Rund 400 Eltern, Großeltern und Angehörige der Studienanfängerinnen und Studienanfänger haben in dieser Woche die Universität und Stadt Hildesheim aus der Nähe betrachtet.
Darunter die Lehramtsstudentin Anna Hanse und ihre Eltern Cornelia und Holger Hanse. Nach dem Essen in der Mensa schloss sich die Familie einer Studentin an, um in einer Campusführung mehr über den Studienort zu erfahren. Auch Probesitzen im Hörsaal und stöbern in der Universitätsbibliothek gehören dazu. „Es ist eine besondere Lebensphase. Wir wollen unsere Tochter begleiten in die Selbstständigkeit", so der Vater. Dazu gehöre, das Angebot wahrzunehmen, die Universität kennen zu lernen. „Hildesheim ist überschaubar, nicht so anonym. Man entdeckt sicher bald viele bekannte Gesichter auf dem Campus. Als wir gerade die Uni-Sporthalle gesehen haben, und eine Mitarbeiterin bemerkte, dass unsere Tochter noch alles vor sich hat, sagte sie: 'Komm gerne wieder, bei uns kannst du Badminton und Volleyball spielen'. Die Atmosphäre ist angenehm. Wir wohnen auf dem Land in Hornburg, die Stadt hat 3000 Einwohner, da kennt sich auch jeder."
Für die 20-Jährige Studentin beginnen in der nächsten Woche die Vorlesungen in den Fächern Technik und Mathematik. Dabei wird sie im ersten Studienjahr einmal in der Woche nicht im Hörsaal, sondern im Klassenzimmer verbringen und dabei von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Lehrkräften begleitet werden. „Ich habe in der Entscheidungsphase viel mit meinen Eltern gesprochen. Der Praxisbezug war ausschlaggebend, dass ich mich für das Studium an der Universität Hildesheim entschieden habe. Auch meine Lehrer haben mir das Studium hier weiterempfohlen. Ich muss ja herausfinden, ob das das Richtige für mich ist, täglich mit Kindern oder Jugendlichen zu arbeiten. Ich finde es gut, dass ich in einer Realschule und weiteren Schulformen Praxiserfahrungen sammeln kann", sagt Anna Hanse. Nach dem Schulabschluss hatte sie bereits ein Jahr in einer Grundschule mitgewirkt, im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. Das habe ihren Wunsch bestärkt, Lehrerin zu werden.
Nun geht es zur Wohnung: Die Lehramtsstudentin hat nach einer Studienplatzzusage vor zwei Wochen kurzfristig einen Platz im Studentenwohnheim am Hansering gefunden und der Weg zur Universität ist kurz. Allerdings steht der Umzug noch bevor. Auf dem Weg in die eigenen vier Wände sagt ihre Mutter Cornelia Hanse: „Der Festvortrag von der Psychologieprofessorin über Gefühle war sehr gelungen. Wir müssen loslassen. Auch dieser Elterntag gibt uns ein gutes Gefühl, dass unsere Tochter in Hildesheim in Sicherheit und gut aufgehoben ist."
Das Angebot, an einem Elterntag zum Semesterbeginn nicht nur eine kurze Feierstunde anzubieten, sondern ein ganzes Tagesprogramm mit Festvortrag, Theaterbesuch, Campus- und Stadtführungen zu stricken, wird gut angenommen wird. Eltern reisten zum Beispiel aus Berlin und Hamburg, aus Schalksmühle und Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen, aus Cuxhaven an der Nordsee, aus Quickborn in Schleswig-Holstein und Jübar in Sachsen-Anhalt sowie aus vielen niedersächsischen Städten an. An der Universität Hildesheim gibt es vermehrt Studienanfängerinnen und Studienanfänger, die als erste in ihrer Familie ein Hochschulstudium beginnen. Die Angehörigen wollen erfahren, was zum Studienalltag gehört. Dennoch: Die Studienanfänger sind selbstständige Persönlichkeiten, Eltern sollten sich nicht groß in die Stundenplangestaltung einmischen oder die Prüfungsanmeldung übernehmen, sagt Martin Schreiner, Theologieprofessor und Vizepräsident für Stiftungsentwicklung.
Auf einer mittelalterlichen Burganlage ist Familie Schleihahn gelandet: Großeltern, Eltern, Tochter. Tabea Schleihahn, die älteste von vier Töchtern und damit die erste, die in das Unileben startet, studiert seit einem Jahr Philosophie, Künste, Medien auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg. „Wir kennen Hildesheim bisher nur aus Erzählungen, es ist etwas anderes, wenn man die alten Gebäude nun aus der Nähe betrachten kann", sagt Sabine Schleihahn.
Zunächst geht es in den Park auf dem Domänengelände, um etwas über Relikte des diesjährigen Projektsemesters „Verschwendung" zu erfahren. Weiter am Burgtheater entlang, über den Innenhof, in die Räume der Bildenden Kunst, an der Druckgrafik vorbei, während die Großeltern Haide und Klaus Schleihahn die verschiedenen Fassaden der alten Gebäude betrachten. Gerade erst sind auch die Institute für Philosophie und für Kulturpolitik auf die Domäne Marienburg umgezogen, erzählt die Studentin. „Nun habe ich auch die meisten Philosophieseminare im Wintersemester auf der Domäne", freut sich die 20-Jährige. Doch das habe auch Nachteile, was die Versorgung angehe: Die Busanbindung vor allem am Abend sei schwierig und es fehle eine Mensa. Das bemerken auch ihre Großeltern. Die Enkelin pendelt aus der Nähe von Celle nach Hildesheim. „Sie ist nach einem Jahr Studium wirklich angekommen in der Stadt. Wir nehmen deshalb erst jetzt an dem Elterntag teil. So kann sie uns viel mehr berichten, was sie hier macht", sagt ihr Vater Martin Schleihahn. Etwa wie sie Theorie und Praxis verbindet. „Das Projektsemester war der Höhepunkt im ersten Studienjahr, wir haben mehrere Monate zusammen gearbeitet, die Fächer und Semester sind gemischt und so bekomme ich mit, was in der Musik oder Literatur passiert", sagt Tabea Schleihahn.
Der Elterntag begann am Vormittag mit einer Feierstunde mit einem Festvortrag von Professorin Christina Bermeitinger im Audimax der Universität. Studierende führten über die Campi der Hochschule. Danach folgten Stadtführungen und ein Besuch im Theater für Niedersachsen am Abend. Angehörige sollen so erfahren, wo ihr Kind landet.
Rückblick mit Bildern auf den Elterntag 2013
www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/elterntag-probesitzen-im-hoersaal/