„Gestern musste ich weinen“, beginnt Dr. Brenda Mendoza González. „Ich weinte mit einer anderen Studentin zusammen. Es war ein magischer Moment.“ In einem Seminar erzählte die Psychologin den Studierenden von ihrer Forschung zu (Cyber-)Mobbing an Schulen. In dem Zuge berichtete sie auch von Hospitationen an Schulen, die in sehr gefährlichen Gebieten in Mexiko liegen. Am Ende des Seminars kam eine Studentin mit syrischem Migrationshintergrund nach vorne. „Sie hat mir erzählt, dass meine Berichte sie sehr bewegt haben. Sie haben ihr Motivation gegeben, niemals aufzuhören, an sich selbst zu arbeiten, nachdem, was sie in Syrien erlebt hat.“ Während beiden die Tränen über das Gesicht liefen, spürten sie eine Verbindung. Eine Verbindung durch ähnliche Erfahrungen, die in manchen Ländern Lebensrealität sind und in anderen kaum zur Sprache kommen. „Sie hat sich gesehen gefühlt. Sie konnte nachvollziehen, wovon ich gesprochen habe und vice versa.“ Da die Sicherheitsstandards in Deutschland damit nicht vergleichbar seien, könne sich die Studentin hier kaum über diesen Teil ihres Erfahrungshorizonts austauschen.
Während ihres neuntägigen Verbleibs in Hildesheim im Rahmen des Programms Erasmus+, besucht die Psychologin Seminare sowie Vorlesungen und referiert über ihre Forschung an der UAEMéx. „Ich habe Interventionsprogramme gegen Mobbing und Gewalt an Schulen und in der Familie entwickelt“, berichtet sie. An der Universität Hildesheim habe sie bereits viele nachhaltig bereichernde Eindrücke gesammelt: „Ich bin mir sicher, ich werde als veränderte Person und Professorin nach Toluca zurückkommen. Ich möchte einige Dinge in meiner Lehre implementieren, die ich hier in den Kursen kennengelernt habe“, sagt sie. Auch mit einem weiteren Forschungsprojekt kehrt die Wissenschaftlerin in die Heimat zurück: Mit Prof. Dr. Claudia Mähler, Professorin für Pädagogische Psychologie und Diagnostik an der Universität Hildesheim, möchte sie die Bildung von Kindern innerhalb von Familien aus Mexiko mit derer in Familien aus Deutschland vergleichen.
„Hier ist es so still“, meint Dr. Alejandra López Olivera, Dekanin der Sprachenfakultät der UAEMéx, lachend. „Bei uns ist es immer laut: Wenn ich im Kurs unterrichte, hört man Musik aus dem Garten, weil dort gerade Studierende tanzen. Dazu hört unsere Sekretärin lautstark Musik, sodass der ganze Flur davon erfüllt ist und bei jedem Einzelnen läuft ebenfalls Musik im Büro. Hier ist es im Vergleich sehr still“, berichtet sie. „Sehr!“ betont sie noch einmal und Mateo Acevedo nickt zustimmend. Er arbeitet im „International Translation Laboratory“ an der UAEMéx und möchte während seines Aufenthalts in Hildesheim ein Tandem zwischen Hildesheimer Studierenden der Übersetzungswissenschaften und solchen aus Toluca organisieren. Zwischen dem Fachbereich für Sprach- und Informationswissenschaften der Universität Hildesheim und der Sprachenfakultät der UAEMéx besteht seit 2008 ein kontinuierlicher Austausch. Seit 2010 sind die Universitäten Partnerhochschulen. Das Verbindungsbüro der UAEMéx für Deutschland wurde an der Universität Hildesheim 2016 etabliert.
Bei der „Summer School of Translation Sciences“ an der UAEMéx in der zweiten Septemberhälfte diesen Jahres werden sechs Wissenschaftler*innen und Mitarbeitende der Universität Hildesheim unterrichten und mitwirken: Prof. Dr. Bettina Kluge (Vizepräsidentin für Internationales), Prof. Dr. Ekaterina Lapshinova-Koltunski, Dr. Conchita Otero, Sofia Dalkeranidou und Sergio Hernández aus dem Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation sowie María Camacho-Mohr aus dem International Office. Gefördert wird die „Summer School“ durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der auch den Kurztrip von Dr. Alejandra López Olivera im Rahmen von Translang 2021-2024 nach Hildesheim finanziert hat. Die Aufenthalte von Dr. Brenda Mendoza González, Mateo Acevedo und Karla Brito wurden durch das Programm Erasmus+ KA107 2020-2023 unterstützt.