Scholten, die in Bielefeld geboren wurde, in Münster studiert hat, in Paderborn ihr Referendariat absolviert hat und danach zunächst einige Jahre als Lehrerin in Hamburg gearbeitet hat, fand über einen Lehrauftrag an der Uni Hamburg im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung ihren Weg in die Wissenschaft. In ihrer Promotion befasste sie sich mit der „Die professionelle Unterrichtswahrnehmung im Geographieunterricht – erste Ansätze zur Konzeptualisierung und Messung“ – ein Thema, das sie in unterschiedlichen Varianten bis heute beschäftigt, und welches sie nun auch mit nach Hildesheim bringt. Im Kern geht es, um die Kompetenzen einer (angehenden) Geographielehrkraft bei der Planung und Durchführung von Geographieunterricht . Wie plant sie den Unterricht adressatenbezogen und im Lichte des Gegenstands Geographie, wie gelingen Durchführung und anschließende Reflexion? Scholten spricht von „unterrichtsnahen Fähigkeiten“, also der Frage, wie eine Lehrperson in einem geographischen Fachkontext auf die Bedürfnisse der Schüler*innen eingeht und mit ihnen interagiert. „Ein konkretes Beispiel wäre, ob die Lehrerin erkennt, dass ein Schüler in der Kartenanalyse noch an einer bestimmten Stelle Unterstützung benötigt.“
Schon seit ihrer Schulzeit kann sich Scholten für das Fach Geographie begeistern. „Meinen Geographie-Leistungskurs habe ich wirklich genossen“, sagt sie. Einer besonders überzeugenden Lehrperson sei das aber weniger zu verdanken gewesen, als der Tatsache, dass das Fach gewissermaßen ein verbindendes Element darstellt zwischen Gesellschaftswissenschaft und Naturwissenschaft. „Die Geographie bietet eine vernetzte Perspektive auf Probleme der Welt“, fasst es Scholten zusammen. So könnten Themen wie Biodiversität, Nachhaltigkeit oder Migration über eine isolierte Fachperspektive hinaus betrachtet und angegangen werden. Für die Geographiedidaktik bedeutet dies beispielsweise die Systemkompetenz von Schülerinnen und Schülern zu fördern und zum vernetzten Denken beizutragen.
In ihrer Forschung will Scholten drei Stränge fortführen, die auch bisher schon ihre wissenschaftliche Laufbahn, zuletzt mit Stationen als Vertretungsprofessorin an der Universität Gießen und akademische Rätin an der Universität Münster, geprägt haben. Dazu gehört die Professionalisierungsforschung von Geographielehrkräften mit dem Blick auf die Kompetenzentwicklung vom Studium und über das Referendariat hinaus bis in die berufliche Praxis. Weiterhin, eng damit verbunden, die Erforschung der Unterrichtsqualität im Fach Geographie. Und als drittes das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung – ein Bereich, in dem Scholten bereits mehrere drittmittelstarke Projekte umsetzen konnte, zum Beispiel zur Partizipation von Jugendlichen an räumlichen Gestaltungsprozessen. „Allerdings finde ich es wichtig, erstmal eine beobachtende Haltung einzunehmen und etwas über die Einrichtung und die Personen zu erfahren, um daran adaptiv meine eigenen Ideen einzubringen.“
Einen Pluspunkt für ihre neue Wirkungsstätte sieht die Fachdidaktikerin darin, dass das Lehramt an der Universität Hildesheim eine große Rolle spielt und durch das CeLeB auch über Hildesheim hinaus stark vertreten ist. „Auch das Hildesheimer Modell finde ich sehr interessant, auch wenn ich der Meinung bin, dass ein Studium vor allem der Reflexion dient und somit einen gewissen Abstand zur Praxis benötigt.“
Auf die Frage, was denn nun nach ihrer bisherigen Forschung, die Antwort sei auf die Frage, was einen guten Geographieunterricht ausmacht, beruft sich Scholten auf das Modell der Drei Basisdimensionen, welches unter anderem die kognitive Aktivierung der Schüler*innen benennt sowie die konstruktive Unterstützung, sowohl sozial-emotional, als auch fachlich. „Dieses Modell gilt fachübergreifend, aber in diesen beiden Dimensionen zeigt sich die Fachspezifität – und genau das versuche ich mit meiner Forschung zu untersuchen und in meiner Lehre zu fördern.“
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