachtungsstandpunkt auf der Erde. Spinnen gehören zusammen mit den Skorpionen zur Klasse der Spinnentiere! Derartige und ähnliche Fehlkonzepte und Richtigstellungen verweisen auf inhaltliche Bereiche wie Astronomie, Erdgeschichte, Evolutionsbiologie, Stammesgeschichte des Menschen und Technikentwicklung. Leider kommen diese Inhalte in der Schule und zumal in der Grundschule selten oder gar nicht vor und werden damit der alleinigen Darstellung der Medien überlassen.
"1. Ausgehend von Fehlvorstellungen, die sich hartnäckig bis ins Erwachsenenalter halten, begründe ich meine Forderung nach der Bearbeitung "Großer Themen" im Sachunterricht. Zunächst zwei Beispiele: Viele Erwachsene glauben fest daran, dass die Mondphasen durch den Erdschatten verursacht werden. Die meisten Erwachsenen kennen zudem nicht den Aufbau unseres Sonnensystems. Mein eigener Sohn musste in der Grundschule lernen, dass Spinnen zu den Insekten gehören. Der Mondschatten hat mit den Mondphasen nichts zu tun, sondern mit einer Mondfinsternis. Die Mondphasen entstehen durch seine jeweilige Stellung zur Sonne und unseren Beobachtungsstandpunkt auf der Erde. Spinnen gehören zusammen mit den Skorpionen zur Klasse der Spinnentiere! Derartige und ähnliche Fehlkonzepte und Richtigstellungen verweisen auf inhaltliche Bereiche wie Astronomie, Erdgeschichte, Evolutionsbiologie, Stammesgeschichte des Menschen und Technikentwicklung. Leider kommen diese Inhalte in der Schule und zumal in der Grundschule selten oder gar nicht vor und werden damit der alleinigen Darstellung der Medien überlassen.
2. Bei Grundschülern wird oftmals die Gefahr einer drohenden überforderung beschworen, was ich im Folgenden mit fünf Begründungszusammenhängen widerlege:
- Als anthropologischer Bezugspunkt sei mit Immanuel Kant und John Dewey auf das freie Verfügenkönnen des Menschen über Fragen an die Welt verwiesen. Es gehört zum pädagogischen Alltagswissen, dass Kinder verschiedene Fragealter durchlaufen. In der Schule jedoch werden allzu schnell aus Fragern Antworter. Nachdem Kinder in ihrer Entwicklung zunächst vorwiegend Fragen stellen, die auf die Bezeichnungen der Dinge abzielen, folgen in einer nächsten Entwicklungsphase Fragen, die verstärkt nach Erklärungen suchen. Aber bereits im Grundschulalter treten immer stärker epistemische Fragen hinzu, also Fragen, die auf Erkenntnisse aus sind und die zeigen, dass Kinder die komplexe Wirklichkeit der Welt verstehen wollen. Hier müssen der Grundschulunterricht und der Sachunterricht ansetzen und diese Fragehaltung nicht nur aufgreifen, sondern vielmehr fördern und in eine Fragekultur überführen. Der Sachunterricht muss allerdings sein inhaltliches Spektrum um die hier vorgeschlagenen "Großen Themen" erweitern, denn wie Gertrud Ritz-Fröhlich in ihrer nach wie vor maßgeblichen Forschungsarbeit zu Kinderfragen feststellte, haben diese meist höchst "unschulische" Sachfragen, die genau auf die oben skizzierten Wissensgebiete abzielen.>