Hildesheimer Musiktheater bruit! gewinnt Jury-Preis beim Berliner 100-Grad-Festival

Donnerstag, 01. März 2012 um 12:32 Uhr

„Wir arbeiten mit dem Phänomen des Rauschens“, erklärt Karoline Kähler vom Musiktheater bruit!. Gemeinsam mit Studierenden und Absolventen der Universität Hildesheim hat die Kulturwissenschaftlerin musikalisch szenische Versuchsanordnungen entworfen, um sich dem Rauschen zu nähern. Dafür erhalten sie den Jury-Preis des 100-Grad-Festivals in Berlin.

„Das Rauschen ist ein komplexes, akustisches, philosophisches und ästhetisches Phänomen“, sagt Karoline Kähler. In der Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Rauschens entstehen in einem installativen Laborsetting Geräuschwelten, Schrottkompositionen, Sprachstücke und absurd verschrobene Forscherszenen. „Unser Stück ist vor allem eine Aufforderung zum Hören und fordert die Zuhörer und Zuschauer in ihrer Wahrnehmungshaltung heraus.“ Die 27-jährige Kielerin hat ihr Studium „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ an der Universität Hildesheim jüngst erfolgreich abgeschlossen. „An der Uni Hildesheim habe ich gelernt, wie man sich künstlerisch praktisch als auch wissenschaftlich mit Themen auseinandersetzt und wie beide Herangehensweisen auch ineinander aufgehen können“, so Karoline Kähler.

Bruit! – das bedeutet Krach, Lärm, Rauschen. So ist es konsequent, dass die Kulturwissenschaftler ihre Produktion „es glaubt es rauscht“ nennen. Ende Februar 2012 wurden sie mit einem von fünf Jury-Preisen des 100-Grad-Festivals in Berlin ausgezeichnet. Am 13. und 14. März zeigen sie ihre Inszenierung beim best-off in Berlin, anschließend reisen sie nach Stettin. Ein Austauschprojekt mit Russland ist in Planung.

Das Quartett – Karoline Kähler, Julia Hundt, Matthias Meyer und Marcus Thomas – setzt sich zusammen aus Musikern, Theater- und Medienschaffenden und Raumforschern, die alle an der Universität Hildesheim studieren oder studiert haben. Matthias Meyer, der im Hauptfach Musik studiert, schätzt den „Pool an Kreativen Menschen aus ganz unterschiedlichen Richtungen und Interessen an der Uni“. „Die interdisziplinäre Arbeit von bruit! zeigt auf wunderbare Weise, wie sich die theoretische und künstlerisch-praktische Auseinandersetzung mit Phänomenen des Rauschens gegenseitig befruchten können und zu einem Musiktheaterabend führen, der zudem einfach Spaß macht“, unterstreicht Prof. Dr. Matthias Rebstock, vom Institut für Musik und Musikwissenschaft.

„Wir untersuchen in unseren musiktheatralen Versuchsanordnungen kulturelle und gesellschaftliche Phänomene auf ihre Sinnlichkeit und Relevanz“, erklärt Meyer. Für die Produktion „es glaubt es rauscht” (2010) sind die einzelnen Gruppenmitglieder in einer intensiven Recherchephase den verschiedenen Aspekten des Rauschens nachgegangen und haben durch ihre unterschiedlichen Herangehensweisen einen vielfältigen Fundus an Material entwickelt, das im nächsten Arbeitsschritt verdreht, uminterpretiert, abstrahiert, in neue Kontexte gestellt und zu ersten Szenenideen zusammengesetzt wurde. „Raum, Klang, Sprache und Musik waren dabei stets gleichberechtigte Partner im Entstehungsprozess des Stückes“, sagt Meyer. Sie musizieren auf Schrottgegenständen, klassischen Instrumenten wie Klavier und Cello, arbeiten mit elektronischen Sounds, Keyboards, experimentieren mit Sprache und Stimme und bespielen die von Julia Hundt entworfene Rauminstallation.

Nach dem Studium wollen sie sich gemeinsam in die freie Theaterszene stürzen – und sehen sich darauf professionell vorbereitet.

Weitere Informationen, Trailer und Features unter: www.musiktheaterbruit.de und auf facebook (musiktheaterbruit).


Bruit! – das bedeutet Krach, Lärm, Rauschen: Matthias Meyer, Karoline Kähler, Marcus Thomas.

Bruit! – das bedeutet Krach, Lärm, Rauschen: Die Kulturwissenschaftler Matthias Meyer, Karoline Kähler, Marcus Thomas.