Gedächtnis des Theaters: Fotojournalist Andreas Hartmann

Samstag, 15. Oktober 2016 um 10:58 Uhr

Nachruf – Erinnerungen an den Fotojournalisten Andreas Hartmann, der die Arbeit der Studierenden engagiert und kritisch dokumentiert hat. Seine Fotos von Aufführungen auf der Domäne gehören zum Gedächtnis des Freien Theaters in Niedersachsen. Mit nur 62 Jahren ist der Hildesheimer Fotojournalist verstorben.

Wir haben die traurige Nachricht erhalten, dass der Fotojournalist Andreas Hartmann im Alter von nur 62 Jahren verstorben ist. Er hat von 1990 bis 2015 für die Hildesheimer Allgemeine Zeitung gearbeitet.

Er hat die Entwicklung der Universität Hildesheim – insbesondere in den Kulturwissenschaften, das Projektsemester und die bauliche Entwicklung der Domäne Marienburg – über Jahre begleitet und fotografisch dokumentiert. Andreas Hartmann interessierte sich für die Projekte der Lehrenden und Studierenden und für ihre Wege, die sie gehen – in den Künsten, auf der Bühne, in den Proben, vor dem Publikum, in der Forschung, sagt Universitätspräsident Prof. Wolfgang-Uwe Friedrich. 

„Andreas Hartmann war ein wichtiger Vermittler zwischen dem Theaterinstitut der Universität, dem Theaterhaus Hildesheim und der Stadt. Er hat die Arbeit unserer Studierenden stets engagiert, kritisch und kompetent begleitet und dokumentiert. Seine Fotos von Aufführungen auf der Domäne gehören zum Gedächtnis des Freien Theaters in Niedersachsen. Er war ein leidenschaftlicher Kenner der Szene, den Studierende und Lehrende schmerzlich vermissen werden“, sagt Professor Jens Roselt, Theaterwissenschaftler und Dekan des Fachbereichs Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation der Universität Hildesheim.

„Er hat die ersten Erfolge von Generationen junger Künstler mit seiner Kamera festgehalten"

Ein ehemaliger Student erinnert sich in diesen Tagen: „Ich habe in Hildesheim studiert und während dieser Zeit viel Theater gespielt – in der Kulturfabrik, dem Theaterhaus, in Kasernen, auf der Straße... Andreas Hartmann war immer da. Er hat die ersten Erfolge und die Jugendsünden von Generationen junger Künstler mit seiner Kamera festgehalten. Und dabei hat er nicht nur fantastische Bilder gemacht, sondern war auch immer – mehr als manch anderer Fotograf – respektvoll und sensibel, sowohl was die Kunst als auch was die oft aufgeregten, lampenfiebrigen Künstler betrifft. Sein viel zu früher Tod macht mich traurig und ich bin mir absolut sicher, dass es hunderten ehemaligen Hildesheimer Studenten im gesamten deutschsprachigen Raum genauso geht. Ein großer Verlust für Hildesheim.“

„Andreas Hartmann war wie ein wandelndes Hildesheimer-Theater-Archiv“

Isabel Schwenk studiert an der Universität Kulturwissenschaften und hat das Türkisch-Deutsche Theater geleitet. Das Türkisch-Deutsche Theater wird seit 1990 von Studierenden der Universität Hildesheim und Bürgern aus der Region geleitet. Andreas Hartmann hat Probenprozesse und Premieren dokumentiert. Isabel Schwenk erinnert sich: „Er war stets interessiert an meinen Projekten. Ich erinnere mich gerne an ihn, wie er, fest mit seiner Kamera verwachsen über die Studiobühnen der Universität hopste, immer mittendrin, immer nah dran. Manchmal, wenn ihm etwas gefiel, dann lachte er. Meistens in sich hinein und dann sagte er so Sachen wie: 'Ja das ist gut, richtig so' oder 'weiter machen, einfach weiter machen'. Und dann legte er los und knipste weiter. Einmal kam er, nachdem er eine Generalprobe des Türkisch-Deutschen Theaters fotografiert hatte, zu mir, etwas verschwitzt, schaute mich an, schüttelte den Kopf und legte mir die Hand auf die Schulter – was immer das bedeutet hat, es war stark. Auf seine Meinung legte ich großen Wert.“

Andreas Hartmann sei „wie ein wandelndes Hildesheimer-Theater-Archiv“, so die Theaterstudentin. „Ich hörte ihm gerne zu wenn er von den wilden Stadttheater-Zeiten, den großen Shows und den ausverkauften Häusern sprach. Seine Bilder prägten das Bild der Freien Szene, und er war großzügig. Ich bin wirklich froh ihn gekannt zu haben.“ 

Andreas Hartmann hat das Leben an der Universität dokumentiert. Und dafür sind wir ihm sehr dankbar. Wir werden diesen besonderen Blick vermissen.

Der Mann mit der schweren Fototasche / Nachruf der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung

Auch die Hildesheimer Allgemeine Zeitung erinnert an den langjährigen Fotografen: „Da ist diese Geste. Der Mann mit dem Bart und der schweren Fototasche hält sich den Monitor seiner Kamera vors Gesicht, lupft die Brille, prüft mit zusammengekniffenen Augen und leicht geöffnetem Mund, was er gerade fotografiert hat. Er weiß, was Qualität ist. Er ist Andreas Hartmann. Fotojournalist, Theaterfotograf. Mehr als drei Jahrzehnte lang hat er mit seinen Bildern den Blick auf Hildesheim geprägt, und damit auch die Stadt, die er kennt wie kaum ein anderer. Seine Heimatstadt.“ [Hier lesen Sie den Nachruf von Christian Wolters in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung (link)]


Der Fotograf Andreas Hartmann hat studentische Bühnenprojekte und die Entwicklung der Universität über Jahre dokumentiert: Das Projektsemester (hier 2004), Proben des Türkisch-Deutschen Theaters, das europäische Theaterfestival transeuropa, den Umbau der Domäne Marienburg zum Kulturcampus, Forschung von Psychologieprofessor Kristian Folta-Schoofs im Museum vor der Bernwardstür. Fotos: Andreas Hartmann, Porträtfoto: Chris Gossmann/Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Andreas Hartmann hat die Entwicklung der Universität über Jahre dokumentiert: Das Projektsemester (hier 2004), Proben des Türkisch-Deutschen Theaters, das europäische Theaterfestival transeuropa, den Umbau der Domäne Marienburg zum Kulturcampus, Forschung von Psychologieprofessor Kristian Folta-Schoofs im Museum vor der Bernwardstür. Fotos: Andreas Hartmann, Porträtfoto: Chris Gossmann/Hildesheimer Allgemeine Zeitung