Erinnern und Vergessen: Wie Bilder Geschichte visualisieren

Donnerstag, 27. November 2014 um 17:07 Uhr

Professor Thomas Lange untersucht, wie Zeit und Geschichte in modernen Bildformen visualisiert werden. Auf einer internationalen Konferenz kommen an diesem Wochenende Kunsthistoriker und Forscherinnen aus Serbien, Rumänien, England und Spanien an der Universität Hildesheim zusammen.

Wie beeinflussen Museen Geschichtsbilder? Wie visualisieren die Künste Geschichte und vergangene Ereignisse? Ein Team um Professor Thomas Lange vom Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft der Universität Hildesheim richtet die internationale Tagung „The Uses of Art: History“ im November 2014 auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg aus. Dabei erhalten die Forscher Unterstützung vom Kulturprogramm der Europäischen Union.

Die Kunsthistoriker und Kulturschaffenden erläutern, wie bildende Kunst sich zu „Geschichte“ verhält. Im Fokus stehe weniger die Frage der Evidenz, sondern wie Kunst Ideen, Konzepte und Vorstellungen, aber auch sinnliche und körperliche Erkundungen von Geschichte visualisiert und reflektiert, sagt Thomas Lange. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Serbien, Rumänien, Spanien, England, den Niederlanden und aus Deutschland verstehen Kunst dabei nicht als „Illustration von Geschichte oder historischen Ereignissen“. Sie fragen, wie künstlerische Auseinandersetzungen mit vergangenen und aktuellen Ereignissen ein Geschichtsbewusstsein prägen. Die Fachleute diskutieren, welchen Beitrag Kunstwerke leisten, die „sich durchdringenden Zeitschichten“ sowie Verbindungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit offenzulegen.

Institutionen und Ausstellungskonzepte beeinflussen, wie Geschichtsbilder entstehen und wie sich Menschen damit kritisch auseinandersetzen. Das Museum – als öffentliche Einrichtung und Lernort – biete einen Raum, in dem verschiedene geschichtliche Positionen formuliert, vermittelt und infrage gestellt werden, so Thomas Lange. Er forscht zur Geschichte und Theorie des Bildes in der Moderne und Kunst seit den 1960er Jahren in Europa und USA und untersucht, wie Zeit und Geschichte in modernen Bildformen visualisiert werden. In einem aktuellen Forschungsprojekt „Geschichte visualisieren“ untersucht der Kunsthistoriker der Universität Hildesheim, wie Geschichte in den visuellen Medien von 1800 bis in die Gegenwart dargestellt wird. Lange geht der Frage nach, wie „Geschichte“, „Ereignis“, „Erinnerung“ und „Vergessen“ visuell erfasst werden und Bilder nicht „Illustrationen“, sondern zu „Produzenten von Wissen“ werden. 

Grundlage für die internationale Konferenz im November 2014 ist nun die Analyse von älteren und neueren Kunstwerken. Außerdem haben die Kunsthistoriker Ausstellungskonzepte untersucht, die eine bestimmte historische Zeitspanne behandeln und Bezug zur Vergangenheit herstellen. Die dreitägige Konferenz ist Bestandteil des fünfjährigen von der EU geförderten Projekts „The Uses of Art“, das von „L’Internationale“ initiiert wurde, einem Zusammenschluss von sechs führenden europäischen Museen moderner und zeitgenössischer Kunst aus Ljubljana (Moderna Galerija, Slowenien), Madrid und Barcelona (Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia MNCARS und Museu d’Art Contemporani MACBA, Spanien), Antwerpen (Museum van Hedendaagse Kunst, Belgien), Istanbul und Ankara (SALT, Türkei) und Eindhoven (Van Abbemuseum, Niederlande). An dem EU-Projekt „L’Internationale“ sind weitere Partner, darunter die Stiftungsuniversität Hildesheim, beteiligt.

Geschichte in der bildenden Kunst

Die Tagung findet in englischer Sprache statt. Alle Vorträge sind öffentlich und kostenfrei. Über Geschichte in der bildenden Kunst sprechen zum Beispiel Professor Georges Didi-Huberman (Paris) am Samstag, 29. November 2014, um 17:30 Uhr und Srdja Popovic (Belgrad) am Sonntag, 30. November, um 9:30 Uhr ein. 


Kunsthistoriker fragen auf einer internationalen Konferenz auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg der Hildesheimer Universität, wie Kunstwerke Verbindungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit offenlegen und Geschichte darstellen. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim

Kunsthistoriker fragen auf einer internationalen Konferenz auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg der Hildesheimer Universität, wie Kunstwerke Verbindungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit offenlegen und Geschichte darstellen. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim