Disziplinübergreifend war Forschung in der Vergangenheit größtenteils auf die Betrachtung von Männern und ihren Körpern ausgerichtet. Populäre Beispiele sind Crash-Test-Dummies oder Herzinfarktforschung, wo die exklusive Forschung mit Männerkörpern potentiell gesundheitsschädigende Folgen für Personen mit vielfältigen Körpern haben kann. „Inzwischen findet hier ein Umdenken statt,“ sagt Tichter. „Forschung hat einen elementaren Einfluss auf das Leben aller Menschen und muss daher auch alle Menschen einbeziehen. Hier kommen die Geschlechteraspekte ins Spiel.“ Zwar ist das Bewusstsein für Geschlechterforschung gestiegen – Personen, die Geschlechterforschung umsetzen oder Geschlechteraspekte in ihre Forschung einbauen möchten, stehen dennoch oftmals ohne Unterstützung da. „Das muss nicht sein.“ Das bedarfsorientierte Unterstützungsangebot der Gender-Werkstatt versteht sich als fach- und disziplinübergreifend. „Das geht von Unterstützung zum korrekten Gendern bis zu Workshops zur Integration von Geschlechterdimensionen in qualitative und quantitative Studien. Die Gender-Werkstatt bietet Interaktionsmöglichkeiten, Vorträge, Trainings und Raum zum Austausch,“ fasst Tichter zusammen.
Zielgruppe der Gender-Werkstatt? Wissenschaftler*innen, in der Qualifikationsphase und darüber hinaus sowie Promotionsinteressierte. Das Schöne: Da die Gender-Werkstatt Teil des universitätsübergreifenden Netzwerks Geschlechteraspekte im Blick ist, können Interessierte neben den Angeboten der Universität Hildesheim auch die Vorträge, Trainings und Workshops anderer Universitäten (beispielsweise in Braunschweig) besuchen. „Dies schafft eine Vernetzung und ermöglicht Austausch. Niemand ist mit den eigenen Fragen allein. Exzellente Forschung sollte heute Geschlechteraspekte enthalten. Damit niemand denkt ‚Hilfe, jetzt muss ich mich auch noch darum kümmern‘ gibt es die Gender-Werkstatt, die an die Hand nimmt.“
Für 2025 sind ein Rhetoriktraining mit dem Fokus auf Argumentationsstrategien für Diversität, die Vernetzung innerhalb der Universität Hildesheim durch Kooperationen mit den Graduiertenkollegs sowie der Workshop Methode Macht Geschlecht, in dem qualitative Interviews unter die Lupe genommen werden, geplant. „Und selbstverständlich ist das Team immer offen für Ideen und Wünsche von außen. Die Angebote orientieren sich an dem, was gebraucht wird.“
Zusätzlich zum Beratungsangebot ist die Gender-Werkstatt, die aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert wird, ein eigenes Forschungsprojekt an sich. Neben Simone Tichter, die das Angebot koordiniert und auch selbst Workshops durchführt, sammelt Diana Höhne Daten, die Aufschluss darüber geben werden, wie die Gender-Werkstatt ankommt und die Angebote genutzt werden. Die Leitung des Projekts liegt bei Prof. Dr. Britta Hoffarth, Professorin für Gender und Bildungskulturen an der Universität Hildesheim.
„Geschlechterforschung geht uns alle an,“ schließt Tichter. „Daher die klare Empfehlung für alle Forschenden: Unbedingt vorbeischauen!“
Alle Angebote der Gender-Werkstatt gibt es hier.