„Die Zahl der Personen mit Zuwanderungshintergrund wächst in Deutschland und vielen anderen Staaten. Der Schlüssel zu ihrer Integration ist eine erfolgreiche Bildungsbeteiligung", sagt Prof. Dr. Janna Teltemann vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim.
Die Hildesheimer Professorin für Bildungssoziologie weist darauf hin: „Eine wachsende Zahl an Forschungsarbeiten zeigt, dass Schüler*innen mit Migrationshintergrund in verschiedenen Ländern unterschiedlich abschneiden. Dies kann mitunter daran liegen, dass sich die Zuwander*innengruppen in den verschiedenen Ländern unterscheiden. Allerdings zeigen bisherige Untersuchungen, dass die Unterschiede in der Kompetenzentwicklung und im Bildungserfolg nicht gänzlich durch individuelle Faktoren wie die Herkunft, den Sprachgebrauch zu Hause oder die Ausstattung mit bildungsrelevanten Ressourcen erklärt werden können“
Weil sich der Bildungserfolg von Migrant*innen deutlich zwischen Bildungssystemen unterscheidet, sei es naheliegend, Merkmale von Bildungssystemen als mögliche Ursachen für diese Unterschiede in den Blick zu nehmen, so Professorin Teltemann. Der Einfluss von Bildungssystemen sei auch deshalb von großem Interesse, da Bildungssysteme „potenziell veränderbar und anpassbar“ sind.
DFG-Forschungsprojekt – Aufbereitung der Daten internationaler Schulleistungsstudien von 1995 bis 2018
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Forschungsprojekt „SysteMig Bildungssysteme und migrationsspezifische Bildungsungleichheit: Harmonisierung von Kontextdaten aus internationalen Schulleistungsstudien zur Analyse von Bildungssystemeffekten auf die Entwicklung migrationsspezifischer Kompetenzungleichheiten“ der Universität Hildesheim von 2020 bis 2023.
In dem Projekt untersucht ein Forschungsteam um Prof. Dr. Janna Teltemann international vergleichend, inwieweit institutionelle Eigenschaften von Bildungssystemen die Entstehung migrationsspezifischer Bildungsungleichheit beim Kompetenzerwerb beeinflussen. Dafür werden Daten aus den wichtigsten internationalen Schulleistungsstudien (PISA, TIMSS, IGLU/PIRLS) zwischen 1995 und 2018 so aufbereitet, dass sie vergleichbar und kombinierbar sind.
Damit wird es möglich, Merkmale der Bildungssysteme und Bildungsergebnisse in einer großen Zahl von Ländern (im Fall von PISA in bis zu 70 Ländern) zu untersuchen.
Mit ersten Forschungsbefunden ist im Herbst 2021 zu rechnen. In dem Projekt kooperiert das Forschungsteam der Universität Hildesheim mit Prof. Dr. Reinhard Schunck von der Bergischen Universität Wuppertal.
International vergleichende Analyse von Bildungssystemen und Bildungsergebnissen
Ein Ziel ist es, die neu entstandenen vergleichbaren Datensätze der wissenschaftlichen Community zur Verfügung zu stellen.
„Eine besondere Herausforderung liegt darin, die verschiedenen Schulleistungsstudien so aufzubereiten, dass sie über den gesamten Zeitraum vergleichend analysiert werden können“, sagt Janna Teltemann, „denn die Schulleistungsstudien sind in erster Linie dafür gemacht, die teilnehmenden Länder über die Kompetenzentwicklung und den Lernerfolg ihrer Schüler*innen zu informieren. Es bedarf daher umfangreicher Vorbereitungen, bis die Daten in einer Form vorliegen, die es erlaubt, die für das Projekt notwendigen Analysen durchzuführen.“